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Klima

Rio+20 – Klimakonvention: Mehr Emissionen denn je

Viele heiße Luft, wenig konkrete Erfolge

Die Klimazahlen seien richtiggehend entmutigend, schreiben Jeff Tollefson und Natasha Gilbert in ihrem Artikel im Fachmagazin „Nature“. 1990 pumpte die Menschheit 22,7 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre, bis 2010 erhöhte sich diese Menge um 45 Prozent auf 33 Milliarden Tonnen. Allein im Jahr 2010 stiegen die Emissionen um fünf Prozent – mehr als jemals zuvor in nur einem Jahr.

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Zwar sei es den Industrieländern gelungen, die Emissionen von Kohlendioxid zumindest in Teilen herunterzuschrauben. Das Ziel des Kyoto-Protokolls von rund sieben Prozent weniger Treibhausgas-Ausstoß habe die Mehrheit erreicht. Das allerdings liegt weniger an gezielten Klimaschutzmaßnahmen als vielmehr an den politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen: Der Zusammenbruch des Ostblocks legte viele CO2-Schleudern lahm, die Finanzkrise dämpfte ebenfalls die Wirtschaft und damit auch den Ausstoß der Fabriken und Industrien.

Fronten sind seit Jahren verhärtet

Gleichzeitig aber haben die Entwicklungs- und Schwellenländer deutlich aufgeholt: Ihre Emissionen haben sich von 1990 bis 2010 mehr als verdoppelt. Ihr Anteil am weltweiten Treibhausgas-Ausstoß stieg von 29 Prozent auf 54 Prozent. Als Folge haben sich auch die Fronten bei den Klimaverhandlungen verhärtet: Die Industrieländer sind nicht mehr willens, allein die Last des Klimaschutzes zu tragen. Die Entwicklungsländer pochen auf ihr Recht auf ungebremstes wirtschaftliches Wachstum und sehen noch immer in den Industrieländern die Hauptschuldigen für den Klimawandel. Bis 2015, so der aktuelle Stand, will man nun für dieses Patt eine Lösung finden und einen konkreten Fahrplan, den Nachfolger des Kyoto-Protokolls aufstellen. Ob dies gelingen kann, bleibt aber unklar.

Immerhin bescheinigen die Nature-Autoren den Vertragsstaaten der Klimakonvention durchaus einige kleinere Erfolge: So sei die Einrichtung des Weltklimarats IPCC ein wichtiger Schritt gewesen, um die Diskussion wissenschaftlich zu untermauern und den Status des Klimas zu bewerten. Zudem sei das weltweite Bewusstsein für den Klimawandel und die Notwendigkeit von Gegenmaßnahmen in den letzten 20 Jahren stark gewachsen. Auch Strategien wie der Emissionshandel und der in vielen Ländern betriebene Umstieg auf erneuerbare Energien und emissionsärmere Produktionsweisen seien erste Erfolge. „Wahrscheinlich stehen wir heute ein wenig besser da als wenn wir diese ganzen Verhandlungen nicht gehabt hätten“, sagt David Victor, Völkerrechtler von der University of California in San Diago in „Nature“. Aber die Belege dafür müsse man schon mit der Lupe suchen.

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Mehr zur Konferenz Rio+20 und der Bilanz 20 Jahre nach dem Erdgipfel finden Sie in unserem Rio+20-Special.

(Nature, Geo-5, 18.06.2012 – NPO)

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