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Archäologie

Pompeji: Überreste von reichem Mann und Sklaven entdeckt

Pyroklastischer Strom tötete beide Männer auf der Flucht vor dem Vulkan

Pompeji-Tote
Blick auf die beiden in Pompeji entdeckten Toten. Es handelt sich wahrscheinlich um einen reichen Mann und seinen Haussklaven. © Archäologischer Park Pompeji

Schnelles Ende: In Pompeji haben Archäologen die sterblichen Überreste von zwei Männern entdeckt, die beim Ausbruch des Vesuv vor 2.000 Jahren getötet wurden. Kleidung und Körper sprechen dafür, dass es sich um einen reichen Mann mittleren Alters und seinen jungen Sklaven handelte. Die beiden Männer wurden wahrscheinlich auf der Flucht von einem Strom aus Glut und Asche überrascht und getötet.

Der Ausbruch des Vesuv im Jahr 79 nach Christus ließ die römischen Städte Pompeji und Herculaneum in Lava und Asche versinken, rasende Ströme aus heißen Gasen und Asche brachten vielen Bewohner den sofortigen Tod. Gleichzeitig konservierten sie die Toten und ihre Habseligkeiten wie in einer Zeitkapsel. Ihre Körperformen, ihr Skelett und sogar Reste des Gehirns einiger Opfer blieben erhalten und geben einzigartige Einblicke in das Leben zu jener Zeit.

Skelett
Leiche eines der Männer vor ihrem Ausgießen mit Gips © Archäologischer Park Pompeji

Bei der Flucht überrascht

Jetzt haben Archäologen einen neuen Fund gemacht. Bei Ausgrabungen in Civita Giuliana, einem Vorort rund 700 Meter südwestlich von Pompeji stießen sie im Untergeschoss einer Villa auf die Überreste von zwei Männern. Sie lagen im Kryptoportikus, einer Art Wandelgang, der unter der Villa entlangführte. Beim Vulkanausbruch füllte sich dieser Gang mit Asche und wurde von den Trümmern der darüber eingestürzten Räume begraben.

Die Archäologen vermuten, dass die beiden Männer bei der Flucht vor der Eruption von einem pyroklastischen Strom überrascht wurden. Dieser traf die Villa am frühen Morgen des 25. Oktober 79 und erstickte die beiden Flüchtenden, bevor sie sich in Sicherheit bringen konnten. Sie fielen zu Boden, starben und wurden von der Asche umhüllt.

Der Hausherr und sein Sklave?

Bei den beiden Toten handelt es sich nach Auskunft der Archäologen wahrscheinlich um einen älteren reichen Mann und einen seiner Haussklaven. Erkennbar sei dies an der Kleidung, deren Abdrücke in der Aschenhülle erhalten sind, aber auch am Zustand des Skeletts. Der rund 40-jährige Hausherr liegt auf dem Rücken mit gekreuzten Armen und leicht angewinkelten Beinen auf dem Boden. Er trägt eine Tunika und darüber einen wollenen Mantel, der mit einer Spange an der Schulter befestigt war.

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Das zweite Opfer ist schmächtiger und mit 18 bis 25 Jahren deutlich jünger. Seine Wirbelsäule zeigt Spuren der Kompression, die für einen so jungen Mann ungewöhnlich sind und auf schwere körperliche Arbeit hindeuten, wie die Archäologen berichten. Sie gehen deshalb davon aus, dass es sich um einen Sklaven gehandelt haben könnte. Er trug bei seinem Tod eine kurze wollene Tunika.

Schlafräume, Bankettsaal und Stallungen

Die seit Januar 2020 laufenden Ausgrabungen in Civita Giuliana haben bereits mehrere Räume in der Villa mit Blick über den Golf von Neapel freigelegt. Unter ihnen sind zwei Schlafräume mit dekorativen Mosaikböden sowie eine Art Bankettsaal mit Säulen und Marmorfliesen am Fußboden. Der teils unterirdische Kryptoportikus, in dem die beiden Toten entdeckt wurden, erstreckte sich über mindestens 56 Meter teilweise unter der Terrasse entlang und mündete in einem Portal, das Zugang zu den oberen Etagen der Villa bot.

Im Bedienstetentrakt der Villa haben Archäologen bereits den Stall mit den Überresten eines Pferdes entdeckt. Es war so gut erhalten, dass sie den ersten Gipsabdruck eines Pferdes in Pompeji erstellen konnten. Auch von den beiden menschlichen Überresten sind inzwischen Gipsabdrücke gemacht worden. Diese Technik stellt sicher, dass die Körperformen der Toten auch nach der Ausgrabung erhalten bleiben. Proben der Knochen und weitere Teile wurden zuvor für weitere Analysen entnommen.

So wurden die beiden Toten gefunden.© Pompeii Sites

Quelle: Archäologischer Park Pompeji

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