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Polarstern unterwegs zum Larsen-Schelfeis

Forschungsziel: Globale Erwärmung und das Kollabieren von Schelfeis

Larsen- Schelfeis (April 2002) © NASA

Durch den Abbruch des Larsen-B-Schelfeises entlang der Antarktischen Halbinsel im Jahr 2002 wurde eine bisher von Eis und Schnee bedeckte Fläche erstmals zugänglich. Diese rund 3.250 Quadratkilometer große Region stellt noch einen weißen Fleck auf den wissenschaftlichen Karten der Antarktis dar. Noch bis Januar 2007 ist daher ein internationales Team mit dem Forschungsschiff Polarstern unterwegs, um erste biologische und geologische Untersuchungen vorzunehmen. Sie erhoffen sich unter anderem Aufschlüsse über die Zusammenhänge zwischen der globalen Erwärmung und dem Kollabieren von Schelfeis.

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Rund 25 verschiedene Forschungsprojekte werden in den nächsten Wochen von den 47 Wissenschaftlern aus 12 verschiedenen Ländern an Bord der Polarstern durchgeführt. Der Fokus der wissenschaftlichen Arbeiten liegt dabei auf den biologischen Besonderheiten der Schelfeis-Region. Zu den wichtigsten Projektpartnern zählt das Programm Census of Antarctic Marine Life (CAML), das zum Ziel hat, sämtliche Lebewesen in der Antarktis zu erfassen. Auch das Alfred-Wegener-Institut Bremerhaven ist an der Expedition beteiligt.

Eisabfluss beschleunigt Meeresspiegelanstieg?

Wenn antarktische Gletscher die Küste des Kontinents erreichen, schwimmen sie auf und werden zu Schelfeis. Durch Kalben lösen sich große Stücke, die als Eisberge wegtreiben. Seit 1974 hat sich eine Fläche von rund 13.500 Quadratkilometer von den Schelfeisen der Antarktischen Halbinsel abgelöst. Ein Phänomen, das auf eine lokale Erwärmung um zwei Grad Celsius innerhalb der letzten 50 Jahre zurückgeht.

Viele Wissenschaftler sind beunruhigt, dass ähnliche Abbrüche auch in anderen Gebieten auftreten, den Eisabfluss beschleunigen und somit den Anstieg des Meeresspiegels weiter vorantreiben könnten. Der Abbruch der Larsen-B-Platform im Februar 2002 ist das letzte und bisher größte dieser Ereignisse. Vermutlich durch Veränderungen in den Meeresströmungen hat die lokale Erwärmung 3.250 Quadratkilometer Meeresoberfläche von seiner Eisbedeckung befreit, die dort seit mindestens 5.000 Jahren vorhanden war.

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Evolution der Bodenfauna

Sobald das Eis abgebrochen und abtransportiert ist, wandern pflanzliche und tierische Planktonorganismen in das neu gewonnene Gebiet und gedeihen dort. Wissenschaftlern bietet dies die Möglichkeit, den Prozess der Wiederbesiedlung und die Entwicklung der Lebensgemeinschaften am Meeresboden, die von Plankton abhängen, zu beobachten. Mit verschieden Netzen, Greifern und Fallen werden Proben genommen. Die verschiedenen Techniken sowie ein ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug mit Videokamera werden die Beschreibung neuer Arten aus dieser unberührten Umwelt ermöglichen.

Eine typische Vergesellschaftung am Boden des Weddelmeer-Schelfes: Auf einer Hornkoralle leben Haarsterne und durch ihre fast weißen Arme auffallende Schlangensterne. © Julian Gutt, AWI

Die wissenschaftlichen Studien befassen sich mit Mikroorganismen, Schwämmen, Krebsen, Tintenfischen, Seesternen und Walen. Die Organismen und ihre Lebensräumen von der Schelfeiskante bis ins offene Meer werden ein Maßstab für frühe Besiedlung sein. Diese Untersuchungen können zur Bewertung von Veränderungen der Biodiversität von antarktischen Lebensgemeinschaften dienen. Sie können dann zum Vergleich für andere Gebiete der Antarktis herangezogen werden, wo der Abbruch von Schelfeis bereits erwartet wird.

„Cold seeps“ im Visier

Die Expedition dient auch dazu, die ersten Untersuchungen an Lebensgemeinschaften an so genannten „cold seeps“ durchzuführen. Das sind Stellen am Meeresboden, an denen Methan und andere gelöste Gase austreten. 2005 wurde die erste ihrer Art in der Antarktis von einem amerikanischen Geowissenschaftler-Team entdeckt. In dieser acht Quadratkilometer großen Zone treten gelöste Gase und Schlamm aus, die die Grundlage für Bakteriengemeinschaften bieten. Große Ansammlungen von Muscheln sind dort zu finden. Diese Weichtiere und ihre assoziierte Fauna leben wahrscheinlich von chemischer Energie aus dem Erdinneren im Gegensatz zu Lebewesen die von Photosynthese oder heißen Quellen leben.

Ein weiterer Teil der Expedition widmet sich den Fischbeständen der Antarktis und knüpft an ein Dutzend ähnlicher Begutachtungen seit 1976 an. Das Projekt trägt zur Konvention zum Schutz der lebenden Meeresschätze der Antarktis bei. Die Wissenschaftler kontrollieren kürzlich befischte Gebiete im Bereich der Antarktischen Halbinsel und erfassen den Erholungsstatus der Bestände.

(Alfred-Wegener-Institut, 12.12.2006 – AHE)

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