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Umwelt

Pestizide in Johannis- und Stachelbeeren

Verbotene Pflanzenschutzmittel nachgewiesen

Johannisbeeren © USDA

Konventionell angebaute Johannis- und Stachelbeeren aus dem Angebot der sechs größten deutschen Supermarktketten sind stark mit giftigen Spritzmitteln belastet. Das zeigte sich in einer neuen Untersuchung des Greenpeace-EinkaufsNetzes. In 89 Prozent der konventionellen Proben fanden die Umweltschützer Pestizid-Rückstände, elf Prozent der Früchte erreichen oder überschreiten sogar die zulässigen Grenzwerte.

Greenpeace-Mitarbeiter hatten Anfang Juli in ganz Deutschland 31 Proben von Strauchbeeren gekauft. Sie stammen aus dem Angebot von Aldi, Edeka, Lidl, Metro (mit Real und Kaufhof), Rewe (mit Penny, Karstadt), Edeka/Spar, Tengelmann/Plus sowie zwei Bio-Märkten. Ein anerkanntes Speziallabor hat die Beeren untersucht. 30 Proben stammten aus Deutschland, eine aus Ungarn.

Nur wenige Beeren unbelastet

Das Ergebnis: 32 Prozent der getesteten Beeren aus konventionellem Anbau bewertet Greenpeace wegen der kritisch hohen Pestizidbelastung als „mangelhaft und nicht empfehlenswert“. Bei 57 Prozent ist Vorsicht angebracht, da die Pestizidbelastung über 0,01 Milligramm pro Kilogramm liegt. Nur elf Prozent der Beeren aus konventionellem Anbau sowie alle drei zusätzlich getesteten Beeren aus Bio-Anbau sind unbelastet und damit „empfehlenswert“.

Über zwei Drittel der Beeren enthalten einen Giftcocktail von bis zu sieben verschiedenen Pestiziden. Zudem fielen nicht zugelassene Spritzmittel in Beeren aus Deutschland auf – ein deutlicher Hinweis auf den illegalen Einsatz von Agrargiften. „Das ist ein miserables Zeugnis für Früchte aus Deutschland“, urteilte Greenpeace-Chemieexperte Manfred Krautter. „Gesundheitlich besonders bedenklich sind die Giftcocktails mit mehreren Stoffen.“

Grenzwerte angehoben

EU und Verbraucherministerium haben die Pestizidgrenzwerte für Lebensmittel in den letzten Jahren massiv angehoben. Würden die heutigen Messresultate nach den schärferen Höchstmengen aus dem Jahr 2001 bewertet, hätten 68 Prozent der Proben das gesetzliche Limit überschritten. „Die gesetzlichen Höchstmengen sind heute so lax, dass auch hohe Pestizidbelastungen zu einem politisch geschönten Ergebnis führen. So bekommen wir ganz legal immer mehr Pestizide auf den Teller“, erklärt Krautter. Greenpeace stützt seine Testbewertungen daher nur noch eingeschränkt auf die gesetzlichen Höchstmengen und zieht dafür verlässlichere toxikologische Parameter heran.

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Industrieverband kritisiert Testinterpretation

Der Industrieverband Agrar kritisierte dagegen genau diese Vorgehensweise: Was zulässig sei, werde durch die Wissenschaftler des Bundesinstituts für Risikobewertung abgesteckt, das die Höchstmengen festlegt. Denn Beeren müssen gegen Krankheiten und Schädlinge geschützt werden; Spuren der Pflanzenschutzmittel können zurückbleiben. Sie dürfen aber nicht höher sein, als bei richtiger Anwendung der Mittel unvermeidbar ist. Sicherheit für die Verbraucher sei oberstes Gebot. Im Regelfall bergen daher auch die Überschreitung der Höchstmengen oder das Zusammentreffen verschiedener Substanzen kein Risiko.

Greenpeace zieht jedoch einen anderen Schluss aus den Tests: Johannis- und Stachelbeeren seien stark mit giftigen Spritzmitteln belastet. Viele der insgesamt 20 nachgewiesenen Pestizide gelten als Krebs erregend, hormonell wirksam, nervengiftig oder können die Fortpflanzung beeinträchtigen. „Die Bundesländer müssen die Lebensmittelkontrollen massiv verschärfen und die Handelsketten müssen endlich garantieren, nur noch einwandfreie Ware zu verkaufen“, forderte Krautter.

(Greenpeace, IVA, 26.07.2005 – NPO)

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