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Geowissen

Pakistan: Zahl der Erdbeben-Toten steigt weiter

Noch immer Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten

Mehr als eine Woche nach dem verheerenden Erdbeben im pakistanisch-indischen Grenzgebiet am 8. Oktober 2005 ist die Zahl der Todesopfer auf mehr als 53.000 angestiegen. Dies teilte am Wochenende die pakistanische Regierung mit. Nach Angaben von Rettungskräften wurden zudem mindestens 65.000 Menschen verletzt und insgesamt 3,3 Millionen Bewohner des Krisengebietes obdachlos.

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Rettungskräfte und Politiker gehen allerdings davon aus, dass die Naturkatastrophe viel mehr Menschenleben gefordert hat als bisher offiziell bestätigt sind. Denn noch immer laufen die Aufräumarbeiten auf Hochtouren und die Helfer haben längst nicht alle von der Außenwelt abgeschnittenen Gebiete in der Region erreicht. Der Ministerpräsident von Kaschmir Sikandar Hayat Khan und verschiedene Hilfsorganisationen vermuten deshalb, dass der Naturkatastrophe bis zu 80.000 Menschen zum Opfer gefallen sind.

Wie durch ein Wunder werden gelegentlich noch immer Verschüttete lebend geborgen. So konnten die Rettungskräfte am Sonntag ein dreijähriges Mädchen mit Kinderlähmung aus den Trümmern eines völlig zerstörten Gebäudes ziehen.

Die Suche nach Überlebenden oder Leichen wird erschwert durch Gewitter und strömenden Regen. Teilweise verhindern die widrigen Witterungsbedingungen sogar die Verteilung von Lebensmitteln, Decken und Zelten vor allem in den abgelegenen Regionen. Manchmal versuchen die Helfer sogar zu Fuß oder mit Packtieren zu den zerstörten Dörfern vorzudringen.

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„Unzählige Menschen haben alles verloren und konnten nur ihr Leben retten“, erklärte Benjamin Schaeffer von der Hilfsorganisation ora international Deutschland. „Nun ist der anstehende Winter eine neue Lebensbedrohung.“ Eine Jahreszeit, die in den Ausläufern des Himalaja, besonders lange und sehr ausgeprägt andauert. Sollte es nicht gelingen, tausende Obdachlose in winterfesten Unterkünften unterzubringen, droht nach der Naturkatastrophe eine weitere menschliche Tragödie.

„Sogar die Menschen, die wir erreichen konnten, haben fast nur Plastikplanen, um sich vor der Witterung zu schützen. Die Temperaturen sinken nachts stark und jetzt soll es auch noch schneien“ sagte auch Mia Turner vom UN Welternährungsprogramm (WFP).

Staus behindern Notfalversorgung

Das WFP hat unterdessen mit der Verteilung von Nahrungsmitteln auch in Bergdörfer nahe dem Epizentrum des pakistanischen Erdbebens begonnen.

Die Hilfslieferungen wurden jedoch durch die beschädigten Straßen und Erdrutsche behindert. Viele Gebiete sind nur mit Hubschraubern zu erreichen. WFP-Lastwagen mit Spezialkeksen fuhren von Muzaffarabad in verschiedene Richtungen, um so viele Menschen wie möglich in Dörfern zu erreichen, die bisher noch keine Hilfe bekommen haben. Die Spezialkekse sind mit Mineralstoffen und Vitaminen angereichert.

„Wir sind Richtung Süden gefahren, aber nach zehn Kilometern gab es keine Strasse mehr. Die Strassendecke sah aus wie eine Treppe. Wir haben die Dorfbewohner benachrichtigt und sie haben sich die Nahrung zu Fuß abgeholt“, sagte Turner. „Wir werden Helikopter benutzen müssen, um die Menschen hier zu versorgen.“

Der Zugang zu den Dörfern wird auch durch völlig verstopfte Straßen mit oft kilometerlangen Staus behindert.

(MMCD, ora, WFP, 17.10.2005 – DLO)

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