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Archäologie

Pakistan: „Doppelter“ Buddha überrascht Forscher

Darstellungen dieser Art in der Region bislang unbekannt

Stupa mit flankierenden Buddhas © Heidelberger Akademie der Wissenschaften

In einer entlegenen Hochgebirgsregion Nordpakistans, dort wo Hindukusch, Himalaya und Karakorum zusammenstoßen, haben Wissenschaftler ein ungewöhnliches Felsbild mit zwei Buddhas, die eine heilige Stätte flankieren, entdeckt. Buddha-Darstellungen dieser Art waren nach Angaben der Forscher der Heidelberger Akademie der Wissenschaften in der Region bislang unbekannt.

Im Schatten des mächtigen Achttausenders Nanga Parbat strömt seit Urzeiten der Indus. Seine Quellen liegen jenseits der ewig vergletscherten Höhen in Tibet am heiligen Berg Kailasch. Doch schon bald schwillt er zu einem mächtigen Strom an, tief hat er sein Bett in die Schluchten eingegraben. Er prägt diese urtümliche Landschaft.

Just hier, in dieser abgeschiedenen Region, liegt eine einzigartige Ansammlung von Felsbildern, die zu den bedeutsamsten weltweit zählt. Mehr als 50.000 Felszeichnungen und rund 5.000 Inschriften wurden über die Jahrtausende auf den blanken Fels eingraviert. Die ersten stammen aus der Jungsteinzeit vor 6.000 Jahren, die jüngsten datieren etwa auf das 14. Jahrhundert.

Im Oktober kehrten Heidelberger Forscher um Professor Harald Hauptmann von ihrer jüngsten Kampagne zurück, derzeit arbeiten sie die Ergebnisse ihrer Feldforschung auf. Hunderte von Fotos, Skizzen und die von den Karlsruher Geodäten gesammelten Vermessungsdaten müssen nun systematisiert und interpretiert werden.

Tunnel in die Vergangenheit

Dieses Jahr gelang eine ungewöhnliche Entdeckung: „Wir fanden ein einzigartiges Bild mit zwei auf einem gemeinsamen Sockel sitzenden Buddhas, die einen so genannten Stupa, also ein sakrales Monument, flankieren. Diese Darstellung ist deshalb so besonders, da wir vergleichbare Motive bislang nur aus der buddhistischen Kunst Ostasiens kennen“, erklärt Hauptmann.

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Der Steinblock ist zwei Meter lang und anderthalb Meter hoch, vermutlich wurde das Bild nebst zugehörigem Stifternamen im 7. oder 8. Jahrhundert eingemeißelt. Bisher wurden rund 10.000 Gravuren aufgenommen, die dann in der Heidelberger Akademie von Ditte Bandini und Martin Bemmann in eine Datenbank eingespeist und in Buchform publiziert werden. Bisher liegen sieben Bände vor, auch dieses Jahr wird wieder eine wissenschaftliche Monographie erscheinen.

„Was diese Region kulturgeschichtlich einzigartig macht, das sind die vielfältigen Spuren verschiedenster Völker und Epochen“, so Professor Harald Hauptmann. Seit 1989 leitet Hauptmann die Forschungsstelle „Felsbilder und Inschriften am Karakorum-Highway“, der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. „Diese Galerien sind wie ein Tunnel in die Vergangenheit. Ein steinernes Buch, in dem Einheimische, aber auch viele Fremde ihren Namen oder Symbole ihrer Geisteswelt verewigt haben.“

Neben altindischen finden sich chinesische, baktrische, sogdische, mittelpersische Inschriften und sogar eine hebräische. Da hier ein Seitenzweig der Seidenstraße verlief, hinterließen feindliche Eroberer, friedliche Händler und buddhistische Pilger sowie Jäger und Bauern ihre Spuren. Die prähistorischen Felsbilder zeigen oft Darstellungen von Wildtieren, wie Steinbock, Markhor oder Blauschaf, aber auch Jagdszenen sowie Zeichnungen von rätselhaften Riesenfiguren und Hand- und Fußabdrücke.

(idw – Heidelberger Akademie der Wissenschaften, 21.02.2006 – DLO)

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