Vor 60.000 Jahren brachen unsere Vorfahren aus Afrika in die Welt auf. Dabei bestanden die Wanderungstrupps vorwiegend aus Männern – das haben Wissenschaftler jetzt anhand von Genanalysen der Chromosomen heute lebender Menschen festgestellt.
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Während der letzten Eiszeit war Europa von Neandertalern besiedelt. Doch vor rund 45.000 Jahren bekamen sie Konkurrenz: Vertreter des modernen Menschentyps Homo sapiens wanderten aus Afrika ein und verdrängten den Neandertaler. Der Homo sapiens breitete sich zu dieser Zeit aber auch in der restliche Welt aus. Letztlich stammen vermutlich fast alle heute lebenden Menschen von dieser vor 60.000 Jahren in Afrika begonnenen großen Wanderung ab.
Nomadentyp oder Wilder Westen?
Aber wie genau muss man sich diese Wanderung vorstellen? Wie einen Umzug von Nomaden zu einem neuen Weideplatz mit Kind und Kegel? Oder doch eher wie die Besiedlung des Wilden Westens: Männer zuerst, Frauen und Kinder erst viel später? Eine Antwort auf diese Frage haben jetzt Genetiker der Harvard Medical School in den USA gefunden. Sie analysierten dafür Genvariationen auf dem X-Chromosom und verglichen diese mit dem Variantenreichtum auf den anderen Chromosomen.
Männer in der Überzahl
Dabei zeigte sich, dass es deutliche Unterschiede gab. Nach Aussage der Forscher weist dies auf einen deutlichen Männerüberschuss in den Wanderungstrupps hin. Frauen waren damals vermutlich in der Minderheit. Die Wissenschaftler können zwar noch nicht sagen, warum das so war oder wie die natürliche Selektion vielleicht das Ergebnis beeinflusst haben könnte. Klar ist aber, dass die Ergebnisse durchaus mit vorherigen Annahmen übereinstimmen.
„Das deckt sich mit dem, was uns die Anthropologen über Jäger-Sammler-Populationen beigebracht haben“, so Alon Keinan, Leiter der Studie. „In diesen wird die Migration über kurze Distanzen vorwiegend von den Frauen durchgeführt, die Wanderungsbewegungen über weite Strecken gehen dagegen von Männern aus.“
(Harvard Medical School, 23.12.2008 – NPO)