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Ökologie

Ostsee: Wimmelndes Leben auf künstlichem Riff

Unterwasserhabitate interessant für Fischerei und Tourismus

Auf einem „künstlichen Riff“ vor Nienhagen in der Ostsee haben sich im Laufe von rund drei Jahren zahlreiche neue Tier- und Pflanzenarten angesiedelt. Vor allem Jungfische tummeln sich in großen Schwärmen in diesem vom Menschen bereitgestellten Lebensraum. Dieses Ergebnis der wissenschaftlichen Begleitstudien teilte gestern das Fischerei-Ministerium Mecklenburg-Vorpommern mit. Solche künstlichen Unterwasserhabitate bieten danach gute Chancen die Seegebiete vor der Küste für die Fischerei, aber auch für den Tauchtourismus interessanter zu machen.

„Wie eine Studie aus den 90er Jahren belegte, können künstliche Strukturen die fischereiliche Wertigkeit in sonst wenig strukturierten Seegebieten deutlich erhöhen. Es blieben allerdings auch Fragen offen, beispielsweise wie eine solche Struktur lokale Fischbestände beeinflusst oder ob die offensichtlichen Konzentrations- und Schutzwirkungen des Riffs sich langfristig manifestieren“, umriss Till Backhaus Mecklenburg-Vorpommerns Minister für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Fischerei, auf einer Kutter-Fahrt zum „künstlichen Riff“ die Ausgangssituation für das 2002 gestartete Projekt.

Das alte Versuchsriff vor Nienhagen wurde damals systematisch auf eine Fläche von 200 mal 200 Meter (vier Hektar) erweitert. Dazu mussten Steinschüttungen, Beton- und Tonröhren, künstliche Seegraswiesen, flexible Netz- und Leinenstrukturen, Betonringe und -tetrapoden sowie spezielle Riffkegel in das bestehende Bauwerk integriert werden. Rund um den Sendemast wurde ein Refugium von Strukturen geschaffen, das den Wasserkörper großvolumig ausfüllt und Fischen Schutzräume bietet.

Durchaus überraschend waren die zerstörerischen Wirkungen des Sturmtiefs vom 18.11.2004 auf das Riff; sogar zwei Tonnen schwere Tetrapoden wurden verdriftet. Die positive Seite war der Erkenntnisgewinn über die Eignung von Strukturen, dies betrifft auch den eigentlich erwünschten Bewuchs und seine Wirkungen auf die Stabilität der Strukturen.

Rotlagen als Freiwassermonokultur?

Mehr als nur ein Nebeneffekt der kontinuierlichen Befischungen und Beobachtungen durch die beteiligten Wissenschaftler sind die Erkenntnisse über Wachstum und Ökologie der Rotalgenart Delesseria sanguinea, die für eine Freiwassermonokultur geeignet zu sein scheint. Hier gibt es inzwischen auch eine Zusammenarbeit mit der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, wo die wirtschaftliche Nutzbarkeit der Alge als Arzneirohstoff untersucht wird.

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Des Weiteren wurden auch Erkenntnisse über die Hydrografie und Sedimentationsverhalten im Gebiet gewonnen sowie eine videooptische und GPS-Kartierung vom Untersuchungs- und vom kommerziellen Tauchgebiet erstellt. Nicht zuletzt finden erste ökonomische Begleituntersuchungen auch zum Potenzial eines Riffes in der Ostsee für den Tauchtourismus statt. „Hier drängt sich die Idee geradezu auf, wirtschaftliche Nutzeffekte für Fischerei und Ressourcengewinnung mit touristischen Aspekten zu verbinden“, fasste Minister Backhaus zusammen.

Insgesamt forciert man im Projekt die Prüfung der Mehrfachnutzung solcher künstlichen Unterwasserhabitate. Die Wissenschaftler arbeiten mit Hochdruck daran, die gewonnenen Daten auf eine sichere statistische Basis zu stellen. Das Hauptaugenmerk der Techniker liegt derzeit auf der Wiederherstellung einer funktionierenden Unterwasserbeobachtungstechnik für das laufende Einsatzjahr.

(Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern, 16.06.2005 – DLO)

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