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Umwelt

Nordsee: Glück im Unglück bei Chemietanker-Untergang?

WWF fordert stärkere Kontrollen für Schiffe mit gefährlichen Ladungen

Im Ärmelkanal ist gestern Morgen der Chemie-Tanker „Ece“ nach einem Zusammenstoß mit dem Frachter „General Grot Rowecki“ 90 Kilometer westlich der Landzunge von La Hague gesunken. Das Schiff, das 10.000 Tonnen Phosphorsäure geladen hat, konnte bislang nicht geborgen werden und liegt deshalb zurzeit in 70 Meter Tiefe am Meeresgrund. Nach Angaben britischer Behörden ist bisher noch keine Phosphorsäure ins Meer gelangt.

„Die Chemikalie löst und neutralisiert sich zwar in Meerwasser, aber diese Schiffsladung ist eine Nährstoffbombe und enthält etwa so viel schädliches Phosphat wie in drei Monaten in die gesamte Nordsee eingeleitet wird“, so der WWF-Experte Stephan Lutter. Die Umweltschutzorganisation forderte angesichts der Havarie im viel befahrenen Ärmelkanal stärkere Kontrollen für Schiffe mit gefährlichen Ladungen.

„Diesmal ist die Meeresumwelt offenbar mit einem blauen Auge davon gekommen. Nicht auszumalen, was passiert wäre, wenn das Schiff Pestizide oder andere Umweltgifte geladen hätte“, so Lutter. „Der Ärmelkanal ist ein Nadelöhr der internationalen Schifffahrt, in dem sich immer wieder Unfälle ereignen. Wir brauchen bessere Sicherheitsvorkehrungen, um Mensch und Natur zu schützen“, fordert der WWF.

Lotsenpflicht für Schiffe mit gefährlichen Ladungen?

Der neue Unfall zeige, dass der Schutz vor Schiffshavarien im Ärmelkanal deutlich verbessert werden müsse. Zwar erhalte das Meeresgebiet zwischen Schottland und Portugal den von der Internationalen Schifffahrtsorganisation IMO verliehenen Status eines „Besonders Empfindlichen Meeresgebietes“ (PSSA). „Eine Meldepflicht tritt ab 2008 aber nur für Schweröl-Transporte in Kraft – nicht aber für Schiffe, die Chemikalien an Bord haben“, kritisiert der WWF.

Darüber hinaus fordert der WWF angesichts der neuerlichen Kollision eine Lotsenpflicht für Schiffe, die den Ärmelkanal mit gefährlichen Ladungen queren. Für alte Tanker mit Schweröl an Bord hatten die Anrainerstaaten nach den Havarien der „Erika“ und „Prestige“ vor der IMO sogar ein generelles Fahrverbot im Kanal und an der Atlantikküste gefordert. Sie konnten sich damit allerdings nicht durchsetzen.

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Von 1975 bis 2003 kam es nach Angaben des WWF bei 14 Schiffsunglücken im Ärmelkanal und seinen westlichen Zugängen zur Freisetzung von Öl oder Chemikalien. 1993 verlor der Tanker „Sherbro“ 188.000 Päckchen hochgiftiger Substanzen, die bis an die deutsche Küste gespült wurden. Im Jahr 2000 traten aus der „Ievoli Sun“ nach dem Bruch der Tankerhülle 6.000 Tonnen giftiger Chemikalien aus.

(WWF, 02.02.2006 – DLO)

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