Anzeige
Mikrobiologie

Molekulare Zündkerzen machen Erdöl genießbar

Forscher klären Molekülstruktur auf, die Bakterien den Erdölabbau ermöglicht

Pseudomonas aeruginosa © CDC

Zum Glück fressen manche Bakterien Erdöl. Ohne ihre Verdauungsarbeit würden die Folgen von Tanker-Unglücken niemals verschwinden: Unsere Meere wären von Ölteppichen bedeckt. Die Struktur einiger Eiweißverbindungen, die es den Bakterien ermöglichen, die Kohlenstoffketten des Erdöls zu knacken, haben jetzt deutsche Forscher aufgeklärt.

Die Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung in Braunschweig um den Strukturbiologen Dr. Wolf-Dieter Schubert berichten über die atomaren Details dieser Strukturen in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift PNAS.

Erdöl ist äußerst widerstandsfähig. Und obwohl es – zu Diesel oder Benzin verarbeitet – der Energieträger Nr.1 der Welt ist, ist zunächst Energie erforderlich, um seine chemisch trägen, sehr langen Kohlenstoffketten überhaupt angreifen zu können. Erst wenn der Zündfunke im Motorraum überspringt, setzt der Treibstoff seine Energie frei. Und auch Bakterien müssen diese energetische Hürde nehmen, um Erdöl oder auch Diesel als Nahrungsquelle nutzen zu können.

Sauerstoff macht angreifbar

Die Bakterien haben jedoch keine eingebauten Zündkerzen, mit denen sie die Kohlenwasserstoffe entzünden und so die Energie frei setzen könnten – ganz abgesehen davon, dass sie die Explosion, die dem Zündblitz folgt, nicht überleben würden. Sie gehen viel subtiler vor: Sie aktivieren die trägen Moleküle im ersten Schritt durch den Einbau von Sauerstoff. Die langen Ketten werden so angreifbar und damit für die Bakterien leichter verdaulich. Die Energie wird gewissermaßen häppchenweise freigesetzt.

„Wir wollten herausfinden, wie die Moleküle aussehen, die sozusagen den Strom für diesen Prozess liefern“, beschreibt Schubert die Aufgabe, die sich sein Team gestellt hat. Dazu untersuchten die Forscher diesen Vorgang am Bakterium Pseudomonas aeruginosa.

Anzeige

Zweischneidiges Schwert

Proteinkomplex. © Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung

Gregor Hagelüken, Doktorand in Schuberts Arbeitsgruppe, nahm die molekulare Stromversorgung von Pseudomonas genau unter die Lupe: „Wir wussten, dass es die beiden Proteine Rubredoxin und Rubredoxin-Reduktase sind, die die Energie für diesen Prozess liefern und Pseudomonas damit zum Erdöl-Fresser machen. Uns ist es gelungen, beide Proteine gemeinsam zu kristallisieren und ihre atomare Struktur im Detail aufzuklären. Jetzt können wir genau erklären, wie Pseudomonas Energie in Form von Elektronen aus seinen normalen Stoffwechselwegen abzweigt – um damit Erdölbestandteile vor der Verdauung zu aktivieren.“

„Pseudomonas aeruginosa ist ein zweischneidiges Schwert“, sagt Schubert, „einerseits ist das Bakterium ein wertvoller Verbündeter, wenn es darum geht, vom Menschen verursachte Umweltschäden zu reparieren, andererseits ist es gleichzeitig ein gefährlicher Krankheitserreger, der chronische Infektionen beim Menschen verursachen kann.“

(idw – Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, 18.07.2007 – DLO)

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

News des Tages

Klima und Wirtschaft

Klimawandel: So teuer wird es

Neue Fossilien vom größten Meeressaurier

Wie schmeckte der Wein der Römer?

Diaschauen zum Thema

keine Diaschauen verknüpft

Dossiers zum Thema

Bücher zum Thema

Der Kampf zwischen Mensch und Mikrobe - 2 CDs (Audio CD) von Stefan H. E. Kaufmann (Erzähler), Klaus Sander (Produzent)

Wodurch sind wir in die ökologische Bedrohung geraten? - von Jaspar von Oertzen und Franz Alt

Globale Umweltprobleme - Ursachen und Lösungsansätze von Eike Roth

Der Pilz, der John F. Kennedy zum Präsidenten machte - Und andere Geschichten aus der Welt der Mikroorganismen von Bernard Dixon

Gesteine - Entstehung - Zerstörung - Umbildung von Peter Rothe

Allgemeine Geologie - Eine Einführung in das System Erde von Frank Press und Raymond Siever

Gipfel des Unwahrscheinlichen - Wunder der Evolution von Richard Dawkins

Top-Clicks der Woche