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Umwelt

Mittelmeer: Wasserknappheit durch Massentourismus

Touristenströme gefährden Feuchtgebiete der Region

Mittelmeer-Tourismus © WWF

Die Länder des Mittelmeerraums müssen sich aufgrund der zunehmenden Touristenströme auf gravierende Wasserknappheit und damit verbundene Umweltprobleme einstellen. Bis 2025 werden jährlich 655 Millionen Reisende ihren Urlaub im Mittelmeer verbringen – eine Verdopplung der aktuellen Besucherzahlen. Treffen diese Prognosen ein, könnte dies das Todesurteil für zahlreiche Feuchtgebiete in der Region bedeuten, warnt die Umweltorganisation WWF in einem jetzt vorgestellten Report.

„Zahlreiche wertvolle Naturparadiese sind durch den wachsenden Tourismus bereits auf der Strecke geblieben“, erläutert Birgit Weerts vom WWF Deutschland. Frankreich, Griechenland, Italien und Spanien haben bereits die Hälfte ihrer Feuchtgebiete verloren. Dieser Trend werde sich durch den enormen Wasserverbrauch der Touristen noch verschärfen. In einigen Regionen steigt der tägliche Verbrauch im Sommer auf bis zu 850 Liter pro Kopf. Zum Vergleich: Der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland liegt bei knapp 150 Litern. Wasser, das für Golfplätze und Swimmingpools verwendet wird, fehlt in der Natur und führt zur Verödung einmaliger Naturparadiese. Viele stark bedrohte Arten wie die Mittelmeermönchsrobbe oder der Dünnschnabel Brachvogel haben dadurch kaum Überlebenschancen.

Der WWF-Report dokumentiert, dass bislang kaum Schritte unternommen werden, der Wasserverschwendung entgegenzutreten. So sei beispielsweise in Zypern, wo Wasser extrem knapp ist, der Bau von acht weiteren Golfplätzen geplant. Ein einziger Platz benötigt im Jahr etwa eine Million Kubikmeter Süßwasser. Das entspricht etwa dem Verbrauch einer Kleinstadt mit 12.000 Einwohnern. Hinzu kommt, dass im Mittelmeerraum nicht nur die Wasserversorgung, sondern auch die Abwasserentsorgung ein Problem darstellt. Abwässer werden nach wie vor vielerorts ungeklärt ins Meer geleitet. Mit der zunehmenden Zahl der Reisenden werde sich dieses Problem verschärfen.

Der WWF forderte ein sofortiges Gegensteuern. Bei der Weiterentwicklung des Tourismus müsse der Nachhaltigkeitsgedanke stärker berücksichtigt werden. „Kein Frosch trinkt den Teich aus, in dem er lebt. Leider stößt diese Erkenntnis in der Reisebranche und bei den öffentlichen Entscheidungsträgern und Behörden noch zu oft auf taube Ohren. „Der Tourismus hat nur eine Zukunft, wenn auch die Natur überlebt“, so Birgit Weerts. Der WWF-Report zeigt, dass sich Naturschutz und Tourismus durchaus vereinbaren lassen. Es gebe zahlreiche Beispiele wie sich der Wasserverbrauch ohne Komfortverlust halbieren ließe. Großes Potenzial liege in der verstärkten Nutzung von Brauchwasser. Außerdem fordert der WWF, Wasser sparende Armaturen generell zum Standard zu machen. Es komme überdies auf die Reisenden selbst an. Hier sei noch viel Aufklärung nötig.

(WWF, 16.07.2004 – NPO)

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