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Evolution

Missing-Link der Spinnen-Evolution entdeckt

380 Millionen Jahre altes Fossil verblüfft Forscher

„Prä-Spinnen“ © University of Kansas

Wissenschaftler haben im Norden der USA Fossilien entdeckt, die sich als ein bisher unbekannter Typ von Spinnenvorfahren entpuppt haben. Die rund 380 Millionen Jahre alten „Prä-Spinnen“ tragen noch Schwänze und besitzen unbewegliche Spinndrüsen an Bauchplatten. Wie die Forscher in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences” (PNAS) berichten, könnten sie das bisher fehlende Bindeglied zwischen primitiven Spinnenartigen und modernen Netzspinnen darstellen.

Vor gut 20 Jahren entdeckten Paläontologen im Staat New York fossile Gliedertiere, die sie als Vorfahren der heutigen Spinnen interpretierten. Die im Devon, vor rund 380 Millionen Jahren, lebenden Tiere gehörten zu den ersten Tieren, die in Nordamerika überhaupt das Land besiedelten.

Jetzt haben Paul Selden, Professor für Wirbellosen-Paläontologie an der Universität von Kansas, und sein Kollege William Shear vom Hampden-Sydney College nahe der damaligen Fundstelle erneut Fossilien dieses Typs entdeckt.

Gliederschwanz als primitives Merkmal

Sie enthüllen neue Details über die Urspinnen und stellen gleichzeitig die damalige Einordnung in Frage. Nach Ansicht der Forscher bilden sie ein bisher unbekanntes „Missing-Link“ zwischen den heutigen Spinnen und ihren ausgestorbenen Vorfahren. Die als Attercopus fimbriunguis bezeichneten Relikte weisen Reste eines langen, gegliederten Schwanzes auf. Moderne Spinnen sind schwanzlos, andere Mitglieder der Spinnenartigen jedoch, wie beispielsweise die Meerasseln und Skorpione, tragen noch einen.

Unbewegliche Spinndrüsen an Bauchplatte

Als eher modernes Merkmal tragen die fossilen Spinnen jedoch bereits Spinndrüsen. Diese sitzen allerdings nicht beweglich am Körperende, sondern an den Rändern von breiten Panzerplatten an der Unterseite der Tiere. Nach Ansicht der Forscher dienten die Spinndrüsen den Tieren dazu, ihre Wohnhöhlen auszukleiden, Spuren zu legen und ihre Beute einzuwickeln. Netze jedoch konnten sie damit nicht spinnen, da die Drüsen zu unbeweglich für feinere Muster waren.

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„Wir vermuten, dass diese ‚geschwänzten Spinnen‘ einen völlig neuen Typ darstellen, der zuvor weder von lebenden noch von fossilen Exemplaren bekannt war“, erklärt Shear. „Sie waren in vieler Hinsicht primitiver als Spinnen und könnten deren Vorfahren gewesen sein.“

Letzte Prä-Spinnen parallel zu ersten „echten“ Spinnen

Die echten Spinnen mit den beweglichen Drüsen könnten sich entwickelt haben, wenn die genetische Information für bestimmte Anhänge am hinteren Unterleib angeschaltet wurde und damit die Drüsen von den Bauchplatten auf diese wandern konnten. Dadurch erst entstanden die modernen, frei beweglichen Spinndrüsen und damit die Voraussetzung für Spinnennetze.

Als weiteres Merkmal fehlt den Fossilien jede Spur von Giftdrüsen. „Diese neue Information erlaubt es uns auch, die anderen Fossilien die zuvor als Spinnen galten, neu zu interpretieren“, so der Forscher weiter. „Die Belege deuten darauf hin, dass diese Uraraneida oder Prä-Spinnen, mehr als 100 Millionen Jahre lang parallel zu den echten Spinnen vorkamen.“

(University of Kansas, 06.01.2009 – NPO)

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