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Paläontologie

Mini-Dino torpediert Vogel-Evolution

Trend zur geringen Größe offenbar unabhängig von anderen „flugvorbereitenden“ Umstellungen entstanden

Ein Rudel Raptoren greift einen Saurier an © John Sibbick

Kleine, schnell rennende Dinosaurier gelten als Vorfahren aller heutigen Vögel. Doch vor dem „Sprung“ in die Lüfte waren einige Anpassungen nötig. In welcher Reihenfolge diese geschahen, glaubte man zu wissen – bis jetzt. Denn ein in der Mongolei gefundener Mini-Dino wirft einige der gängigen Theorien wieder über den Haufen, wie Forscher in „Science“ berichten.

Alle heutigen Vögel gehen auf eine Gruppe von Dinosauriern zurück, die auch als „Paraves“ bezeichnet werden. Unter diesen führte nur eine Untergruppe letztlich zur Entwicklung der Vögel, zwei andere jedoch nicht. Lange Zeit waren Forscher der Ansicht, dass sich bestimmte Eigenschaften wie beispielsweise die geringe Körpergröße, nur bei der später zu den Vögeln führenden Untergruppe ausbildeten, nicht jedoch bei den beiden anderen. Die neue Studie unter Leitung von Julia Clarke, Assistenzprofessorin für Paläontologie an der North Carolina State Universität, belegt jetzt erstmals, dass dies nicht der Fall ist. Gleichzeitig widerlegt sie auch die Annahme, die allmähliche Größenreduzierung – Vorbedingung für das Fliegen – sei immer direkt mit anderen Flugtauglichkeitsanpassungen einhergegangen.

Zu früh zu klein

Das Interessante an dem nun entdeckten urzeitlichen Dinosaurierskelett der Art Mahakala omnogovae ist seine geringe Größe: Gerade einmal 70 Zentimeter misst es – nach Dino-Maßstäben ein echter Winzling. Und das, obwohl es nicht zu den am weitesten entwickelten Vogelvorfahren gehört, sondern eher an der Basis der Dromaeosauridae, der Paraves, steht. Zu dieser Gruppe gehören auch deutlich größere Dinosaurer, wie beispielsweise der Velociraptor, bestens bekannt als flinker Raubsaurier aus dem Film Jurassic Park. Für die Paläontologin ist dies ein klarer Hinweis darauf, dass nicht nur die unmittelbaren Vorfahren der Vögel das Kleinsein „erfunden“ haben, sondern möglicherweise auch schon die gemeinsamen Vorfahren aller drei Paraves-Untergruppen.

„Dieses Fossil zeigt, dass die Dinosaurier geringe Körpergrößen sehr viele früher entwickelten als wir zuvor glaubten“, erklärt Clarke. „Und noch spannender ist die Tatsache, dass die Tiere in einer Reihe von Stammlinien aus der Vogelverwandtschaft nicht klein blieben, sondern einige davon sehr viel größer wurden.“ In der späten Kreidezeit gab es demnach verschiedene Entwicklungstrends, die parallel sowohl zu einem Größenzuwachs wie auch zu einer Miniaturisierung führten.

Miniaturisierung und Stoffwechselanpassungen unabhängig voneinander

Und noch etwas war interessant: Denn wenn der Trend zur Miniaturisierung schon bei der Obergruppe existierte, nicht nur bei den unmittelbaren „Prä-Vögeln“, dann muss er sich wahrscheinlich auch unabhängig von der „Vorbereitung“ auf das Fliegen entwickelt haben. Und genau das widerspricht den bisherigen Vorstellungen der Paläontologen. “Wir haben geringere Größen bei Dinosauriern und Vögeln immer eng mit Veränderungen im Stoffwechsel und Wachstum verknüpft gesehen: Sie wurden immer kleiner, wuchsen schneller und flogen schließlich“, so Clarke. „Jetzt stellen wir fest, dass der Trend zu einer geringen Körpergröße schon weit vor den anderen Veränderungen in Bewegung und Wachstumsstrategien auftritt. Das zwingt uns dazu, unsere früheren Annahmen auch über die Ursachen der Evolution zum Vogel in Frage zu stellen.“

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(North Carolina State University, 07.09.2007 – NPO)

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