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Astronomie

Milchstraße: Millionen Planeten mit zwei Sonnen?

Entdeckung neuer Doppelstern-Planeten deutet auf große Häufigkeit hin

So könnte der neuentdeckte Planet Kepler-35b aussehen © Lynette Cook

In der Milchstraße gibt es wahrscheinlich Millionen von Planeten, die zwei Sonnen besitzen. Diesen Schluss ziehen Astronomen, nachdem sie erneut zwei solche Planeten in verschiedenen Doppelsternsystemen entdeckt haben. Damit ist die Zahl der bekannten Himmelskörper dieser Art innerhalb weniger Monate von null auf drei angestiegen. Erst im September 2011 hatten Astronomen zum ersten Mal einen Planeten in einem Doppelsternsystem entdeckt. Dieser Planetentyp sei damit keine absolute Ausnahme mehr, sondern bilde eine eigene, durchaus häufig vorkommende Planetenklasse, berichten die Astronomen im Fachmagazin „Nature“.

„Früher glaubte man, dass die Umgebung um ein solches Sternenpaar viel zu chaotisch wäre, um die Bildung eines Planeten zu ermöglichen“, sagt Erstautor William Welsh von der San Diego State University. Die neuen Funde zeigten, dass es nicht nur möglich, sondern auch wahrscheinlich sei, dass es Millionen weitere solcher Planeten in unserer Galaxie gebe.

Aufgespürt haben die Wissenschaftler die Planeten mit dem Weltraumteleskop Kepler. Die sensible Optik des Teleskops registriert winzigste Helligkeitsschwankungen im Licht von Sternen. Diese entstehen unter anderem, wenn ein Planet vor seinem Stern vorüberläuft und so dessen Licht kurzzeitig etwas abdimmt.

Saturn-großer Gasplanet umkreist zwei sonnenähnliche Sterne © Mark A. Garlick

750 Doppelsterne näher untersucht

Für ihre Studie hatten die Astronomen die Helligkeitsdaten von 750 Doppelsternen näher untersucht. Der Fund mehrerer Planeten in einer so kleinen Stichprobe deute darauf hin, dass mehr als ein Prozent aller Doppelsterne in der näheren Umgebung große Gasplaneten besitzen könnten, sagen die Forscher.

„Die Jagd nach weiteren Doppelstern-Planeten ist damit eröffnet“, kommentiert Mitautor Joshua Carter vom Harvard Smithsonian Center for Astrophysics im US-amerikanischen Cambridge. In den nächsten Jahren wolle man das Weltraumteleskop Kepler gezielt dafür nutzen.

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Gasplaneten von der Größe des Saturn

Die beiden neuen Planeten Kepler-34b und Kepler-35b liegen 4.900 und 5.400 Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Schwan. Beides sind Gasplaneten und etwa so groß wie der Saturn in unserem Sonnensystem.

Kepler-34b umkreist seine beiden sonnenähnlichen Sterne einmal in 289 Tagen. Seine Bahn ist nur wenig weiter als die Umlaufbahn der Erde um die Sonne. Kepler-35b benötigt 131 Tage für eine Umkreisung, sein Orbit ist etwas enger als der der Venus.

Kepler-35b besitzt gleich zwei Sonnen © Lior Taylor

Knapp außerhalb der lebensfreundlichen Zone

Wie die Forscher berichten, liegen beide Planeten nur wenig außerhalb der lebensfreundlichen Zone. Diese Zone bezeichnet den Bereich eines Planetensystems, in dem die Temperaturen mild genug sind, um flüssiges Wasser und die Entstehung von Leben auf einem Planeten zu ermöglichen. Kepler-34b sei dafür etwas zu kalt, Kepler-35b dagegen etwas zu heiß, sagen die Forscher.

Bei allen drei bekannten Doppelstern-Planeten liegen die Umlaufbahnen der Sterne und ihres Planeten jeweils auf einer Ebene. Das deute darauf hin, dass die Planeten einst gemeinsam mit ihren Sternen aus einer Materiescheibe entstanden seien, erklären Welsh und seine Kollegen. (Nature, 2012; doi:10.1038/nature10768)

(Nature / dapd, 13.01.2012 – NPO)

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