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Paläontologie

Mieden die Dinosaurier Europa?

Dinos bewegten sich nach dem Zerfall des Superkontinents weiter um den gesamten Globus

Raus aus Europa! Viele Dinosaurier wanderten in der Kreidezeit aus Europa aus © Alex Dunhill/ University of Leeds

Auszug aus Europa: Auch nach dem Zerfall des Superkontinents Pangaea zogen Dinosaurier von einem Erdteil zum anderen und nutzten dabei Landbrücken zwischen Inseln und Landmassen. Seltsam jedoch: Europa war bei ihnen als Ziel offenbar ziemlich unbeliebt. Viele Dinosaurier wanderten aus Europa aus, hinein zog es dagegen kaum welche.

Ein ganzes Erdzeitalter lang dominierten die Dinosaurier unseren Planeten. Während des Mesozoikums von vor 250 bis vor 66 Millionen Jahren bevölkerten die Urzeittiere sämtliche Teile der Erde – vom heutigen Europa bis nach Australien. Damals waren die Kontinente zunächst allerdings noch zu einer großen Landmasse vereinigt: dem Superkontinent Pangaea.

Dieser prägte die Evolution und Ausbreitung der Dinos nachhaltig. Denn ohne trennende Ozeane konnten sie sich leicht über den gesamten Kontinent verbreiten. Als Pangaea zerbrach, war die Dinosaurier-Welt plötzlich geteilt – und Wanderungen vom einen zum anderen Erdteil damit eigentlich unmöglich. Eine Studie deutet nun jedoch daraufhin, dass Dinosaurier auch nach der Auflösung des Superkontinents rund um den Globus auf Wanderschaft gingen.

Migrierende Dinos

Um die Migrationsbewegungen der Urzeittiere nachvollziehen zu können, haben Wissenschaftler um Alexander Dunhill von der University of Leeds Daten aus der Paleobiology Database ausgewertet. Diese enthält Angaben zu sämtlichen weltweit dokumentierten Dinosaurierfossilien – und gewährt damit auch tiefe Einblicke in die Verbreitung der Dinos.

Dunhill und seine Kollegen untersuchten, wo Überreste welcher Dinosaurierfamilien entdeckt worden waren und aus welcher Zeitperiode die Funde stammen. Mithilfe dieser Angaben erfassten die Forscher, ob Dinos aus der gleichen Familie auf verschiedenen Kontinenten auftauchen und welcher Fund eine solche Verbindung erstmalig belegt. Damit rekonstruierten sie schließlich, wie sich die Dinos über die Kontinente bewegt haben könnten.

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Wanderung über temporäre Landbrücken?

Die Ergebnisse zeigen: Auch nach dem Ende von Pangaea müssen Dinosaurier aus ihrer ursprünglichen Heimat in neue Lebensräume migriert sein – und zwar über die Grenzen von Ozeanen hinweg. Den Forschern zufolge beeinträchtigte die Teilung der Kontinente diese Migrationsbewegungen zwar, verhinderte sie jedoch nicht vollständig.

Wie aber konnte das möglich sein? „Wir gehen davon aus, dass sich als Folge einer Veränderung des Meeresspiegels über einen Zeitraum von einigen Zehnmillionen Jahren Landbrücken ausbildeten, die die Kontinente kurzfristig wieder miteinander verbanden“, sagt Dunhill. Plattentektonische Aktivitäten könnten die Entstehung solcher Strukturen seinen Angaben nach durchaus begünstigt haben.

Raus aus Europa!

Über diese Landbrücken wanderten Dinos unterschiedlicher Familien auch noch während der frühen Kreidezeit von einem Kontinent zum anderen. Europa war dabei aber trotz offensichtlich verfügbarer Landwege scheinbar kein beliebtes Ziel. Die Wissenschaftler fanden für den Zeitraum von vor 125 bis vor 100 Millionen Jahren etliche Belege, für Bewegungen aus Europa heraus – doch keine für die Einwanderung neuer Familien nach Europa hinein.

„Das ist ein seltsames Ergebnis, für das wir keine Erklärung haben“, sagt Dunhill. Entweder, so seine Vermutung, zeigten die Daten ein tatsächliches Migrationsverhalten – oder sie seien das Ergebnis einer Verzerrung aufgrund von Lücken in der fossilen Überlieferung. (Journal of Biogeography, 2016; doi: 10.1111/jbi.12766

(University of Leeds, 26.04.2016 – DAL)

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