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Archäologie

Mensch überquerte die Alpen früher als angenommen

Erster Nachweis menschlicher Aktivität in Nordeuropa auf 700.000 Jahre datiert

Bio-Archäologen haben die bisher ältesten Spuren menschlicher Aktivität nördlich der Alpen entdeckt. Einfache, in Südengland gefundene Steinwerkzeuge belegen, dass unsere Vorfahren Europa schon vor 700.000 Jahren besiedelt hatten – 200.000 Jahre früher als bisher nachweisbar, wie die Forscher jetzt in „Nature“ berichten.

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Ein internationales Wissenschaftlerteam erstellte im Rahmen des „Ancient Human Occupation of Britain“ (AHOB)-Projekts die Datierung auf der Basis von bearbeiteten Feuersteinstücken, die vor zwei Jahren nahe des Ortes Pakefield in der englischen Region Suffolk entdeckt worden waren. Die Steinrelikte wurden zunächst anhand der Stratigraphie der umliegenden Gesteinsschichten grob zeitlich eingeordnet, dann jedoch kam eine moderne Methode zum Einsatz: Forscher der Universität von York nutzten dafür Proteine als Zeitmesser.

“Zeitkapsel“ im Schneckenhaus

In dieser Aminosäureanalyse messen die Wissenschaftler das Ausmaß der Zersetzung von Proteinen in Fossilien, die nahe der Feuersteine gefunden wurden, in diesem Fall handelte es sich dabei um Opercula, winzige Klappen, mit der Schnecken ihr Haus verschließen können. „Die Aminosäuren waren in Kristallen der Opercula sicher konserviert, unverändert von Umwelteinflüssen und unterlagen nur der normalen Proteindegradation“, erklärt Kirsty Penkman von der Universität von York. „Sie sind wie eine Protein-Zeitkapsel, die es uns ermöglichte das Alter der Pakefield-Opercula auf deutlich mehr als 500.000 Jahre zu datieren – den bisher ältesten Nachweis von Menschen nördlich der Alpen.“

Zwar wurden bereits ältere Spuren menschlicher Aktivität in Italien und Spanien entdeckt, aber für Mittel- und Nordeuropa galten bisher die 500.000 Jahre als Nachweisgrenze. Mit ihrer Datierung auf rund 700.000 Jahre haben die Forscher des AHOB-Projekts nun diese Grenze um 200.000 Jahre weiter nach vorne verschoben – und weitere Entdeckungen sind nicht auszuschließen: „Wir versuchen jetzt, diese neue Technik auch in anderen Fundstellen Großbritanniens und Europas anzuwenden“, so Penkman.

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„Eine systematische Erhebung ermöglicht es uns, einen Referenzrahmen für die Proteindegradationen an unterschiedlichen Orten aufzubauen, so dass wir zukünftig beispielsweise auch die bisher lückenhaften fossilen Aufzeichnungen über vergangenen Klimaveränderungen mit denen der kontinuierlichen Daten aus Eisbohrkernen und marine Sedimenten vergleichen können.“

(University of York, 16.12.2005 – NPO)

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