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Paläontologie

Mehrzeller von Burgess Shale lebten weiter

Weichtiere des Kambrium-Typs auch in Gesteinsformationen aus dem Ordovizium entdeckt

Wiwaxia-Fossil aus dem Burgess Shale. Diese schuppenbewehrten Weichtiere des Kambrium waren nur wenige Millimeter bis Zentimeter groß. © gemeinfrei

Der Fund von Abdrücken früher Mehrzeller in einer Gesteinsformation im Südosten Marokkos belegt erstmals, dass diese Tierformen kein plötzliches und globales Massenaussterben nach Ende des mittleren Kambrium erlebten. Bisher war unklar, was das abrupte Ende von kambrischen Fossilablagerungen in Fundstätten wie dem berühmten Burgess Shale verursachte. Doch die 480 Millionen Jahre alten, jetzt in „Nature“ veröffentlichten Abdrücke zeigen das Überleben dieser Tierformen.

Der Burgess Shale in British Columbia ist eine der bedeutendsten Fossillagerstätten weltweit. Denn in dem Schiefer dieser Gesteinsformation finden sich die gut erhaltenen Abdrücke einiger der frühesten Mehrzeller unseres Planeten. Die ansonsten extrem seltenen Abdrücke von meeresbewohnenden Mehrzellern aus dem Mittleren Kambrium eröffnen Paläontologen ein wertvolles Fenster in diese rund 500 Millionen Jahre in der Vergangenheit liegende Ära. Die Funde umfassen Fossilien von mehr als 30 Gattungen von Gliederfüßern und eine Vielzahl von Borstenwürmern, deren Mikrostrukturen in den feinkörnigen Sedimenten in tadellosem Zustand erhalten geblieben sind.

480 Millionen Jahre alte Abdrücke in Marokko

Doch schon im späten Mittelkambrium brechen die Fossilfunde abrupt ab. Ob dieses jähe Ende ein Massenaussterben in dieser Zeit widerspiegelt oder nur durch eine schlechtere Konservierung der folgenden Ablagerungen begründet ist, war bisher rätselhaft. Jetzt haben Peter Van Roy, Derek Briggs und weitere Kollegen von der Yale Universität gemeinsam mit Forschern mehrerer Länder bei Ausgrabungen im Südosten Marokkos einen entscheidenden Fund gemacht. Sie stießen in der so genannte Fezouata-Formation auf Abdrücke, die im Typus und Aussehen denen der Burgess Shale Fossilien entsprechen.

Kein globales Massenaussterben

Da dieses Sedimentgestein vor rund 480 Millionen Jahren und damit nach dem Kambrium abgelagert wurde, ist dies der erste Beleg dafür, dass die typischen Tierarten des Kambrium auch in der folgenden Ära, dem Unteren Ordovizium, noch existierten. Damit ist ein Massenaussterben zumindest von globalem Maßstab widerlegt. Die Fezouata-Fossilien bilden stattdessen ein wichtiges Bindeglied zwischen den Lebensgemeinschaftgen von Burgess Shale und den frühen Phasen der ordovizischen Artbildung.

(Nature, 19.05.2010 – NPO)

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