Die Ozeane spenden einen Reichtum von jährlich 70-80 Milliarden US-Dollar allein aufgrund der kommerziell genutzten Fischgründe. Kaum zu beziffern ist der Wert der Meere beispielsweise für das Klima, für Artenreichtum, Tourismus oder Energiegewinnung. Dennoch sind nur 0,5 Prozent der Meeresoberfläche geschützt. Die Umweltorganisation WWF hat daher die Bundesregierung anlässlich heute gestarteten internationalen Konferenz über Biodiversität in Kuala Lumpur aufgerufen, sich stärker für den internationalen Meeresschutz und ein Netz gut gemanagter Meeresschutzgebiete einzusetzen.
„Es ist absurd, dem Goldesel das Maul zu verbinden und gleichzeitig das Geld mit beiden Händen an der falschen Stelle auszugeben: Allein für Fischerei-Subventionen werden weltweit schätzungsweise bis zu 20 Milliarden US-Dollar jährlich ausgegeben. Wenn man dieses Geld stattdessen in den Aufbau und das Management von Schutzgebieten stecken würde, könnten dadurch nachhaltige ökologische und ökonomische Fortschritte erzielt, Arbeitsplätze geschaffen und langfristig sogar die Erträge der Fischerei gesteigert werden“, so WWF Fischereireferent Dirk Riebensahm.
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Eine neue WWF-Studie, Financing Marine Conservation, zeigt 30 innovative Finanzierungsmethoden auf, die mehrere Milliarden US- Dollar für den Meeresschutz einspielen könnten. Sie reichen von Regierungsprogrammen über Sponsoren bis hin zu Industrieinvestitionen. Die in der Studie vorgeschlagenen Finanzquellen umfassen neben den umgewidmeten Fischereisubventionen auch Tourismus-Abgaben, beispielsweise von Tauch- und Kreuzfahrtaktivitäten, sowie Strafzahlungen von Umweltsündern nach dem Verursacherprinzip.
Nach Berechnungen des WWF tragen Meere und Küsten zu 40-60 Prozent des Bruttosozialproduktes allein in Asien bei. Neue WWF-Studien setzen den Wert von Korallenriffen für die Weltwirtschaft bei jährlich fast 30 Milliarden US-Dollar in Gütern und Einnahmen an. Allein das australische Great Barrier Reef bringt im Jahr 600 Millionen US-Dollar ein.
Meeresschutz und Meeresschutzgebiete sind zentrale Themen der siebten Konferenz zur Konvention über Biodiversität in Kuala Lumpur, Malaysia, wo die teilnehmenden Regierungen voraussichtlich eine Navigationsrichtung für den Meeresschutz der nächsten fünf Jahre verabschieden werden. Der WWF drängt darauf, mindestens 10 Prozent der Weltmeere bis 2012 unter Schutz zu stellen, was annähernd dem Anteil von Schutzgebieten an Land entspricht.
(WWF, 09.02.2004 – NPO)