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Umwelt

Mehr Gift im Essen durch neue EU-Pestizidgrenzwerte?

Greenpeace-Studie: Kinder besonders gefährdet

Durch die europäische Vereinheitlichung von Pestizid-Höchstmengen ab dem 1. September 2008 könnte stärker belastetes Obst und Gemüse auf den deutschen Markt gelangen. Nach einer gestern von Greenpeace und der österreichischen Umweltorganisation GLOBAL 2000 veröffentlichten Studie sind fast 700 der zukünftig EU-weit geltenden Höchstmengen für Pestizide in Obst und Gemüse zu hoch.

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Vor allem die bei Äpfeln, Birnen, Trauben, Tomaten und Paprika zugelassenen Pestizid-Belastungen sind nach Angaben der Umweltschützer oftmals so groß, dass akute und chronische Gesundheitsschäden drohen, insbesondere bei Kindern.

Greenpeace fordert Korrektur der Pestizid-Höchstmengen

„Die EU-Kommission mutet uns immer mehr Gift im Essen zu“, sagt Ulrike Kallee, Chemie-Expertin von Greenpeace. „Damit gefährdet sie die Gesundheit ihrer Bürgerinnen und Bürger, vor allem aber der Kinder. Verbraucherminister Horst Seehofer (CSU) muss sich sofort dafür einsetzen, dass die EU-Kommission ihre unsicheren Pestizid-Höchstmengen korrigiert.“ Durch die Angleichung der Pestizid-Höchstmengen in der EU, werden die deutschen Grenzwerte laut Greenpeace durch meist weit höhere EU-Grenzwerte ersetzt.

Für die Studie wurden die 170 000 von der Kommission festgelegten Pestizid-Grenzwerte nach EU-eigenen Maßstäben überprüft. Bei 570 Grenzwerten von Obst und Gemüse wird nach Angaben von Greenpeace die Akute Referenzdosis (ARfD) für Kinder überschritten. Besonders betroffen sind Äpfeln, Birnen und Trauben: Fast zehn Prozent der Grenzwerte für diese Sorten sind potenziell gesundheitsschädigend für Kinder. Auch langfristige Schäden sind möglich: Bei 94 EU-Grenzwerten wird laut der Studie die Akzeptable Tägliche Aufnahmemenge (ADI) nicht eingehalten.

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Chronische Gesundheitsschäden möglich

Beim Überschreiten der ADI sind aber chronische Gesundheitsschäden wie Krebs, Fortpflanzungsstörungen oder Hormonstörungen möglich. ARfD und ADI sind toxikologische Basisdaten, die verbindlich bei der Grenzwertfestlegung berücksichtigt werden müssen.

„Die EU-Kommission ignoriert ihre eigenen Sicherheitsstandards“, sagt Kallee. „Das ist ein Skandal. Greenpeace empfiehlt Verbrauchern, die Pestizide im Essen vermeiden wollen, Bio-Lebensmittel zu kaufen. Bei deren Produktion dürfen chemische Pestizide nicht eingesetzt werden.“

Die Greenpeace-Studie stützt auch die von der Umweltorganisationen PAN Europe vor dem europäischen Gerichtshof eingereichte Klage gegen die EU-Kommission. Die Behörde hatte zuvor einen Antrag von PAN auf eine Überarbeitung der unsicheren Pestizid-Grenzwerte abgelehnt.

Industrieverband Agrar begrüßt Harmonisierung

Der Industrieverband Agrar (IVA) begrüßte im Gegensatz zu Greenpeace die Harmonisierung der Rückstandshöchstgehalte für Pflanzenschutzmittel in der EU. „Sie erleichtert den Handel innerhalb der EU. Für den Verbraucher schafft sie mehr Transparenz und in allen Mitgliedstaaten ein gleichermaßen hohes Sicherheitsniveau“, so der Hauptgeschäftsführer Volker Koch-Achelpöhler.

Bislang waren die meisten Rückstandshöchstgehalte von den EU-Mitgliedstaaten in eigener Verantwortung festgesetzt worden. Die unterschiedlichen Werte führten immer wieder dazu, dass Ware zwar im Erzeugerland den Vorschriften entsprach, in Nachbarländern aber die dort erlaubten Höchstgehalte überschreiten konnte. „Das hatte viele negative Schlagzeilen zur Folge und verunsicherte die Verbraucher. Das tatsächliche Risiko stand dazu in keinem Verhältnis“, beschreibt Koch-Achelpöhler die Sicht des Industrieverbandes Agrar.

(Greenpeace/Industrieverband Agrar, 29.08.2008 – DLO)

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