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Geowissen

Mehr Armut durch fehlende Gleichberechtigung

Weltbevölkerungsbericht 2005 beleuchtet Situation von Frauen weltweit

Frau mit Kind in Afrika © IMSI MasterClips

Auch zehn Jahre nach der Pekinger Weltfrauenkonferenz zeigt sich nach wie vor ein erschreckendes Maß an fehlender Gleichberechtigung mit verheerenden Folgen für Frauen in allen Lebensbereichen: Bildung, politische Teilhabe, Arbeit, gesellschaftliches Leben, wirtschaftliche Chancen sowie reproduktive Gesundheit. Dies ist das Ergebnis des diesjährigen Weltbevölkerungsberichts.

Schwerpunkt des Berichts, den die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) gemeinsam mit dem UN-Bevölkerungsfonds, UNFPA, und der Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Heidemarie Wieczorek-Zeul gestern in Berlin vorgestellt hat, waren die Wechselwirkungen von Armut und mangelnder Gleichberechtigung und ihre Folgen für die reproduktive Gesundheit von Frauen. Die Gleichberechtigung der Geschlechter senkt die Armut, rettet Leben und verbessert die Gesundheit – nicht nur von Frauen, so lautet das Fazit des UNFPA-Berichts. „Gezielte Investitionen in Bildung, reproduktive Gesundheit und wirtschaftliche Rechte von Frauen fördern eine nachhaltige Entwicklung“, betont UNFPA-Vertreterin Bettina Maas. „Dabei spielt der Zugang zu Aufklärung und Familienplanung eine entscheidende Rolle. Rund 1,5 Millionen Menschenleben könnten so jährlich gerettet werden.“

Armut, Diskriminierung und Gewalt unter anderem haben dazu geführt, so der Bericht, dass in Afrika südlich der Sahara bereits 57 Prozent aller HIV-Infizierten Frauen sind. „Nicht selten sind Mädchen in armen Ländern gezwungen, riskante sexuelle Beziehungen einzugehen, um sich ihren Lebensunterhalt oder ihr Schulgeld zu verdienen. Dabei riskieren sie eine ungewollte Schwangerschaft oder eine HIV-Infektion“, so Renate Bähr, stellvertretende DSW-Geschäftsführerin. „Wir müssen die Spirale von Armut, Unwissenheit und Gewalt durchbrechen, indem wir gezielt junge Mädchen aufklären und ihnen bessere Lebensperspektiven bieten. Das kostet nicht viel.“

Weitere Kernpunkte des aktuellen Weltbevölkerungsberichts: Nach wie vor schließen nur 69 Prozent der Mädchen in Südasien und 49 Prozent der Mädchen in Afrika südlich der Sahara die Grundschule ab. Mit jedem Jahr (Schul-)Bildung der Mutter sinkt die Sterblichkeitsrate ihrer Kinder um fünf bis zehn Prozent. Mehr als eine halbe Million Frauen stirbt jedes Jahr an den Folgen von Schwangerschaft und Geburt, die meisten von ihnen in Entwicklungsländern. Mindestens weitere acht Millionen Frauen leiden ein Leben lang an den Folgen von Schwangerschaftskomplikationen.

Aids hat heute weltweit ein zunehmend weibliches Gesicht: Mittlerweile sind annähernd die Hälfte der etwa 40 Millionen HIV-Infizierten Frauen. In armen Ländern haben derzeit mehr als 200 Millionen Frauen, die verhüten möchten, keinen Zugang zu Familienplanung. Wirtschaftswissenschaftler gehen davon aus, dass sinkende Fruchtbarkeitsraten die Armut in den Entwicklungsländern in den kommenden zehn Jahren um bis zu 14 Prozent verringern könnten.

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Im Jahr 2003 stellten die Geberländer Entwicklungshilfe in Höhe von 4,7 Milliarden US-Dollar für reproduktive Gesundheit zur Verfügung. Im gleichen Jahr beliefen sich die weltweiten Militärausgaben auf annähernd eine Billion Dollar – die zweihundertfache Summe. „Dieses Missverhältnis zeigt deutlich, dass hier offensichtlich der politische Wille der Geber eine größere Rolle spielt als knappe Ressourcen“, so Bähr. „Wir fordern die neue Bundesregierung daher auf, der fundamentalen Bedeutung der reproduktiven Gesundheit im zukünftigen Entwicklungsetat stärker Rechnung zu tragen, und mehr Mittel für Aufklärung und Familienplanung bereitzustellen.“

(Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW), 13.10.2005 – NPO)

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