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Meereis: Abwärtstrend hält an

Eiskante des arktischen Meereieses rückt so nah an den Nordpol heran wie noch nie

31. August 2014: Dünnes Eis in der zentralen Arktis © Ruediger Stein/ AWI

Der Abwärtstrend geht weiter: Auch in diesem Jahr ist das arktische Meereis wieder sehr stark geschrumpft. Zwar liegt die Eisfläche noch rund 1,6 Millionen Quadratkilometer über dem Negativrekord aus dem Jahr 2012, ist aber etwa so gering wie im letzten Jahr, wie Klimaforscher berichten. Bedenklich auch: In der russischen Laptew-See ist die Eiskante erstmals bis auf nur noch 500 Kilometer an den Nordpol herangerückt.

Jedes Jahr gegen Ende September schrumpft das arktische Meereis auf seine kleinste Ausdehnung. Die Wärme des Sommers hat dann das einjährige Wintereis größtenteils weggeschmolzen und nur das dickere mehrjährige Eis bleibt übrig. In den letzten Jahrzehnten ist diese Meereisfläche stetig geschrumpft – ein Folge des Klimawandels. 2012 erreichte die im September verbliebene Eisfläche einen neuen Negativrekord: Es bedeckte nur noch 3,4 Millionen Quadratkilometer Fläche.

Abwärtstrend geht weiter

Im September 2014 liegt das Minimum der arktischen Meereisfläche im Mittel bei etwa 5,0 Millionen Quadratkilometern – das ist knapp weniger als im letzten Jahr. „Das aktuelle Meereisminimum in der Arktis stellt eine Fortsetzung des langjährigen Abwärtstrends dar“, sagt Meereisphysiker Marcel Nicolaus vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung. Von einer Trendumkehr in der Meereisentwicklung der Arktis könne daher keine Rede sein – auch wenn die verbleibende Eisfläche in diesem Jahr die Werte der beiden Extremjahre 2007 und 2012 übertrifft.

Aktuelle Meereisbedeckung Mitte September 2014 im Vergleich zur mittleren Ausdehnung 1992-2006 (rote Linie) © Lars Kaleschke/Universität Hamburg

In diesen Jahren hatten jedoch besondere Wetterphänomene zu einem besonders starken Rückgang der Meereisdecke geführt: Im Jahr 2007 förderte eine Wärmeperiode im Frühsommer Schmelzwassertümpel auf dem Eis, im Sommer 2012 war das Meereis an seiner Unterseite stark geschmolzen, hinzu kam dann im August 2012 ein starker Sturm. Solche Wetterextreme sind im Sommer 2014 weitgehend ausgeblieben

Offenes Meer nur 500 Kilometer vom Nordpol entfernt

Außergewöhnlich deutlich zeigten sich in den zurückliegenden Sommerwochen allerdings die regionalen Unterschiede in der Eisentwicklung. Ein Beispiel: Dem deutschen Forschungseisbrecher Polarstern gelang es in der zweiten Augusthälfte nicht, sich seinen Weg durch das Packeis nördlich des kanadischen Archipels zu brechen.

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Gleichzeitig aber zog sich das Eis in der russischen Laptewsee weiter nach Norden zurück als jemals zuvor von Satelliten beobachtet worden war. „An den ersten Septembertagen befand sich die Eiskante in der Laptewsee nördlich von 85 Grad Nord“, berichtet Lars Kaleschke. Damit aber lag die Eiskante nur noch rund 500 Kilometer vom Nordpol entfernt – ein neuer Rekord. Noch im Jahr 2006 war in dieser Region die Distanz zwischen Nordpol und offenem Wasser mehr als doppelt so groß.

Entwicklung der Meereisfläche 2013 in der Arktis und Antarktis im Vergleich.© Alfred-Wegener-Institut / Jölund Asseng

Meereis in der Antarktis wächst

Während auf der Nordhalbkugel der Sommer gerade zu Ende geht, beginnt im Südpolarmeer gerade der Frühling. Das Meereis dort erreicht daher nun seine größte Ausdehnung. „Das Eis bedeckt derzeit eine Meeresfläche von rund 20 Millionen Quadratkilometern und übertrifft damit das 30-Jahre-Maximum von 19,65 Millionen Quadratkilometern aus dem vergangenen Jahr“, berichtet Nicolaus.

Im Gegensatz zur Arktis scheint das Meereis in der Antarktis in den letzten Jahren eher zuzunehmen. Das aber widerspricht nicht dem Klimawandel, sondern hängt mit den speziellen geografischen und meteorologischen Gegebenheiten zusammen. So begrenzt der Antarktische Zirkumpolarstrom die maximale Meereis-Ausdehnung – wird er schwächer, kann sich das Meereis ausdehnen. Auch der Einstrom von Schmelzwasser und die Menge an Niederschlägen beeinflussen, wie viel Meereis sich im Winter bildet. Nach Ansicht der Eisforscher könnten veränderte Windströmungen und aufsteigendes Schmelzwasser die Flächenzunahme ausgelöst haben.

(Alfred-Wegener-Institut, 16.09.2014 – NPO)

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