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Biologie

„Man ist, was man isst“ gilt auch für Nager

Schädelmerkmale, die ein effizientes Fressen ermöglichen, spielen Schlüsselrolle für den Formenreichtum der Nagetiere

© IMSI MasterClips

Mäuse und Ratten sehen sich ähnlich, unterscheiden sich aber deutlich von den Meerschweinchen. Züricher Forscher haben jetzt erstmals nachgewiesen, dass sich die Schädel der beiden äußerlich so verschiedenen Nagergruppen je nach Nahrung ähnlich entwickeln.

Den evolutionären Erfolg von Lebewesen messen zu wollen, mag auf den ersten Blick problematisch erscheinen. Doch manchmal sprechen die Fakten eine eindeutige Sprache: Über 40 Prozent aller Säugetierarten sind Nagetiere. Ihre taxonomische und ökologische Vielfalt ist riesig. Im Reich der Säugetiere sind Nager mit Abstand die erfolgreichste Ordnung. Jetzt ist ein Forscherteam der Universität Zürich den Ursachen für diese Vielfalt auf den Grund gegangen.

1.000 Proben aus zwei großen Nagergruppen

Die Wissenschaftler um Professor Marcelo Sánchez und Laura Wilson untersuchten die Schädel von Dutzenden von Nagetierarten im Hinblick auf deren Entwicklungsmuster. Für ihre in den „Proceedings der Royal Society“ vorgestellte Studie analysierte die Forscherin über 1.000 Proben der zwei großen Nagergruppen: Mäuse und Ratten auf der einen Seite und Meerschweinchen auf der anderen Seite.

Mäuse und Ratten sehen sich sehr ähnlich. Die Gruppe der Meerschweinchen dagegen ist ausgesprochen variantenreich: Sie umfasst eigentliche Meerschweinchen, Stachelschweine und die bis 50 Kilogramm schweren Capybara, die größten heute vorkommenden Nagetiere überhaupt.

Schneller wachsende Nasen- und Gaumenpartien

Wilson untersuchte, wie sich die verschiedenen Schädelpartien nach der Geburt entwickeln. Sie konnte dabei nachweisen, dass Schädelmerkmale, die ein effizientes Fressen ermöglichen, eine Schlüsselrolle für den Formenreichtum der Nager spielen.

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Nagetiere, die sich rein pflanzlich ernähren und dabei auch harte Pflanzenkost fressen, weisen ein anderes Schädelentwicklungsmuster auf als allesfressende Nager, deren Nahrung ausschließlich weiche Bestandteile aufweist. Nasen- und Gaumenpartien von Nagern, die Wurzeln und andere harte Pflanzenteile fressen, wachsen im Vergleich zu den restlichen Schädelpartien überdurchschnittlich schnell – und dies unabhängig davon, ob es sich um Mäuse, Ratten oder Meerschweinchen handelt. Mit anderen Worten: „Man ist, was man isst“ gilt auch für Nagetiere.

Ernährung entscheidend für die Entwicklung von Wachstumsmustern

„Bei Säugetieren spielt die Ernährung für die Entwicklung von Wachstumsmustern eine zentrale Rolle“, fasst Wilson die Resultate ihrer Forschungen zusammen. Aufgrund früherer Studien an Primaten nahm man bisher an, dass sich die Wachstumsmuster bei Säugetieren im Lauf der Evolution nur geringfügig verändert hatten.

Wilsons Resultate in den Proceedings der Royal Society legen nun nahe, dass bei Säugetieren die Entwicklung von artspezifischen Wachstumsmustern wesentlich variabler ist.

(idw – Universität Zürich, 18.12.2009 – DLO)

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