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Archäologie

Machu Picchu ist falsch benannt

Inkas nannten ihre Höhensiedlung wahrscheinlich Huayna Picchu

Machu Picchu
Die Inkastadt Machu Picchu hieß bei ihren Erbauern vermutlich Huayna Picchu. © Dora Dalton/ iStock.com

Historischer Irrtum: Die berühmte Inkastadt Machu Picchu in Peru trägt möglicherweise schon seit gut 100 Jahren den falschen Namen, wie zwei Forscher herausgefunden haben. Demnach deuten historische Aufzeichnungen darauf hin, dass die Inka ihre Stadt früher Huayna Picchu nannten – nach dem der Stadt am nächsten gelegenen Gipfel. Der vom höchsten Berg der Gegend abgeleitete Name Machu Picchu wurde hingegen erst Anfang des 20. Jahrhunderts geprägt.

Die Inkastadt Machu Picchu gilt als Wunder menschlicher Baukunst und gehört zu den bekanntesten und meistbesuchten archäologischen Stätten weltweit. Die ab 1450 von den Inkabaumeistern fugenlos zusammengefügten Steinblöcke der Stadt fügen sich perfekt in das Terrain des fast unzugänglichen Berggipfels ein. Kürzlich entdeckten Forscher zudem Hinweise darauf, dass die Stadt gezielt auf tektonischen Brüchen gebaut wurde.

Spurensuche in historischen Quellen

Doch das, was wir heute als Machu Picchu kennen, trug zur Zeit der Inkas wahrscheinlich einen anderen Namen. Indizien dafür haben der Historiker Donato Amado Gonzales vom peruanischen Kulturministerium und der Archäologe Brian Bauer von University of Illinois in Chicago jetzt bei Analysen historischer Dokumente aufgespürt.

„Für unsere Studie haben wir drei Datenquellen untersucht“, erklären die Forscher. Dazu gehörten Aufzeichnungen der spanischen Konquistadoren aus dem 17. Jahrhundert, historische Karten aus dem 19. Jahrhundert und Feldnotizen des US-Archäologen Hiram Bingham. Letzterer hatte die Ruinen im Jahr 1911 besucht und durch seine Veröffentlichungen erstmals öffentlich bekannt gemacht.

Vergessen selbst in der lokalen Bevölkerung

Die Untersuchungen enthüllten, dass vor gut 100 Jahren selbst die meisten Bewohner der Region kaum noch etwas über die Ruinen der Inkastadt wussten. Der Name dieses Orts sei den Einheimischen damals weitgehend unbekannt gewesen, berichten die beiden Forscher. Als der US-Archäologen Bingham dann 1911 in die Gegend kam, bezeichnete die lokale Bevölkerung die Ruinenstadt nach dem höchsten Gipfel des Gebiets Machu Picchu.

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Doch die Aufzeichnungen spanischer Konquistadoren zeigen etwas anders. In ihnen wird die Inkastadt meist als Huayna Picchu bezeichnet, diesen Namen trägt auch heute noch der Berggipfel, der direkt über den Ruinen aufragt. In einem der Dokumente wird beispielsweise berichtet, dass die einheimischen Bewohner damals überlegten, eine von ihnen Huayna Picchu genannte Ruinenstadt wieder zu beziehen, wie Bauer berichtet. Auch in einem Atlas von 1904 werden Inkaruinen namens Huayna Picchu erwähnt.

Binghams Name blieb hängen

„Damit gibt es signifikante Belege dafür, dass die Inkastadt ursprünglich Picchu oder wahrscheinlicher Huayna Picchu genannt wurde“, sagt Bauer. Ihren heutigen Namen Machu Picchu erhielt sie demnach erst durch Hiram Bingham und seine 1913 öffentlichkeitswirksam als „vergessene Stadt“ in Szene gesetzten Beschreibungen der Inkastätte.

Seither ist „Machu Picchu“ eine weltweit bekannte Marke – und das wird sich wohl auch durch die neuen Erkenntnisse nicht ändern. (Journal of the Institute of Andean Studies, 2022; doi: 10.1080/00776297.2021.1949833)

Quelle: University of Illinois Chicago

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