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Machu Picchu: Gezielt auf Brüchen erbaut?

Lage der Inkastadt an der Kreuzung zweier Verwerfungen ist möglicherweise kein Zufall

Machu PIcchu
Die Inkastadt Machu Picchu liegt genau auf der Kreuzung zweier tektonischer Verwerfungen – das ist möglicherweise kein Zufall. © Dora Dalton /iStock.com

Kein Zufall: Die Inkas könnten ihre heilige Stadt Machu Picchu aus geologischen Gründen auf dem entlegenen Andengipfel erbaut haben. Denn eine Studie enthüllt, dass diese und weitere Inkastädte genau auf Kreuzungspunkten von tektonischen Verwerfungen liegen. Der Vorteil: Dadurch fanden die Inka-Baumeister reichlich vorgebrochenes Gesteinsmaterial, gleichzeitig sorgte das Terrain dort für guten Zu- und Abfluss des Regenwassers, wie die Forscher berichten.

Die Inkastadt Machu Picchu gilt als eines der Wunder menschlicher Baukunst und ist heute ein UNESCO-Weltkulturerbe. Denn die aus massiven, fugenlos zusammengefügten Steinblöcken errichteten Bauten fügen sich perfekt in das Terrain des fast unzugänglichen Berggipfels in den peruanischen Anden ein. Selbst die Spanier übersahen bei ihrer Eroberung der Region diese auf dem Gipfel versteckte Stadt.

Felsformatiuon
Diese Felsformation in Machu Picchu zeigt die natürlichen Brüche und Risse im Gestein. © Rualdo Menegat

Netzwerk von Rissen und Brüchen

Doch die schwer zugängliche Höhenlage von Machu Picchu weckt auch die Frage, wie und warum sich die Inkas ausgerechnet diesen Berggipfel als Standort für ihre heilige Stadt ausgesucht haben. War es nur die versteckte, nahezu uneinnehmbare Lage? Spielten religiöse Aspekte eine Rolle? Oder waren es auch praktische Erwägungen? Für letzteres spricht nun eine Studie von Geologen um Rualdo Menegat von der Föderalen Universität von Rio Grande do Sul in Brasilien.

Die Forscher hatten auf Basis von Satellitendaten und Messungen vor Ort untersucht, welche tektonischen und geologische Strukturen sich im Untergrund von Machu Picchu verbergen. Dabei zeigte sich: Die berühmte Inkastadt steht auf einem ganzen Netzwerk von Brüchen und tektonischen Verwerfungen. Die Spanne reicht von feinen, kaum sichtbaren Rissen im Gestein bis zu großen, 175 Kilometer langen Bruchzonen im Untergrund.

Genau auf der Kreuzung zweier Verwerfungen

Das Spannende daran: Machu Picchu und einige andere Inkastädte wie Pisac und Cusco liegen genau im Kreuzungspunkt dieser großen, fast senkrecht aufeinander treffenden Verwerfungen. Zudem spiegelt die Struktur der Bauten die Nordost-Südwest-Ausrichtung dieser Brüche fast perfekt wider, wie Menegat erklärt: „Das Layout der Bauten reflektiert eindeutig die Bruchmatrix, die unter dem Ort liegt“, sagt er.

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So sind sowohl die Bauten im heiligen Bezirk von Machu Picchu als auch die Treppen der Stadt und der Gebäude nach den geologischen Brüchen ausgerichtet, wie die Forscher berichten. Selbst die Felder rund um die Stadt folgen diesem einheitlichen Richtungsschema. „Unserer Analyse nach folgt der Stadtplan von Machu Picchu klar der empirischen Verwerfungs- und Bruchkarte, die darunter liegt“, sagen Menegat und sein Team.

Risse erleichterten Steinblock-Gewinnung

Aber warum? Nach Ansicht der Forscher ist dies kein Zufall. Sie vermuten, dass die Inkas diese Orte bewusst auswählten, weil sie ihnen günstige Bedingungen für den Bau der Heiligtümer und Städte boten. „Es wäre schlicht unmöglich gewesen, eine solche Stätte im Hochgebirge zu bauen, wenn der Untergrund nicht auf diese Weise gebrochen wäre“, erklärt Menegat. Denn erst durch die zahlreichen sich kreuzenden Risse im Fels konnten die Inka-Baumeister die großen Steinblöcke für ihre Bauten gewinnen.

„Die intensive Rissbildung prädisponierte die Steine dazu, entlang dieser Schwächezonen zu brechen“, sagt Menegat. „Das machte es sehr viel einfacher, sie zu bearbeiten.“ Als erfahrene Baumeister hätten die Inkas dies vermutlich erkannt und deshalb den Berggipfel inmitten dieser Bruchzone als geeigneten und baustoffreichen Ort für Machu Picchu gewählt.

Gute Drainage für die Inkastadt

Und noch einen Vorteil könnte die Lage am Kreuzungspunkt zweier geologischer Verwerfungen gehabt haben: Der von zahlreichen Brüchen durchzogene Untergrund bot eine gute Drainage für Regenwasser. „Zwei Drittel der Anstrengungen, dieses Heiligtum zu bauen, waren mit der Konstruktion der unterirdischen Wasserleitungen verknüpft“, erklärt Menegat. Ein ausgedehntes Bewässerungssystem aus verbundenen Kanälen, Drainagen und steinernen Fontänen sorgte dabei für die Zu- und Ableitung des Wassers.

Denn einerseits galt es, das kostbare Nass in der Stadt und auf den Feldern zu verteilen. Andererseits aber sorgten Starkregenfälle immer wieder für Wasserüberschuss, der dann abgeleitet werden musste. „Die vorhandenen Brüche im Untergrund halfen dabei“, sagt Menegat. Durch sie konnte das überschüssige Wasser schnell im Untergrund versickern, ohne Überschwemmungen auszulösen.

„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die Inka-Baumeister absichtlich Orte mit sich kreuzenden Verwerfungen wählten, um ihre Städte zu errichten“, sagen die Forscher. „Die Inka-Zivilisation war ein buchstäblich auf gebrochenen Felsen stehendes Reich.“ (Geological Society of America, Annual Meeting 2019; Abstract)

Quelle: Geologcial Society of America

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