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Geowissen

„Lusi“ entpuppt sich als Methanschleuder

Weltgrößter Schlammvulkan speit 100.000 Tonnen Methan pro Jahr

Lusi
Blick auf den Hauptschlot des Schlammvulkans Lusi auf Java – er speit seit 2006 ununterbrochen Schlamm, Wasserdampf, Kohlendioxid und Methan. © Mazzini et al./ Scientific Reports, CC-by-sa 4.0

Der Schlammvulkan Lusi in Indonesien ist eine der größten natürlichen Methanschleudern unseres Planeten, wie nun Messungen enthüllen. Pro Jahr speit er rund 100.000 Tonnen des hochpotenten Treibhausgases. Damit setzt allein dieser Schlammvulkan so viel Methan frei wie nach früheren Schätzungen alle geologischen Quellen zusammen. Schlammvulkane, unterseeische Schlote und andere geologische Methanquellen könnten demnach eine wichtigere Rolle für die globalen Methanwerte spielen als bislang angenommen.

Ende Mai 2006 bildete sich im Norden Javas plötzlich ein gewaltiger neuer Schlammvulkan: Angetrieben durch eine unterirdische Verbindung zu einem nahen Vulkansystem, schossen unzählige Fontänen aus Dampf, Gas und Schlamm in die Höhe – und haben seitdem nicht mehr aufgehört. Bis zu 180.000 Kubikmeter Schlamm stößt der „Lusi“ getaufte Schlammvulkan pro Tag aus – er ist damit die größte Eruption dieser Art weltweit. Sein Ausfluss bedeckt schon jetzt mehr als sieben Quadratkilometer Land und verschüttete mehrere Dörfer.

Probennnahme
Probennahme an einer Spalte im heißen Schlamm des Schlammvulkans Lusi. © Adriano Mazzini/CEED

Gasmessung am Lusi

Unklar war jedoch bisher, wieviel Methan dieser weltgrößte Schlammvulkan und andere geologische Quellen freisetzen. Das potente Treibhausgas spielt eine wichtige Rolle im Klimageschehen und kann sowohl durch natürliche wie anthropogenen Prozesse in die Atmosphäre gelangen. Einige Schätzungen gehen von einer geologischen Freisetzung von rund 45 Millionen Tonnen pro Jahr aus, andere dagegen nur von 100.000 bis gut fünf Millionen Tonnen.

Wie hoch der Methanausstoß des Lusi ist, haben daher nun Adriano Mazzini von der Universität Oslo und sein Team erstmals umfassend untersucht. Dafür führten sie Messungen am 100 Meter großen Hauptschlot des Schlammvulkans sowie an zahlreichen Spalten und kleineren Gasaustritten durch. Zusätzlich werteten sie Satellitendaten dazu aus.

Größte geologische Methanquelle weltweit

Das Ergebnis: Allein der Hauptschlot des Lusi-Schlammvulkans setzt 340.000 Tonnen Kohlendioxid und 42.000 Tonnen Methan pro Jahr frei. Sein kaum kleinerer zweiter Schlot speit 22.000 Tonnen Methan, dazu kommen noch rund 38.0000 Tonnen des Gases aus den unzähligen Schlammtümpeln, Gasquellen und Spalten. Insgesamt stößt allein dieser weltgrößte Schlammvulkan damit rund 100.000 Tonnen Methan pro Jahr aus – er ist damit die bisher größte bekannte geologische Methanquelle weltweit.

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„Damit ist der Methanausstoß allein der zugänglichen Zone von Lusi höher als die größten bisher bekannten Punktquellen der Methanemission in Form von Kohlenminen und Deponien in den USA mit rund 10.000 bis 100.0000 Tonnen pro Jahr“, berichten Mazzini und sein Team. Zudem seien die Emissionen des Schlammvulkans ähnlich groß wie die schlimmsten Lecks und Freisetzungen der Erdgasindustrie.

Geologischer Beitrag unterschätzt

Nach Ansicht der Wissenschaftler spricht ihr Ergebnis dafür, dass der Anteil der geologischen Quellen an den weltweiten Methanemissionen bislang stark unterschätzt worden ist. Denn allein der Schlammvulkan Lusi setzt bereits mehr von diesem Treibhausgas frei als einige auf Eisbohrkernen basierende Schätzungen für den globalen geologischen Anteil vorsahen.

„Hinzu kommt, dass in einer globalen Bestandsaufnahme aller Methanaustritte an Land 76 solcher geologischer Quellen als große Emittenten identifiziert worden sind – als Quellen, die Methan in der Größenordnung von 10.000 Tonnen pro Jahr freisetzen“, erklären Mazzini und seine Kollegen. Dazu kommen noch unzählige Methanquellen und Schlammvulkane, die in den Meeren liegen. Von ihnen gelangt zwar nur ein Teil des Methans bis in die Atmosphäre, aber gerade in küstennahen Flachwasserzonen könnten auch sie zum globalen Methanbudget beitragen. (Scientific REports, 2012; doi: 10.1038/s41598-021-83369-9)

Quelle: University of Oslo

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