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Geowissen

Laacher See: Eifelvulkan ist noch aktiv

Serien tiefer Erdbeben sprechen für allmähliche Füllung der Magmakammer

Laacher See
Unter dem Laacher See in der Eifel steigt Magma auf – das bestätigt die anhaltende Aktivität dieses Vulkans © Df1paw/ CC-by-sa 4.0

Verborgene Aktivität: Unter dem Laacher See in der Eifel steigt offenbar Magma in die Erdkruste auf. Darauf deuten mehrere niederfrequente Erdbebenserien hin, die Seismologen seit 2013 unter der Eifel registriert haben. Diese Erschütterungen bestätigen, dass dieser Vulkan nicht erloschen ist, sondern nur ruht – und dass sich die Magmakammer unter dem Vulkan allmählich wieder füllt. Ein akutes Ausbruchsrisiko besteht aber nicht, wie die Forscher betonen.

So idyllisch der Laacher See in der Eifel heute ist – vor rund 12.900 Jahren war er der Schauplatz eines wahren Vulkan-Infernos. Die explosive Eruption schleuderte 16 Kubikkilometer Material aus der einbrechenden Caldera des Vulkans, die Aschewolken zogen bis nach Schweden und Norditalien. Die Ausbruchstrümmer blockierten zeitweise den Rhein und lösten beim Bruch der Blockade einen verheerenden Tsunami aus.

Doch wie aktiv oder gar gefährlich ist der Laacher-See-Vulkan heute? Vulkanologen gehen davon aus, dass der Vulkan nicht erloschen, sondern nur „langzeit-schlafend“ ist. In der Vergangenheit gab es am Laacher See im Schnitt alle 5.000 bis 10.000 Jahre einen Ausbruch, rein theoretisch wäre eine erneute Eruption daher sogar schon überfällig. Ob und wann der Vulkan jedoch wieder erwacht, ist strittig.

Seismogramme
Seismogramm eines tektonischen (oben) und eines DLF-Erdbebens. © Hensch et al.

Erschütterungen im Untergrund

Neue Hinweise auf die Aktivität des Laacher-See-Vulkans haben nun Martin Hensch vom Verbund der Landeserdbebendienste und seine Kollegen veröffentlicht. Für ihre Studie haben sie die Daten eines seismologischen Messnetzes ausgewertet, mit dem die Erdbebenaktivität vor allem der Osteifel überwacht wird. Seit 2013 können die Forscher mit diesem Messnetz auch besonders tiefe, niederfrequente Beben – sogenannte Deep-Low-Frequency-Beben – registrieren.

„DLF-Erdbeben gelten weltweit als Hinweis auf die Bewegung magmatischer Fluide in großer Tiefe“, erläutert Torsten Dahm vom Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ). „Unter aktiven Vulkanen, beispielsweise auf Island, in Japan oder Kamtschatka, lassen sich solche Erdbeben regelmäßig beobachten.“ Ob es diese Anzeiger für Magmabewegungen auch in der Eifel gibt, haben die Forscher nun ermittelt.

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Tiefe Beben verraten Magma-Aufstieg

Das Ergebnis: Diese verräterischen Tiefbeben treten auch unter der Eifel auf. „Insgesamt wurden in den vergangenen fünf Jahren vier räumlich eng begrenzte Gruppen solcher DLF-Erdbeben in der Osteifel nachgewiesen“, berichtet Hensch. Mit einer Magnitude von weniger als zwei und Frequenzen von weniger als zehn Hertz sind sie für Menschen nicht spürbar. Die Erschütterungsherde fallen von einer Tiefe von zehn Kilometern unter dem Laacher See steil nach Südosten bis in 45 Kilometer Tiefe ab.

Nach Ansicht der Forscher deuten diese tiefen Erdbeben darauf hin, dass unter dem Laacher See aufgeschmolzenes Gestein aus dem Erdmantel in die mittlere und obere Erdkruste aufsteigt. Dies bestätigt, dass dieser Eifelvulkan zwar ruhend, aber noch aktiv ist. „Die Detektion der DLF-Erdbeben liefert erstmals seismische Belege dafür, dass die Magmareservoire unter dem Laacher-See-Vulkan weiterhin aufgefüllt werden“, sagen die Wissenschaftler.

DLF-Beben
Tektonische Erdbeben (Kreise) und DLF-Erdbeben (Sterne) in der Osteifel. © Hensch et al.

Droht ein neuer Ausbruch?

Allerdings: Ein neuer Ausbruch des Eifelvulkans droht deshalb nicht – zumindest nicht in absehbarer Zeit. Denn vor der letzten Eruption am Laacher See dauerte es rund 30.000 Jahre, bis die obere Magmenkammer des Vulkans gefüllt und ausbruchsbereit war, wie Hensch und seine Kollegen erklären. Auch wenn nicht klar ist, wann die tiefen Erdbeben unter dem See begonnen haben, könnte es daher noch Jahrtausende dauern, bis das Magmareservoir voll ist.

Hinzu kommt, dass weitere Frühwarnzeichen eines Ausbruchs bisher fehlen: „Der Aufstieg von Magma in die flache Erdkruste geht in aller Regel mit hochfrequenten Erdbebenschwärmen einher. Eine solche Aktivität war in der Osteifel bis jetzt nicht zu beobachten“, berichtet Koautor Joachim Ritter vom Karlsruher Institut für Technologie. Auch Hebungen der Erdoberfläche, wie sie für massive Magmenaufstiege typisch sind, lassen sich an diesem Vulkan noch nicht nachweisen.

Überwachung sollte verstärkt werden

Dennoch empfehlen die Forscher eine Intensivierung der Überwachung am Laacher See. So sollten die austretenden Vulkangase regelmäßig geochemisch analysiert werden und auch geodätische Messungen möglicher Deformationen der Erdoberfläche seien sinnvoll. Zudem raten die Wissenschaftler zu einer Neubewertung der vulkanischen Gefährdung der Eifel. Denn auch wenn keine akute Ausbruchsgefahr besteht, bestätigen die aktuellen Ergebnisse, dass der Laacher-See-Vulkan noch immer aktiv ist.

„Auch wenn das vulkanische Risiko in der Eifel zurzeit als gering eingeschätzt wird, hätte eine Eruption wegen der dichten Bevölkerung und den zu erwartenden Schäden in diesem Gebiet Mitteleuropas erhebliche Folgen“, konstatieren Hensch und sein Team. (Geophysical Journal International, 2019; doi: 10.1093/gji/ggy532)

Quelle: Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ

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