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Paläontologie

Kreidezeit-Fund bei der NASA

Einzigartige Ansammlung von Dinosaurier- und Säugetier-Abdrücken entdeckt

Entdeckung im Raumfahrtzentrum: Diese Steinplatte trägt 70 verschiedene Fußabdrücke von Sauriern und Säugetieren der Kreidezeit © NASA/GSFC, Rebecca Roth

Spektakulärer Fund: Auf dem Gelände eines NASA-Zentrums haben Forscher eine einzigartige Ansammlung von Spuren aus der Kreidezeit entdeckt. Auf einer rund 100 Millionen Jahre alten Steinplatte sind mindestens 70 Fußabdrücke von Dinosauriern und Säugetieren konserviert. Diese Kombination ist eine echte Rarität und gibt einzigartige Einblicke in die Interaktion von Urzeitechsen und Säugern, wie die Forscher im Fachmagazin „Scientific Reports“ berichten.

Fossile Fußabdrücke sind besonders spannende Fenster in die Lebenswelt der Vergangenheit. Denn sie liefern wertvolle Informationen darüber, wie ausgestorbene Tiere sich bewegten, wie sie miteinander interagierten und auch, wie schwer sie waren. In Gegenden, wo vor Jahrmillionen flache, feuchte Strände oder Sümpfe lagen, sind teilweise tausende solcher Spuren erhalten, darunter in Australien, Schottland und sogar in Alaska.

Kreidezeit-Fund am Raumfahrtzentrum

Jetzt gibt es einen weiteren Spuren-Fund – ausgerechnet in einem der großen Raumfahrtzenten der USA, dem Goddard Space Flight Center (GSFC) der NASA in Maryland. Dem NASA-Forscher und Dinosaurier-Experten Ray Stanford fiel dort hinter einem der Gebäude ein auffälliges Gesteinsstück auf. Ausgrabungen enthüllten, dass es sich um eine tischgroße Platte aus 100 Millionen Jahre altem Sedimentgestein handelt.

In dieser Steinplatte haben Paläontologen knapp 70 fossile Fußabdrücke von acht verschiedenen Tierarten entdeckt. „Ich habe noch nie eine Steinplatte von nur zwei Quadratmetern Größe gesehen, auf der so viele verschiedene Spuren zu sehen sind“, sagt Koautor Martin Lockley von der University of Colorado. „Das ist eine der höchsten Spurendichten und Diversitäten, die je gefunden wurden.“ Die Abdrücke entstanden, als die Tiere am schlammigen Ufer eines flachen Meeres entlangliefen.

Fossile Spuren des einhörnchengroßen Kreidezeit-Säugers © Stanford et al./ Scientific Reports, CC-by-sa 4.0

Spuren dreier verschiedener Säugetiere

Noch Spektakulärer aber: Unter den Fußabdrücken sind sowohl Spuren von Dinosauriern und Flugsauriern als auch von kreidezeitlichen Säugetieren. 26 Säuger-Abdrücke haben die Forscher bisher auf der Steinplatte entdeckt – eine echte Rarität. „Die Konzentration von Säugetierspuren auf dieser Platte ist damit höher als an jeder anderen Fundstätte auf der Welt“, sagt Lockley. „Das ist das kreidezeitliche Äquivalent zum Rosetta-Stein.“

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Die Forscher gehen davon aus, dass mindestens drei verschiedenen Säugetierarten diese Abdrücke hinterlassen haben. Eines davon war nur so groß wie Eichhörnchen und scheint sich eher hoppelnd fortbewegt zu haben. „Es sieht so aus, als wenn sich diese Tiere zwischendrin immer wieder auf ihren Hintern setzten und pausierten“, sagt Lockley. Die Paläontologen tauften dieses Wesen daher Sederipes goddardensis – sitzende Spur von Goddard.

Eine weitere Spur ist die größten bisher von einem Säugetier der Kreidezeit entdeckte: Der fünfzehige Abdruck ist gut elf Zentimeter lang und sechs Zentimeter breit. Die Forscher schließen daraus, dass das zugehörige Tier die Größe eines Präriehunds gehabt haben könnte.

Die Kreidezeit-Steinplatte und ihre Fußabdrücke© NASA/GSFC

Pflanzenfresser, Raubdinos und Flugsaurier

Ähnlich vielfältig sind auch die Saurier-Spuren: Zwei Abdrücke stammen von einem Nodosaurier und seinem Jungen – vierbeinig laufenden, großen Pflanzenfressern mit langem Hals. Weitere Spuren wurden von zwei eher kleinen Raubsauriern hinterlassen. Ihre parallelen Abdrücke deuten darauf hin, dass sie möglicherweise gerade gemeinsam jagten. Außerdem finden sich Spuren von Flugsauriern, die neben Fußabdrücken auch einige Schnabel-Abdrücke hinterlassen haben.

Aus dem Fehlen von Überlappungen und der Beschaffenheit des Sediments schließen die Forscher, dass alle Spuren gleichzeitig oder maximal im Abstand von wenigen Stunden bis Tagen hinterlassen wurden. „Das ist wie eine Zeitmaschine: Wir sehen die Interaktionen dieser Tiere, wie sie einander passieren“, sagt Stanford. „Das ist wirklich spannend!“ (Scientific Reports, 2018; doi: 10.1038/s41598-017-18619-w)

(NASA, 02.02.2018 – NPO)

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