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Geowissen

Kometen-Einschlag schuf den Sudbury-Krater

Neue Analysen des Kratergesteins sprechen für einen der seltenen Kometen-Treffer

Vor 1,8 Milliarden Jahren traf ein 15 Kilometer großer Komet die Erde © NASA

Urzeit-Treffer der eisigen Art: Der zweitgrößte Einschlagskrater der Erde, das Sudbury-Becken in Kanada, entstand vermutlich durch den Einschlag eines Kometen. Darauf deuten neue Gesteinsanalysen im Krater hin. Der kosmische Bolide war demnach rund 15 Kilometer groß und raste doppelt so schnell durch All und Atmosphäre wie ein Asteroid. Sein Einschlag vor 1,8 Milliarden Jahren hatte vermutlich globale Folgen, so die Forscher im Fachmagazin „Terra Nova“.

Das Sudbury-Becken im kanadischen Ontario ist der zweitgrößte bekannte Einschlagskrater der Erde und einer der ältesten. Vor rund 1,85 Milliarden Jahren hinterließ hier der Einschlag eines 10 bis 15 Kilometer großen Brockens eine rund 150-260 Kilometer große Senke. Die Trümmer des Einschlags wurden damals über mehr als 160.000 Kilometer verteilt, Staub und geschmolzene Gesteinströpfchen verbreiteten sich wahrscheinlich sogar global.

Weil der Krater im Laufe der Zeit durch geologische Prozesse verformt wurde, ist heute von ihm nur noch eine rund 30 x 60 Kilometer große Senke übrig. Starke Erosion machte es zudem schwer, herauszufinden, was für ein Bolide diesen Krater einst verursachte. Joseph Petrus von der Laurentian University in Sudbury und seine Kollegen haben nun 69 Gesteinsproben aus dem Krater auf Spurenelemente wie Iridium, Ruthenium, Rhodium, Platin und Gold, hin analysiert, um anhand mikroskopisch kleinen, im Erdgestein eingebetteten Überresten des Impaktors Hinweise auf seine Natur zu erhalten.

Zu wenig Iridium für einen Asteroiden

Das Ergebnis: Vor allem der Gehalt an Iridium erwies sich als zu niedrig, um von einem Asteroiden zu stammen. Wäre er der Bolide gewesen, hätte er maximal fünf Kilometer groß sein dürfen. „Ein so kleiner Bolide hätte aber nicht die Sudbury Senke erzeugen können“, so die Forscher. Zudem wäre ein Asteroid nicht komplett verdampft, was aber der Verteilung der Mikrorelikte widerspricht.

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Stattdessen spricht der Elementgehalt der beim Einschlag verdampften und geschmolzenen Relikten ihrer Ansicht nach für einen Kometen. Nach gängiger Theorie machen sie nur maximal ein Drittel aller Einschläge in der Erdgeschichte aus, könnte aber gerade in der Frühzeit unseres Planeten eine wichtige Rolle als Wasserbringer und vielleicht sogar Lieferanten für Lebensbausteine gespielt haben.

Rasender Schneeball mit chondritischer Fracht

Kometen bestehen nur zum Teil aus Gestein, daher ist auch die Konzentration von Iridium und anderen typischen Elementen in ihnen geringer. Das könnte eher erklären, warum der Krater trotz des relativ geringen Gehalts an Iridium und anderen Elementen der Platingruppe so groß ausfiel. Nach Berechnungen der Forscher wäre der Komet, der das Sudbury Becken verursachte, rund 15 Kilometer groß gewesen.

„Kometen fliegen typischerweise mit mehr als der doppelten Geschwindigkeit eines Asteroiden“, erklären Petrus und seine Kollegen. Zudem verdampfen sie stärker, was zu dem beobachteten Bild der Mikrotrümmer passt. Zwar zeigen Gesteinsanalysen auch Reste von typischem chondritischen Meteoritengestein. Doch nach Ansicht der Forscher müssen diese Überreste vom Gesteinsanteil des Kometen stammen. „Es scheint, als wenn tatsächlich ein Komet mit chondritischem Anteil das weltbekannte Sudbury-Becken verursacht hat“, so Petrus. (Terra Nova, 2014; doi: 10.1111/ter.12125)

(Wiley/ Terra Nova, 17.11.2014 – NPO)

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