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Geowissen

Klimawandel wird US-Wirtschaft schaden

Forscher prognostizierten deutliche Einbußen und wachsende Ungleichheit

Geht der Klimawandel ungebremst weiter, könnte dies die USA einiges kosten. © ParentRap/ pixabay

Make America poor again: Geht der Klimawandel ungebremst weiter, schadet dies der Wirtschaft der USA. Denn für jedes Grad Erwärmung könnte das Bruttoinlandsprodukt im Mittel um 1,2 Prozent sinken, wie Forscher ausgerechnet haben. Besonders betroffen wären die Südstaaten, die mit bis zu 20 Prozent Einbußen rechnen müssten. Zudem könnte die soziale und wirtschaftliche Ungleichheit zwischen den US-Regionen weiter zunehmen, so die Wissenschaftler im Fachmagazin „Science“.

US-Präsident Donald Trump steht dem Klimawandel eher skeptisch gegenüber und glaubt, dass Klimaschutz seinem Land schadet. Deshalb verkündete er den Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen. Dabei allerdings ignoriert er völlig, dass ein ungebremster Klimawandel auch seinem Land schaden könnte – unter anderem durch steigende Meeresspiegel, Hitzewellen, sich verlagernde Hurrikan-Zugbahnen und steigenden Stromverbrauch.

Eine umfassende Prognose der Klimafolgen für die USA haben nun Solomon Hsiang von der University of California in Berkeley zusammengestellt. Für ihre Studie ermittelten sie mithilfe von 116 Klimaprojektionen und statistischen Modellen, wie der Klimawandel Aspekte wie landwirtschaftliche Erträge, Küstenschäden, Energiekosten, Gesundheit, Sterblichkeit, Kriminalität, Arbeitsplätze und direkte Schäden beispielsweise durch Naturkatastrophen beeinflussen wird.

Jedes Grad mehr geht richtig ins Geld

Das Ergebnis fällt wenig positiv aus: „Ein ungebremster Klimawandel wird für weite Teile der USA sehr teuer“, sagt Hsiang. Auf nationale Ebene betrachtet könnte das Bruttoinlandsprodukt der USA demnach für jedes Grad Erwärmung mehr um 1,2 Prozent sinken. Je wärmer es dabei langfristig wird, desto mehr Einbußen bringt jedes zusätzliche Grad der US-Wirtschaft, wie die Forscher erklären.

Einbußen im US-Bruttoninlandsprodukt mit zunehmender Erwärmung © Hsiang, Kopp, Jina, Rising, et al (2017)

Verursacht werden die wirtschaftlichen Folgen unter anderem durch sinkende landwirtschaftliche Erträge, steigenden Stromverbrauch und knapper werdende Arbeitsplätze, wie die Forscher berichten. Für jedes Grad mehr würde beispielsweise der Stromverbrauch landesweit um gut fünf Prozent ansteigen. Die Erträge der Landwirtschaft könnten trotz des wachstumsfördernden Effekts von höheren CO2-Werten im Mittel um neun Prozent fallen.

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„Größter Transfer von Wohlstand in der US-Geschichte“

Die Folgen des Klimawandels werden aber nicht alle Regionen der USA gleichermaßen treffen: In fast allen Kategorien tragen die Südstaaten und der Mittlere Westen die größte Last – und damit Landesteile, die schon heute ärmer sind als beispielsweise die Ostküste. Dort könnte es bis zum Ende des Jahrhunderts Einbußen von bis zu 20 Prozent des Bruttoninlandsprodukts geben, so die Prognose.

„Wenn wir so weiter machen, dann könnte dies zum größten Transfer von Wohlstand von den Armen zu den Reichen in der gesamten US-Geschichte führen“, sagt Hsiang. Denn profitieren oder zumindest ohne größere Schäden davonkommen werden vor allem die ohnehin schon wohlhabenden Regionen im Nordwesten der USA und in Neuengland. Dort fördert das wärmere Klima die landwirtschaftlichen Erträge und verringert die Mortalität.

Wirtschaftliche FOlgen für verschiedene Regionen der USA bei ungebremstem weiteren Klimawandel © Hsiang, Kopp, Jina, Rising, et al (2017)

Hurrikans, Hitze und kahle Felder

Für die Regionen am Golf von Mexiko sagen die Forscher dagegen besonders gravierende Folgen voraus. „Der Meeresspiegelanstieg und die stärker werdenden Hurrikans sind ein enormes Risiko für die Gemeinden. Hinzu kommt die Hitze, die die Stromkosten für Klimaanlagen in die Höhe treibt, aber auch Gewaltverbrechen fördert, die Produktivität von Arbeitern senkt und die Gesundheit und das Leben der Menschen bedroht“, sagt Koautor Robert Kopp von der Rutgers University.

Ebenfalls betroffen wäre der Mittlere Westen der USA – heute die „Kornkammer“ des Landes. „Im Mittleren Westen könnten wir landwirtschaftliche Verluste sehen ähnlich wie zur Zeit des Dustbowls in den 1930er Jahren“, berichtet Koautor Amir Jina von der University of Chicago. Damals mussten viele Farmer aufgeben, weil Dürre und Bodenerosion weite Teile der Great Plains staubtrocken und unfruchtbar machten.

Mit seiner Absage an den internationalen Klimaschutz könnte Donald Trump demnach seinem Land einen echten Bärendienst erwiesen haben. Denn er isoliert es nicht nur politisch, er könnte ihm langfristig sogar wirtschaftlich schaden. (Science, 2017; doi: 10.1126/science.aal4369)

(Science/ Rutgers University, 30.06.2017 – NPO)

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