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Klima

Klimawandel: Wird Südspanien zur Wüste?

Schon ab zwei Grad Erwärmung drohen drastische Veränderungen im Mittelmeeerraum

Noch gibt es am Mittelmeer immergrüne Wälder und Buschlandschaften - wie hier am Cap Formentor auf Mallorca © Daniel Pavon/IMBE, Université Aix Marseille

Schlechte Aussichten: Geht der Klimawandel so weiter wie bisher, könnte Südspanien Ende des Jahrhunderts zur Wüste werden. Das prognostizieren Klimaforscher auf Basis von Klima- und Vegetationsdaten. Demnach könnte selbst eine Erwärmung um nur zwei Grad die Vegetation und Ökosysteme des Mittelmeerraums drastisch verändern. Verhindern ließe sich dies nur, wenn der Klimawandel auf 1,5 Grad begrenzt – was eher unrealistisch scheint.

Die Regionen rund um das Mittelmeer waren einst die Wiege großer Kulturen, von den Ägyptern über die Minoer, Griechen und Phönizier bis zu den Römern. Immer schon aber war diese Region auch besonders anfällig für Veränderungen des Klimas. Klimawandel brachten in der Bronzezeit mehrere Hochkulturen zu Fall und könnten auch das Ende der Antike eingeläutet haben.

Gravierender Wandel

Ähnlich gravierende Veränderungen sagen nun Joel Guiot und Wolfgang Cramer von der französischen Forschungsorganisation CNRS für die nähere Zukunft voraus. Geht der Klimawandel so weiter wie bisher, könnten sich Landschaften und Ökosysteme rund um das Mittelmeer so stark wandeln wie noch nie seit der letzten Eiszeit – so ihre Prognose.

Für ihre Studie untersuchten die Forscher die Entwicklung der Pflanzenwelt in der Mittelmeer-Region der letzten rund 10.000 Jahre. Anhand von Pollenfunden in Sedimentbohrkernen rekonstruierten sie, wie sich die Vegetation in Reaktion auf das Klima veränderte. Diese Daten nutzten sie dann als Basis, um die zukünftige Entwicklung unter verschiedenen Klimawandel-Szenarien zu simulieren.

Status Quo nur bei 1,5 Grad

Das Ergebnis: Ein gravierender Wandel der Mittelmeer-Landschaften lässt sich wahrscheinlich nur verhindern, wenn die Klimaschutz-Ziele aus dem Abkommen von Paris eingehalten werden. Nur bei einer Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 Grad würden Klima und Pflanzenwelt der Mittelmeeranrainer weitgehend so bleiben wie heute – bereits bestehende Dürre- und Waldbrandprobleme mit eingeschlossen.

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Sand, Flechten und trockenresistente Kräuter: Sieht so künftig bald der gesmte Mittelmeerraum aus? Hier ein mediterranes Ökosystem auf der französischen Isle de Porquerolles. © Wolfgang Cramer/ IMBE/CNRS

Düster sieht es dagegen aus, wenn die Erwärmung über 1,5 Grad hinaus geht – was angesichts der schon jetzt im Mittelmeerraum erreichten 1,3 Grad extrem wahrscheinlich ist. Schon bei zwei Grad Erwärmung würden die Landschaften dem Zustand vor rund 4.700 Jahren ähneln. Damals gab es im südlichen Bereich des Mittelmeerraums weniger Wälder als heute und die kargen Landschaften Nordafrikas waren noch wüstenähnlicher.

Südspanien als Wüste

Selbst die vorläufigen nationalen Verpflichtungen, die die Staaten vor dem Paris-Abkommen veröffentlicht haben, reichen nicht aus, um größere Veränderungen abzuwenden. „Dies würde wahrscheinlich zu einer substanziellen Ausweitung der Wüsten in einem großen Teil Südeuropas und Nordafrikas führen“, so die Prognose der Wissenschaftler.

Ein extremer Wandel aber droht, wenn der Klimawandel nahezu ungebremst so fortschreitet wie heute. „Der gesamte Süden Spaniens würde dann zur Wüste werden“, berichten Guiot und Cramer. „In einem großen Teil des Mittelmeergebiets würden immergrüne Wälder von mediterraner Trockenvegetation abgelöst werden.“ Werde nichts gegen den Klimawandel getan, dann würde dies die mediterranen Ökosysteme auf eine Weise verändern, die sie zehntausend Jahren unerreicht sind.

Zwar haben die beiden Forscher einen wichtigen Faktor nicht mit einbezogen – die Veränderungen Landnutzung durch den Menschen -, dennoch halten auch andere Wissenschaftler die Prognosen für durchaus realistisch:

„Es gab bereits Abschätzungen zu Klimafolgen. Auch diese besagten, dass die Wüste und Steppen sich unter intensiver Klimaänderung, also wie in Szenario RCP8.5, auf der Iberischen Halbinsel und im Atlasgebirge ausdehnen könnten“, kommentiert Kirsten Thonicke vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. (Science, 2016; doi: 10.1126/science.aah5015)

(American Association for the Advancement of Science, 31.10.2016 – NPO)

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