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Klima

Klimawandel: Wie viel CO2 bleibt uns noch?

CO2-Uhr zeigt verbleibendes Emissions-Budget der Menschheit an

Wenn wir die Klimascdhutzziele erreichen wollen, dürfen wir nur noch ein bestimmtes Budget an CO2 aussstoßen. © scinexx/ iStock.com

Die Uhr läuft – und das buchstäblich: Eine animierte Uhr im Internet zeigt an, wie viel Kohlendioxid die Menschheit noch ausstoßen darf, wenn sie die Klimaziele von Paris erreichen soll. Demnach liegt unser CO2-Budget noch bei 420 bis 1.070 Gigatonnen, wie der Weltklimarat IPCC kürzlich errechnete. Doch bei rund 42 Gigatonen CO2-Emissionen pro Jahr zählt die CO2-Uhr schnell herunter – es bleiben für das Zwei-Grad-Ziel nur noch 26 Jahre, für 1,5 Grad sogar nur noch neun Jahre.

Eigentlich ist klar: Um die globale Erwärmung auf 1,5 oder zwei Grad zu beschränken, muss die Menschheit ihre CO2-Emissionen drastisch senken – und das möglichst schnell. Schon jetzt sind die Chancen auf ein Erreichen der Klimaziele durch jahrelanges Nichtstun eher gering. Statt den Treibhausgas-Ausstoß zu verringern, steigen die globalen CO2-Emissionen, der Klimaschutz kommt nur schleppend in Gang.

„Klimapolitisch haben wir gerade ein verlorenes Jahrzehnt hinter uns, in dem die globalen Emissionen trotz aller im Paris-Abkommen gemachten Zusagen sogar wieder gestiegen sind“, sagt Ottmar Edenhofer, Direktor des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC). „Bei dem weiterhin äußerst begrenzten CO₂-Budget werden der Welt gerade einmal einige wenige Jahre mehr für effektiven globalen Klimaschutz eingeräumt.“

420 Gigatonnen dürften wir noch

Doch wie hoch ist das verbleibende CO2-Budget? Im jüngsten Sonderbericht des Weltklimarats IPCC haben Klimaforscher nicht nur verdeutlicht, welche Folgen schon zwei Grad mehr für Natur und Menschheit hätten, sie haben auch neue Zahlen dazu veröffentlicht, wie viel CO2 die Menschheit noch ausstoßen darf, wenn die Klimaziele gehalten werden sollen.

Dem IPCC zufolge dürften wir nur noch knapp 420 Gigatonnen CO2 emittieren, wenn das 1,5 Grad Klimaziel erreicht werden soll. Um das Zwei-Grad-Ziel noch schaffen, bleiben der Menschheit noch 1.070 Milliarden Tonnen CO2. Dieses Budget beruht auf der Annahme, dass es einen nahezu linearen Zusammenhang zwischen den kumulativen Emissionen einerseits und dem weltweiten Temperaturanstieg andererseits gibt. Nicht berücksichtigt werden dabei regionale Unterschiede oder die Trägheit des Klimasystems.

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Wie viel Zeit bleibt?

Was aber bedeutet dieses CO2-Budget konkret und ganz praktisch? Aus Messdaten ist bekannt, wie viele CO2 die Menschheit jährlich ausstößt – momentan sind dies rund 42 Gigatonnen pro Jahr oder 1.332 Tonne pro Sekunde. Ausgehend von diesen Emissionsdaten lässt sich hochrechnen, wie lange wir noch so weitermachen können, bis das Budget aufgebraucht ist. An diesem Punkt müssten entweder schlagartig alle Emissionen auf null sinken oder aber das Klimaziel wird verfehlt.

Wie viel Zeit bleibt, verdeutlicht die aktualisierte CO2-Uhr der MCC-Forscher. Diese Animation zählt auf Basis der Emissionswerte das verbleibende Budget und die Zeit herunter, die für die Klimaziele bleiben. Demnach wird das Budget des 1,5-Grad-Ziels bei gleichbleibenden CO2-Emissionen schon in weniger als neun Jahre erschöpft sein. Das Budget des Zwei-Grad-Zieles hält noch rund 26 Jahre.

Was kann man tun?

„Es liegt in der Natur der Sache, dass auch unsere CO₂-Uhr weiterhin mit Unsicherheiten behaftet ist. Doch den nötigen politischen Handlungsdruck, zeigt sie glasklar: Bis 2050 muss die Weltwirtschaft komplett CO₂-frei sein“, sagt MCC-Generalsekretärin Brigitte Knopf. „Durch den Weltklimarat wissen wir jetzt noch genauer, wie groß die Notwendigkeit ist, den CO2-Ausstoß drastisch zu reduzieren.“

Momentan allerdings kommt der Klimaschutz weder international noch in Deutschland sonderlich zügig voran – eher im Gegenteil. Inzwischen räumt selbst das IPCC ein, dass für das Erreichen der Klimaziele zusätzlich Geoengineering-Maßnahmen nötig sei könnten. Im Test sind dabei vor allem Maßnahmen, um CO2 aus Abgasen einzufangen und zu binden – beispielsweise durch das sogenannte Carbon Capture und Storage (CCS). Auch Air-Capture-Anlagen oder die CO2-Bindung in Gestein werden als mögliche „CO2-Schlucker“ getestet.

(Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) gGmbH, 12.11.2018 – NPO)

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