In den Alpen und anderen Hochgebirgen schmelzen die Gletscher dramatisch. Wissenschaftler werten das als Anzeichen dafür, dass sich die Atmosphäre der Erde immer mehr aufheizt. Wenn das stimmt, dann sollte auch der permanente Bodenfrost in den Gebirgen, kurz Permafrost genannt, zunehmend auftauen. Dieses Phänomen erforscht jetzt der Geograph Christof Kneisel von der Uni Würzburg in einem Projekt in Schweden.
Der Wissenschaftler untersucht seit mehreren Jahren Permafrost in den Schweizer Alpen und in Nordschweden. Auch dort sind die Gletscher – wie in den Alpen – im Verlauf des 20. Jahrhunderts deutlich zurückgegangen. Während man diese Eisrückgang leicht auf Fotos nachweisen kann, entzieht sich der Permafrost der direkten Beobachtung: Er steckt unter einer Auftauschicht, die einen halben bis fünf Meter dick sein kann.
Deshalb ist Kneisel auf Technik angewiesen. Bislang hat er in seinem Forschungsgebiet in Nordschweden über 20 zweidimensionale geoelektrische Sondierungen durchgeführt. „Damit lässt sich die markante Gliederung des Permafrostes in Auftauschicht, eisreichen Permafrost und ungefrorenen Untergrund erkennen“, wie er sagt.
Außerdem hat der Forscher mit speziellen Sonden an 500 Messpunkten die Temperatur an der Grenze zwischen Bodenoberfläche und Schneedecke gemessen. Liegt der Schnee höher als einen Meter, wird die Temperatur in diesem Bereich nur noch durch den Wärmefluss aus den oberen Bodenschichten bestimmt – und der hängt wiederum von der An- oder Abwesenheit von Dauerfrost ab.
Auftauschicht und Dauerfrostbereiche sehr variabel
Mit Hilfe dieser Messdaten bekam der Würzburger Geograph einen ersten Eindruck von seinem Untersuchungsareal. Wie er entdeckt hat, sind Auftauschicht und Dauerfrostbereiche in ihrer Mächtigkeit sehr variabel.
In weiten Teilen seines Arbeitsgebietes geht der Forscher von so genanntem aktiven Permafrost aus: Der gefrorene Boden taut im Sommer auf und gefriert im Winter dann wieder. Kneisel will nun unter anderem beobachten, wie sich dieser Prozess über Jahre hinweg abspielt. Ein denkbares Szenario: Im Sommer tauen immer größere Bereiche auf, im Winter gefrieren sie dann nicht mehr so stark wie zuvor – das könnte die Folge einer Erwärmung der Atmosphäre sein.
Kneisel arbeitet in Schweden, weil er die Ergebnisse von dort mit seinen Ergebnissen aus den Schweizer Alpen vergleichen und Gemeinsamkeiten oder Unterschiede herausarbeiten möchte.
(idw – Universität Würzburg, 09.02.2005 – DLO)