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Klima

Klimawandel noch viel dramatischer als befürchtet

Neue Prognosen sagen Temperaturanstieg um vier Grad Celsius voraus

Rückgang des arktischen Meereises in Folge der globalen Erwärmung. © Michael Böttinger

Die globale Temperatur könnte innerhalb der nächsten 100 Jahre um bis zu vier Grad ansteigen. Der Meeresspiegel würde sich durch die Erwärmung durchschnittlich um bis zu 30 Zentimeter erhöhen. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse der neuesten Klimamodellrechnungen die Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Meteorologie jetzt in Hamburg vorgestellt haben. Danach wird sich das Klima im 21. Jahrhundert so schnell ändern wie noch nie in der jüngeren Erdgeschichte. Die Wissenschaftler befürchten nun, dass extreme Wetterereignisse in Europa in Zukunft weiter zunehmen und immer schlimmere Folgen haben werden.

Im Sommer rechnen die Wissenschaftler unter bestimmten Bedingungen mit dem vollständigen Abschmelzen des Meereises in der Arktis. Für Europa wird eine Zunahme von trockeneren und wärmeren Sommern erwartet, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Die Winter werden dagegen nach den Klimamodellrechnungen auf dem Höchstleistungsrechnersystem des Deutschen Klimarechenzentrums wärmer und feuchter. Extremereignisse wie Starkniederschläge mit Hochwasser sind eine weitere Folge der erwärmten Atmosphäre.

„Das wesentliche Ergebnis der Zukunftsszenarien ist die fortschreitende Erhöhung der globalen Mitteltemperatur und die damit verbundene Verschiebung von Klimazonen“, so Erich Roeckner, Projektleiter der Hamburger Modellrechnungen. „Die Forstwirtschaft wird in fast allen Teilen der Erde andere als bislang übliche Baumarten bewirtschaften müssen.“

Mensch schuld am Klimawandel

Das aktuelle Klimamodell des Max-Planck-Instituts für Meteorologie beinhaltet neben dem komplexen Zusammenspiel zwischen Atmosphäre und Ozeanen auch neue Erkenntnisse über die Auswirkungen von Aerosolen und den Einfluss des Kohlenstoff-Kreislaufs der Erde. Die Ergebnisse bestätigen die Vermutungen der vergangenen Jahre, dass der Mensch einen großen und bislang nie da gewesenen Einfluss auf unser Klimageschehen hat und die globale Erwärmung fortschreitet.

Zur Überprüfung der eigenen Klimamodellrechnungen haben die Forscher zunächst das Klima der vergangenen Jahrhunderte simuliert und die Ergebnisse mit dem realen Klimageschehen verglichen. „Auf diese Weise konnten die theoretischen Modelle sehr gut der Wirklichkeit angepasst werden“, sagt Professor Jochem Marotzke vom Max-Planck-Institut für Meteorologie.

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Gekoppeltes Atmosphären-Ozean-Modell hilft bei IPCC-Szenarien

Die Ergebnisse der Hamburger Klimaforscher werden in den Bericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC – Intergovernmental Panel on Climate Change) einfließen. Dieser wird etwa alle fünf Jahre im Auftrag der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) und des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) erarbeitet und den Regierungen als unabhängige Information zur Verfügung gestellt.

„Das Max-Planck-Institut für Meteorologie beteiligt sich an der Berechnung der IPCC-Szenarien mit einem gekoppelten Atmosphäre-Ozean-Modell, das als eines der weltweit besten Klimamodelle angesehen wird“, sagt Guy Brasseur vom Max-Planck-Institut für Meteorologie als einer von 15 koordinierenden Hauptautoren des IPCC-Berichtes. „Als Wissenschaftler wollen wir den Politikern mit dem IPCC-Bericht eine möglichst verständliche Entscheidungsvorlage an die Hand geben, anhand derer sie bestimmen können, welche Maßnahmen nun politisch am dringlichsten umgesetzt werden sollten.“

Im Rahmen des internationalen Workshops „Klimazukunftsszenarien und ihre Verwendung für Impaktstudien“ präsentieren Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Meteorologie am 29. und 30. September ihre neuesten Modellrechnungen und diskutieren sie mit Kollegen und Anwendern aus dem In- und Ausland. Die Daten und Ergebnisse werden insbesondere auch Forschergruppen zur Verfügung gestellt, die sich mit Klimafolgenforschung befassen. Dazu gehören die Regionalisierung der Ergebnisse sowie die Auswirkungen auf Land- und Meeresökosysteme, Hydrologie, Luftqualität und auf sozio-ökonomische Systeme.

(MPG, 30.09.2005 – DLO)

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