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Klima

Klimawandel: Naturkatastrophen werden teurer

Extreme ökonomische Schäden durch Stürme, Fluten und Co haben zugenommen

Sturmschäden
Vor allem in den gemäßigten Breiten werden Stürme intensiver - das äußerst sich auch in der Zunahme der ökonomischen Schäden durch solche Ereignisse. © Grafner/ iStock.com

Markanter Anstieg: Die ökonomischen Schäden durch Naturkatastrophen sind deutlich angestiegen, wie nun eine Studie bestätigt. Demnach gibt es heute nicht nur mehr Stürme, Hochwasser und andere Naturereignisse – sie fallen auch folgenschwerer aus als noch 1960. Besonders betroffen sind von diesem Trend die mittleren Breiten. Demnach ist auch bei uns das Risiko für schadenreiche Naturkatastrophen stark angestiegen, wie die Forscher berichten.

Ob schwere Stürme, Hochwasser, Dürren oder andere wetterbedingte Naturkatastrophen: Schon länger deuten Studien daraufhin, dass sich solche zerstörerischen Extremereignisse im Zuge des Klimawandels immer mehr häufen. Gleichzeitig beginnen sich die klassischen Risikogebiete einiger Naturkatastrophen wie Hurrikans und Tornados zu verschieben.

Komplexe Vergleichsrechnung

Doch was bedeutet dies für die Folgen solcher Extremereignisse? „Bisher war unklar, ob sich die Zunahme der Intensität und Häufigkeit von Naturkatastrophen auch in den wirtschaftlichen Folgen widerspiegelt“, erklären Matteo Coronese von der Sant Anna Hochschule in Pisa und seine Kollegen. Denn zusätzliche ökonomische Einflussfaktoren wie die Inflation, die Bevölkerungsentwicklung und der Wohlstand erschweren den direkten Vergleich von Schadensummen heutiger und früherer Ereignisse.

Deshalb haben Coronese und sein Team nun ein Modell entwickelt, das diese Faktoren mithilfe bestimmter Umrechnungsfaktoren vergleichbar macht. Zudem zogen sie für ihre Analyse nicht nur die Mittelwerte der Katastrophenschäden eines Jahres heran. Stattdessen betrachteten sie auch, wie sich die besonders schadensreichen Ereignisse veränderten – in der Verteilungskurve der Ausläufer rechts vom Mittelwert.

Die ihrer Analyse zugrundeliegenden Schadensdaten von 1960 bis 2015 bezogen die Forscher aus der sogenannten Emergency Events Database. In dieser Datenbank werden ökonomische Schäden von Naturkatastrophen weltweit systematisch erfasst und gespeichert.

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Mehr extrem schadensträchtige Ereignisse

Die Auswertung bestätigte: In den letzten Jahrzehnten sind nicht nur die Naturkatastrophen selbst stärker und häufiger geworden – gleiches trifft auch auf die von ihnen verursachten Schäden zu. Zwar haben sich die insgesamt innerhalb eines Jahres aufsummierenden Schäden weltweit nur wenig verändert. Doch die von einzelnen Naturkatastrophen verursachten Kosten sind deutlich gestiegen, wie Coronese und sein Team berichten.

„Unsere Studie demonstriert eine Zunahme der extremen Schäden“, sagen die Forscher. „Im Bereich der obersten ein Prozent sind die Schäden zwischen 1970 und 2010 um rund das 20-Fache gestiegen.“ Dieser Trend bleibe auch dann bestehen, wenn man alle weiteren Einflussfaktoren berücksichtige. Im Laufe der Zeit ist demnach die Zahl der Naturkatastrophen mit besonders schwerwiegenden wirtschaftlichen Folgen signifikant gewachsen. Am stärksten zugenommen haben dabei Ereignisse mit Schäden in den obersten fünf Prozent.

Hochwasser
Schwere Überschwemmungen werden häufiger – mit ihnen steigen auch die wirtschaftlichen Schäden. © Slobodan Miljevic/ iStock.com

Gemäßigte Breiten besonders betroffen

Interessant auch: Während extrem schadensträchtige Naturkatastrophen – wie beispielsweise Hurrikans – früher vorwiegend in den Tropen auftraten, trifft es heute auch unsere Breiten, wie die Analysen enthüllten. Demnach sorgen Stürme, Hochwasser und andere Extreme inzwischen auch in den gemäßigten Regionen häufiger für hohe Schadenssummen. „Dies spricht dafür, dass sich das Vorkommen von verheerenden Naturkatastrophen über die Tropen hinaus ausgebreitet hat“, sagen die Forscher.

Schuld an diesem Trend zu immer größeren Schäden ist nach Ansicht von Coronese und seinen Kollegen höchstwahrscheinlich der Klimawandel. Denn wie sie erklären, entspricht die Form der Kurve exakt dem, was man erwarten würde, wenn klimabedingte Naturkatastrophen wie Stürme, Fluten oder Dürren intensiver werden. Auch die Verschiebung der Risikogebiete für extreme Stürme, Dürren oder Fluten entspreche den Prognosen.

Weniger Todesopfer – aber nicht überall

Immerhin gibt es auch eine gute Nachricht: Die Zahl der Todesopfer durch Naturkatastrophen ist in den letzten Jahrzehnten gesunken, wie die Auswertung ergab. Zwar gibt es einige Ausreißer wie eine Dürre in Indien, durch die im Jahr 1965 mehr als 1,5 Millionen Menschen starben. Insgesamt aber ist der Trend negativ – auch weil sich die Gesellschaften besser angepasst haben, sagen die Wissenschaftler.

Allerdings: Während einige Katastrophen wie Dürren oder Hitzewellen in fast allen Regionen deutlich weniger Todesopfer fordern, gilt dies bei Hochwasser und Stürmen nur bedingt: In den reichen Ländern hat sich die Lage gebessert, in den armen dagegen nicht. „Wir beobachten hierbei eine wachsende Polarisation zwischen den reichen und armen Regionen der Welt“, so Coronese und sein Team.

Maßnahmen auch bei uns nötig

Diese Ergebnisse bieten wichtige Anknüpfungspunkte für künftige Anpassungs- und Schutzmaßnahmen. „Solche Maßnahmen könnten auch in gemäßigten Breiten entscheidend werden, nicht mehr nur in den Tropen“, betonen die Forscher. Gleichzeitig unterstreicht der Trend zu mehr und extremeren Schäden durch klimabedingte Naturkatastrophen auch, wie wichtig rechtzeitiger Klimaschutz ist, schließen sie. (Proceedings of the National Academy of Sciences, 2019; doi: 10.1073/pnas.1907826116)

Quelle: PNAS

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