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Klima

Klimawandel: Extreme Folgen für Europa

Studie analysiert Auswirkungen auf Wirtschaft der nächsten 80 Jahre

Spanische Sonne an britischen Stränden und Kreuzfahrten auf dem Rhein statt am Mittelmeer – wenn die globale Erwärmung weiterhin so anhält, steht Europa genau dies bevor. Ein neuer Bericht von Klimaforschern hat untersucht, welche Auswirkungen der Klimawandel für Europa hat und sind zu beunruhigenden Ergebnissen gekommen.

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Drei Jahre lang haben Wissenschaftler aus acht verschiedenen Ländern Daten auf Veränderungen in den Extremwetterlagen in den nächsten 80 Jahren und die Folgen für sechs wichtige wirtschaftliche Bereiche hin analysiert. Der Bericht „Modelling the Impact of Climate Extremes”, der in dieser Woche vom Klimaforschungszentrum der Universität von East Anglia veröffentlicht wurde, kommt zu dem Schluss, dass viele der unmittelbaren Auswirkungen von Politikern ignoriert werden.

Jean Palutikof, Professor an der Universität von East Anglia und Koordinator des Projekts erklärt: „Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Auswirkungen des Klimawandels auf wirtschaftliche Aktivitäten wie beispielsweise den Tourismus, eher früher zu spüren sein werden als angenommen. Es besteht Handlungsbedarf schon in den nächsten 20 Jahren.“

Die Analysen ergaben, dass unter anderem längere und heißere Hitzerwellen für Europa zu erwarten sind. Der Winter dagegen wird deutlich kürzer. Monate mit Temperaturen unterhalb des Gefrierpunkts wird es im Jahr 2070 auch in Nordeuropa nur noch maximal vier im Jahr geben, die Winter werden im Norden nasser, die Sommer trockener. Das Risiko und die Häufigkeit von Winterstürmen und Überschwemmungen steigt. Im Süden häufen sich Dürre- und Trockenperioden.

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Für die Wirtschaft ermittelten die Wissenschaftler folgende Auswirkungen:

Tourismus: Norden wird Trend

Urlaub am Mittelmeer ist in Zukunft “out”: Denn extreme Hitze und Trockenheit im Sommer laden nicht gerade zum verweilen ein. Stattdessen werden Südeuropäer in dieser Zeit in Scharen nach Norden pilgern um hier die heißen Monate zu verbringen. Urlaub im Süden wird allenfalls im Frühling oder Herbst attraktiv bleiben.

Die wärmsten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen ereigneten sich in den Jahren seit 1997. Einen Vorgeschmack dessen, was kommen könnte, liefert der Sommer 2003: In Paris überstiegen die Temperaturen Anfang August an den meisten Tagen die 40 Grad –Marke.

Wintersporturlaub in den Alpen wird angesichts der schrumpfenden Gletscher und steigenden Schneegrenzen schon bis zum Jahr 2020 um 20 bis 30 Prozent abnehmen.

Land- und Forstwirtschaft: Ernteeinbußen und Feuergefahr

Eine kürzere Vegetationsperiode und Extremereignisse während der Pflanzenentwicklung bringen insbesondere im Mittelmeerraum schwere Ertragseinbußen. Hitze- und Trockenstress während der Blüte und Starkregen in der Saatzeit mindern die Ernte bei Obst und Gemüse.

Wegen der steigenden Zahl der heißen und trockenen Tage in Hochlagen und dem Inneren des Kontinents steigt die Gefahr von Waldbränden. Allein im Jahr 2003 gingen im Mittelmeerraum einen halbe Million Hektar Wald in Flammen auf – jeder Hektar kostete die europäische Wirtschaft zwischen 1.000 und 5.000 Euro. In den Wäldern des Nordens können sich wegen der milden Winter und trockenen Sommer Schädlinge besser vermehren und ausbreiten. Die Fichte, der wirtschaftlich bedeutendste Forstbaum Europas, ist durch Borkenkäfer und Windfall gefährdet.

Energie: Halblast wegen Wassermangel

Auch die Energieproduktion in Europa, so die Wissenschaftler, ist durch Extremtemperaturen beeinflusst: Hitze kann zur Überhitzung von Kraftwerken und damit zum Abschalten führen. Andererseits steigt der Energiebedarf gerade im Sommer durch mehr und mehr Klimaanlagen. Schon im Sommer 2003 mussten die deutschen Atomkraftwerke am Oberrhein und Neckar an einigen Tagen ihre Stromproduktion um 20 Prozent drosseln, da die Kühlsysteme angesichts von Niedrigwasser und Wassertemperaturen von 26 Grad ihrer Aufgabe nicht mehr nachkommen konnten.

“Wir hoffen, dass dieser Bericht den Entscheidern in Wirtschaft und Politik ausreichen Information gibt, damit sie entsprechende Maßnahmen gegen die wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels in Europa treffen können“, erklärt Palutikof. Ob nicht auch dieser Bericht zwar gehört wird, aber ohne konkrete Folgen bleibt, wird sich zeigen…

(University of East Anglia, 08.07.2005 – NPO)

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