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Klimawandel bedroht Wüsten

UNEP veröffentlicht Bericht zum Status der Wüstengebiete der Erde

Den Wüsten der Erde stehen dramatische Veränderungen bevor. Klimawandel, steigender Wasserverbrauch, sinkende Niederschläge und Versalzung bedrohen den ohnehin kargen Lebensraum. Das geht aus einem neuen Bericht des UN Umweltprogramms UNEP „Global Deserts Outlook“ hervor, der am 05.06.2006, dem Weltumwelttag, veröffentlicht wurde.

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Mehr als 3,7 Millionen Quadratkilometer – rund ein Viertel der Erdoberfläche – gelten als Wüsten im engeren oder weiteren Sinne. Die Herzen dieser Regionen stellen oft die letzten verbleibenden unberührten Gebiete der Erde dar. Demgegenüber gelten die Wüstenrandzonen, aber auch so genannte „Sky Islands“ – Bergregionen in Wüsten, die jahrtausendelang als Wasserspeicher und Refugium für Mensch und Tier dienten, als besonders gefährdet.

„Es gibt viele allgemein verbreitete und oft falsche Ansichten über Wüsten, die dieser Report widerlegt“, erklärt Shafqat Kakakhel, stellvertretender Exekutivdirektor der UNEP. „ Weit davon entfernt, unfruchtbares Ödland zu sein, entpuppen sie sich als biologisch, ökonomisch und kulturell dynamisch, sind aber mehr und mehr den Einflüssen und dem Druck der modernen Welt ausgesetzt.“

Vom Refugium zum Ödland?

Noch sind viele Wüstengebiete der Erde durchaus nicht lebensfeindlich, sondern von einer Vielzahl von speziell angepassten Tier- und Pflanzenarten besiedelt. Viele Wüstenrandgebiete, bewohnt von Millionen von Menschen, profitieren von den Wasserreservoirs der Gebirge, Gletscher sorgen durch ihr Schmelzwasser für das überlebenswichtige Nass. Doch das oft über Jahrtausende erreichte Gleichgewicht dieser sensiblen Ökosysteme ist in Gefahr.

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Nach Angaben der UN-Experten wird der Niederschlag weltweit um ein Fünftel zurückgehen, die ohnehin durch Wassermangel gekennzeichneten Wüstengebiete wären davon besonders hart getroffen. Schon jetzt leiden rund ein Viertel der Erdoberfläche bedeckenden Wüstenregionen unter einem dramatisch sinkenden Grundwasserspiegel. Die immer stärker zunehmende landwirtschaftliche Nutzung der Wüsten aber auch ihrer Randzonen durch Bewässerungsfeldbau zehrt an den knappen Reserven.

Der Klimawandel trägt ebenfalls zum schleichenden Sterben der Wüsten bei: Die globalen Temperaturen sind zwischen 1976 und 2000 durchschnittlich um 0,45 Grad Celsius angestiegen, in den zwölf großen Wüstengebieten aber machte sich die globale Erwärmung deutlich stärker bemerkbar: 0,5 bis zwei Grad stiegen hier die Temperaturen.

Wasserreservoire versiegen

Die Erwärmung lässt auch die Gletscher schmelzen, die gerade in den dicht besiedelten Randzonen wertvolle Wasserreserven binden. So prognostizieren die Experten einen bis zu 80-prozentigen Schwund bei de Hochgebirgsgletschern Asiens. Als Folge könnten die angrenzenden Gebiete zukünftig ebenso trocken und lebensfeindlich werden, wie heute schon einige Bereiche des südamerikanischen Andenhochlands. „Ein großer Anteil des Wassers, dass heute im trockenen Südwesten der USA, den Wüsten Zentralasiens und den Atacama und Puna-Wüsten beiderseits der Anden für Landwirtschaft und Trinkwasser genutzt wird, stammt aus Flüssen, die in vergletscherten oder schneebedeckten bergen entspringen“, so der Bericht.

Verschärft wird die Situation durch die Übernutzung vieler Wüstenrandzonen durch Überweidung, Bewässerungslandwirtschaft und andere Eingriffe des Menschen. Im westlichen China, in Pakistan, dem Irak und Australien hat die intensive Bewässerung schon jetzt zu einer starken Versalzung der Böden geführt. Im Becken des chinesischen Tarim Flusses sind mehr als 12.000 Quadratkilometer Land innerhalb der letzten 30 Jahre versalzt. In einigen Küstenregionen ist das Meerwasser durch die starke Entnahme von Grundwasser bis zu 20 Kilometer weit ins Landesinnere vorgedrungen.

Die zunehmende Austrocknung, aber auch Wilderei und die immer weiter in die Wüsten vordringenden Straßen und Siedlungen bedrohen auch die Biodiversität der Wüstengebiete. Nach Angaben des Berichts befinden sich zahlreiche Gazellenarten, Oryx- und Addaxantilopen, das Berberschaf oder das Houbara kurz vor dem Aussterben. Insbesondere für diese Tierarten stellen die Gebirgsregionen der wüsten oft die letzen Refugien dar, doch gerade diese sind durch Klimawandel und menschliche Nutzung bedroht.

(UNEP, 07.06.2006 – NPO)

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