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Klima

Klimawandel bedroht Afrikas Landwirtschaft

Metaanalyse bestätigt Aussage des Weltklimarates IPCC

Dürre © Stefan Kühn / GNU FDL

Für Afrikas Landwirtschaft und speziell die Ernteerträge der Bauern stellt der Klimawandel ein großes Risiko dar. Diese Aussage im letzten Sachstandsbericht des Weltklimarats – Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) – wurde vor einem Jahr teils heftig attackiert, weil sie angeblich nicht wissenschaftlich fundiert sei, so die Kritik, die damit auf die Glaubwürdigkeit der beteiligten Klimaforscher zielte. Genau diese These wird aber nun von der neueren Forschung bestätigt, berichten Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“.

„Keine der afrikanischen Agrarregionen ist auf der sicheren Seite“, sagt der Erstautor Christoph Müller vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). „Das ist ein belastbares Ergebnis, auch wenn wir vieles noch nicht genau genug wissen.“

Zwanzig Studien ausgewertet

Zu diesem Ergebnis kamen die Wissenschaftler durch die Auswertung von zwanzig Studien mit scheinbar widersprüchlichen Ergebnissen: Manche Analysen deuten auf mögliche Totalverluste der landwirtschaftlichen Produktivität hin, während andere auch starke Verbesserungen für möglich halten – bis zu 168 Prozent. Dies hängt jedoch von der jeweils untersuchten Region, den Feldfrüchten und Zeiträumen ab – eine umfassende Untersuchung fehlte bis jetzt.

Sehr großes Schadenspotenzial

Indirekte Effekte des Klimawandels auf die Landwirtschaft, etwa Überflutungen und Bodenerosion, würden vielfach nicht berücksichtigt, sagt Müller. „Die quantitativen Aussagen in jüngeren Studien erscheinen vor diesem Hintergrund eher optimistisch.“ Ungewissheiten entstünden auch durch die gewählten Methoden – etwa das Fortschreiben statistischer Zusammenhänge, ohne die Dynamik des Weltagrarmarktes zu berücksichtigen.

„Das Risikomanagement sollte sich auf die kritischen Regionen Afrikas und die betroffenen Menschen konzentrieren“, sagt der Leiter des Forschungsbereichs Erdsystemanalyse am PIK, Wolfgang Cramer. In einigen Teilen Afrikas könne der Klimawandel zwar auch nützen, etwa durch den erhofften CO2-Düngungseffekt für Pflanzen oder durch erhöhte Niederschläge in Trockengebieten, in anderen aber schaden. Insgesamt sei das Schadenspotenzial sehr groß.

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Landwirtschaft kann Nachfrage nicht decken

Der Klimawandel trifft nach Angaben der Wissenschaftler in Afrika vielfach auf eine Landwirtschaft, die bereits heute der lokalen Nachfrage nach Nahrungsmitteln nicht gerecht wird. Zugleich ist aber das Potenzial zur Verbesserung von Ernteerträgen in einigen bislang ineffizient wirtschaftenden Ländern besonders groß – in Angola etwa ist einer Studie zufolge theoretisch eine Steigerung um ein Vielfaches möglich.

Zu den erfolgversprechenden Ansätzen für eine Anpassung an die Klimarisiken zählt die neuere Forschung vor allem die Wiederherstellung der ausgelaugten Böden, die Anwendung effizienter und bodenschonender Anbaumethoden und den integrierten Pflanzenschutz. Ebenfalls wichtig sind ein verbesserter Zugang zu internationalen Märkten und der Ausbau von Straßen und anderer Infrastruktur.

Afrikas Landwirtschaft hat Chancen

„Die afrikanische Landwirtschaft hat Chancen“, betont Cramer. „Statt die Augen vor dem Klimawandel zu verschließen, sollte die Forschung nun neue Wege aufzeigen, wie die Ernährung zukünftiger Generationen gesichert werden kann.“ (PNAS, 2011; doi:10.1073/pnas.1015078108)

(Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, 02.03.2011 – DLO)

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