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Klima

Klimaschutz: Die Zeit läuft davon

Noch in diesem Jahrzehnt muss ein Abkommen für effektive Emissions-Senkungen sorgen

Treibhausgasemissionen © IMSI MasterClips

Es wird knapp für die Klimaverhandlungen: Soll das Klimaschutz-Ziel von nur zwei Grad Erwärmung erreicht werden, muss noch in diesem Jahrzehnt ein globales Klimaabkommen umgesetzt werden. Andernfalls werden die dann nötigen Emissions-Senkungen zu stark und die wirtschaftlichen Belastungen zu gravierend. Das zeigt die Studie eines internationalen Forscherteams. Sie ergab auch, dass das umstrittene Geoengineering möglicherweise nötig werden wird.

Je später die Treibhausgas-Emissionen verringert werden, desto höher müssten die Reduktionsraten sein, um eine Erwärmung von mehr als zwei Grad noch vermeiden zu können. Das ist nichts Neues. Das bedeutet auch, dass jede Verzögerung das Erreichen des Klimaschutz-Ziels unwahrscheinlicher macht. Denn schon jetzt feilschen die Staaten um jede Tonne CO2 und versuchen, die Kosten für den Klimaschutz zu drücken. Doch je später der Klimaschutz greift, desto teuer wird es, denn dann müssen in entsprechend kürzerer Zeit größere Einsparungen erreicht werden.

Aber was bedeutet das konkret? Wie viel Zeit bleibt den zurzeit in Warschau verhandelnden Ländervertretern noch, um sich auf ein globales Klimaschutz-Abkommen zu einigen? Und wie können die nötigen Emissions-Senkungen rechtzeitig erreicht werden? Diese Frage haben Forscher unter der Leitung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und der Fondazione Eni Enrico Mattei (FEEM) nun genauer untersucht. Sie verglichen dafür verschiedene Szenarien der sogenannten Durban-Plattform – der im letzten Jahr beschlossenen Ausgangsbasis für die diesjährigen Klimaverhandlungen – und prüften, ob und wie dabei das Zwei-Grad-Klimaschutzziel erreicht werden kann.

Noch in diesem Jahrzehnt

Die gute Nachricht: Die Verhandlungen der Durban-Plattform können noch immer zu einem mit dem Zwei-Grad-Ziel zu vereinbarenden Ergebnis führen. „Es mag berechtigte Zweifel daran geben, ob die Verhandlungen der Durban-Plattform zum Erfolg gebracht werden können“, konstatiert Hauptautor Elmar Kriegler vom PIK. Der Haken daran: Das aber wird nur funktionieren, wenn wirklich bis 2020 ein globales Klimaabkommen mit einem langfristigen Ziel erfolgreich eingeführt wird.

Denn je weiter globaler Klimaschutz hinausgezögert wird, desto höher sind die nötigen Emissionsminderungen, und desto teurer wird es. „Bleiben die Emissionsreduktionen auf ihrem derzeitigen moderaten Niveau, könnte eine Verzögerung um weitere zehn Jahre die ökonomischen Herausforderungen wesentlich verschärfen“, sagt Kriegler.

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Die Forscher empfehlen, die Wahrscheinlichkeit für ein temporäres Überschreiten der Zwei-Grad-Marke als Grenzwert zu definieren. Dieser gilt dann als Richtschnur bei der Umsetzung eines globalen Klimaabkommens zum Zwei-Grad-Ziel und erlaubt den Ländern ein wenig mehr Flexibilität darin, wie sie ihre Werte unter diesem Grenzwert halten.

Geo-Engineering als Alibi für weiter ungebremste Emissionen? © SXC

Muss Geoengineering bald nachhelfen?

Auch das umstrittene Thema Geoengineering haben die Forscher in ihre Studie mit einbezogen. Ihre Auswertungen zeigen, dass solche Technologien in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts eine Schlüsselrolle bei der Implementierung von Emissions-Senkungen spielen könnten. „Wir brauchen diese Technologie vermutlich selbst dann, wenn ein globales Klimaabkommen 2020 in Kraft tritt“, sagt Kriegler. „Je weiter sich jedoch der globale Klimaschutz verzögert, umso mehr müssten wir uns auf sie verlassen.“

So könnte beispielsweise Energie aus Biomasse mit Carbon Capture and Storage (CCS) verknüpft werden. Biogasanlagen würden dann zuerst Strom und Wärme aus der Verarbeitung von Pflanzenteilen gewinnen. Die dabei entstehenden CO2-Emissionen würden anschließend aufgefangen und im Untergrund eingelagert.

Aber die Forscher betonen auch, dass dies angesichts der noch unbekannten langfristigen Folgen solcher Methoden bedenklich sei könnte. Die CCS-Technologie steht noch nicht kommerziell zur Verfügung und die vermehrte Nutzung von Bioenergie könnte, etwa durch den Wettbewerb um landwirtschaftliche Anbauflächen, beträchtliche Risiken mit sich bringen. „Es ist sehr riskant, sich darauf zu verlassen, dass die Emissionen der kommenden Jahrzehnte einfach aus der Atmosphäre entfernt werden können“, sagt Kriegler.

„Aller Komplexität zum Trotz ist die Botschaft recht einfach“, sagt Kriegler. „Langfristig gibt es eine Reihe von Optionen, um auf Zwei-Grad-Kurs zu bleiben. Diese werden jedoch nur dann weiter offen stehen, wenn der globale Klimaschutz innerhalb der nächsten Dekade so verstärkt wird, dass die Emissionen nach 2020 absinken können.“ (special issue of Climate Change Economics, in press)

(Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), 15.11.2013 – NPO)

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