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Klima

Klima: Anomal warm noch bis 2022?

Natürliche Klimaschwankung könnte in den nächsten Jahren Hitzeextreme fördern

Weil eine natürliche Klimaschwankung die anthropogene Erwärmung verstärkt, könnte es noch bis 2022 anomal warm bleiben. © Tomwang/ iStock.com

Heißer Trend: Ein Hitzesommer wie 2018 könnte uns auch in den kommenden Jahren bevorstehen. Denn noch bis 2022 verstärkt eine natürliche Klimaschwankung die globale Erwärmung – das zumindest legt eine neue Klimaprognose nahe. Als Folge könnten sich Hitzeextreme weiterhin häufen, während Kaltphasen seltener werden, wie die Forscher im Fachmagazin „Nature Communications“ berichten. Insgesamt könnte sich die Erde dadurch in den nächsten fünf Jahren stärker erwärmen als vorhergesagt.

Der Trend ist nicht mehr zu leugnen: Die Erde wird wärmer. Inzwischen liegen die globalen Mitteltemperaturen schon ein Grad über den vorindustriellen Werten und fast jedes Jahr werden neue Klimarekorde erreicht. Gleichzeitig mehren sich die Wetterextreme, wie Starkregen, Dürren oder der von Hitzewellen in Serie geprägte Sommer 2018. Mitschuld an einem Großteil dieser Phänomene hat der von unseren CO2-Emissionen angeheizte anthropogene Klimawandel – so viel scheint klar.

Subtile Schwankungen

Doch nicht alle Klimaveränderungen sind menschengemacht: Das Klimasystem der Erde zeigt auch ein komplexes Muster aus natürlichen Schwankungen. Einige davon, wie der El Nino, sind sehr ausgeprägt und daher leicht zu identifizieren. Andere Schwankungen dagegen sind weitaus subtiler und daher mit Klimamodellen nur schwer zu erfassen und noch schwerer zu prognostizieren.

Deshalb haben nun Florian Sévellec von der Universität Brest und Sybren Drijfhout von der University of Southampton eine neue Methode entwickelt, um solche Schwankungen vorherzusagen. Sie nutzten dafür nicht die traditionellen Klimasimulationen, sondern ein lernfähiges statistisches Modell. Dieses sucht in vergangenen Klimadaten gezielt nach Analogien für die gegenwärtige Situation und ermittelt daraus die Wahrscheinlichkeit für eine bestimmte Klimaentwicklung.

Als Datenbasis dienten dem Modell die Veränderungen der globalen Mitteltemperaturen und der Meeressoberfläche im 20. und beginnenden 21. Jahrhundert sowie die Daten aus zehn verschiedenen Klimasimulationen.

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Auf kurze Distanz sehr treffsicher

Ziel der Forscher war es, kurzfristige Klimaschwankungen von einem bis fünf Jahren Dauer zu erfassen und ihren Einfluss auf das Klima vorhersagbar zu machen. Wie treffsicher ihr Modell ist, testeten sie zunächst mit einer rückwirkenden „Prognose“ für die Klimaentwicklung der letzten rund 20 Jahre. Das Ergebnis: Das PROCAST getaufte Modell bildete die jüngste Klimaentwicklung erstaunlich gut ab.

„Die Verlässlichkeit von PROCAST für die jährlichen globalen Mitteltemperaturen in Zeitintervallen von einem bis fünf Jahren ist nahezu perfekt“, so Sévellec und Drijfhout. Deshalb folgte dann die eigentliche Prognose. Dafür ließen die Forscher ihr Modell vorhersagen, wie die natürlichen Schwankungen die globalen Mitteltemperaturen und die Meeresoberflächen-Temperatur in der Zeit von 2018 bis 2027 beeinflussen werden.

Wahrscheinlichkeitsprognose für die natürlichen Schwankungen der globalen Mitteltemperatur (e,f) und für Wetterextreme (h,i) bis 2019 und bis 2022. © Sévellec et al./ Nature Communications, CC-by-sa 4.0

Warmzeit bis 2022

Das Ergebnis: In den nächsten Jahren bleibt das Thermostat der natürlichen Klimavariabilität eher auf warm. Noch bis zum Jahr 2022 wird demnach ein natürlicher Trend die anthropogene Erwärmung noch verstärken, wie die Prognose ergab. Die globalen Temperaturen könnten dadurch sogar stärker ansteigen als es die gängigen Prognosemodelle vorhersagen. Konkret ermittelten die Forscher, dass dieser Effekt schon bis 2019 die globale Mitteltemperatur zusätzlich um 0,03 Grad und die Meerestemperaturen um 0,07 Grad erhöhen könnte.

„Die kommende Warmperiode ist zudem mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für besonders hohe bis extreme Temperaturen verbunden“, berichten die Wissenschaftler. Anomal warme Sommer und Hitzewellen wie in diesem Jahr könnten demnach weiterhin gehäuft auftreten. Marine Hitzewellen werden bis 2022 sogar um 400 Prozent wahrscheinlicher, so die Prognose. (Nature Communications, 2018; doi: 10.1038/s41467-018-05442-8)

(CNRS, 15.08.2018 – NPO)

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