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Umwelt

Kaffeeanbau unter Schattenbäumen erhält Artenvielfalt

Wissenschaftler untersuchen "Schutz durch Nutzung" in tropischen Landschaften

Die biologische Vielfalt in vielen tropischen Landschaften ist gefährdet – unter anderem durch die Zerstörung und Aufsplitterung des Waldes. Doch eine gezielte landwirtschaftliche Nutzung wie beispielsweise der Anbau von Kaffee unter Schattenbäumen kann zum Erhalt der Biodiversität beitragen. Das hat eine Studie der Universität Göttingen jetzt ergeben.

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Dies ist der Fall, wenn die Landwirtschaft in so genannten Agroforstsystemen – wie zum Beispiel Kaffeeanbau unter Schattenbäumen – auf eine zertifizierte Produktion umsgetellt wird. Mit einer finanziellen Förderung solcher Umweltleistungen bieten sich dabei neue Wege, Umwelt- und Entwicklungspolitik in eine gemeinsame Strategie zu integrieren. In einem internationalen Forschungsvorhaben befassen sich Wissenschaftler des Instituts für Forstökonomie an der Universität Göttingen seit zweieinhalb Jahren zusammen mit Agrarökologen und Bodenkundlern mit der „Bewertung biologischer Vielfalt von Landnutzungssystemen in einer mega-diversen Region in Ecuador“.

Mosaik statt Offenland

Tropische Landschaften sind häufig nicht mehr von Regenwald bedeckt, sondern bilden ein Mosaik verschiedener Landnutzungsformen. Dabei stellen Agroforstsysteme in vielen Gebieten die Reste bewaldeter Flächen dar, in deren Umfeld landwirtschaftlicher Anbau betrieben wird. Um zu verhindern, dass diese Gebiete ebenfalls in strukturarme „Offenlandflächen“ zum Beispiel für die Weidewirtschaft umgewandelt werden, wurden in der Vergangenheit zumeist Schutzgebiete ohne Nutzung ausgewiesen.

„Dies ist jedoch mit hohen Kosten verbunden und hat häufig zu Konflikten mit der ansässigen Bevölkerung geführt“, erläutert Roland Olschewski, Leiter der Studie. Vor diesem Hintergrund gewinnt der Erhalt biologischer Vielfalt auf privaten, genutzten Flächen eine besondere Bedeutung. „Mit der Umstellung der Landwirtschaft unter Aspekten der Artenvielfalt und der finanziellen Honorierung von ökosystemaren Leistungen ließen sich Biodiversitätsschutz und Armutsbekämpfung direkt miteinander verknüpfen“, betont der Forstökonom. „Auf diese Weise können zum Beispiel auch Bio-Korridore oder Pufferzonen für Nationalparks geschaffen werden.“

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Förderung soll finanzielles Risiko ausgleichen

Die Göttinger Wissenschaftler erfassen in einer besonders gefährdeten Region von Ecuador Landnutzungssysteme, die eine hohe Artenvielfalt aufweisen, und modellieren in diesem Zusammenhang die Wirkungen von Nutzungsänderungen. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich die von uns untersuchten Agroforstsysteme positiv auf die Insekten- und Pflanzendiversität auswirken und außerdem für eine Verbesserung der Bodenqualität sorgen“, so Olschewski.

Zugleich bewertet das Forscherteam aber auch das wirtschaftliche Potential unterschiedlicher Landnutzungen. Auf der Basis von Ertrags- und Preisinformationen lässt sich dabei auch das Risiko von Gewinnschwankungen kalkulieren. Diese machen zum Beispiel den Kaffeeanbau wenig attraktiv für die arme Landbevölkerung, die auf ein stetiges Einkommen angewiesen ist und dafür auch geringere Erlöse wie bei der Weidewirtschaft in Kauf nimmt.

„Die Förderung von Umweltleistungen kann jedoch Preiseinbrüche auf dem Weltmarkt abfedern und damit den Kleinbauern einen Anreiz bieten, ihre Landwirtschaft auf einen artenreichen Anbau in Agroforstsystemen umzustellen. Ein Zertifikat sichert dabei die Einhaltung der für die Produktion vorgeschriebenen Anforderungen und hilft bei Vermarktung der Produkte“, erläutert Olschewski.

(Universität Göttingen, 18.07.2005 – NPO)

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