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Archäologie

Jahrtausende alter buddhistischer Tempel entdeckt

Tempel im pakistanischen Barikot könnte aus der Zeit Alexanders des Großen stammen

Tempelreste
Bick auf die Ausgrabungsstätte mit den Resten mehrerer buddhistischer Tempel übereinander. © Italian Archeological Mission in Pakistan ISMEO/ Ca' Foscari University of Venice

Spektakulärer Fund: Im pakistanischen Barikot haben Archäologen einen der ältesten buddhistischen Tempel der Welt entdeckt. Das Bauwerk stammt mindestens aus dem 3. Jahrhundert vor Christus und könnte schon zu der Zeit gestanden haben, als Alexander der Große diese Stadt eroberte. Der Fund wirft neues Licht auf die buddhistische Kultur zur Zeit des indo-griechischen Reiches.

Auf seinem Indienfeldzug kam Alexander der Große um 327 vor Christus auch durch das Swat-Tal im heutigen Grenzgebiet von Pakistan und Afghanistan. Das fruchtbare Flusstal inmitten des Hindukusch war schon damals der „Brotkorb“ der Region, die Stadt Barikot ihr wirtschaftliches Zentrum. Kein Wunder daher, dass auch Alexander der Große diese schon seit der Bronzezeit besiedelte Stadt belagerte und seinem Reich einverleibte, bevor er weiter Richtung Indien zog.

Mehrere Tempel übereinander

Jetzt haben Archäologen in Barikot einen spektakulären Fund gemacht: Bei ihren Ausgrabungen stieß ein Team um Luca Maria Olivieri von der Ca’Foscari Universität Venedig auf die Überreste eines Jahrtausende alten buddhistischen Tempels. Das runde Hauptgebäude mit kuppelförmiger Stupa stand auf einer Plattform. Seitlich davon finden sich eine kleinere Stupa, der Sockel einer monumentalen Säule und eine kleine Kammer. Dieser Teil des Tempels ließ sich anhand einer Inschrift auf einer Treppe auf das erste Jahrhundert datieren, wie das Team berichtet.

Doch das war nicht alles: Olivieri und seine Kollegen entdeckten, dass dieser Tempel auf den Überresten eines weiteren, noch älteren errichtet worden war. Von diesem älteren Bauwerk sind Rest des Hauptgebäudes und einer kleineren Stupa erhalten. Dieser Tempel ließ sich auf die Zeit von König Menander I. datieren, einem der Nachfolgekönige Alexanders des Großen im indo-griechischen Reich.

Heiligtum aus der Zeit Alexanders des Großen

Im Dezember 2021 schließlich stießen die Archäologen auf Tempelreste, Terrakottafiguren und Keramikreste, die noch älter waren: Sie mussten aus dem vierten bis dritten Jahrhundert vor Christus stammen – aus der Zeit Alexanders des Großen. Damit könnte dieser buddhistische Tempel einer der ältesten weltweit sein.

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„Die Entdeckung eines großartigen religiösen Monuments aus der Zeit des indo-griechischen Königreichs belegt, dass diese ein altes und bedeutendes Zentrum auch für Religion und Pilger war“, sagt Olivieri. „Das Swat-Tal war schon zu jener Zeit offenbar ein heiliges Land für den Buddhismus.“ Radiokarbondatierungen der Funde sollen nun genauer klären, wann der erste Tempel dort errichtet worden ist.

Tausende weitere Funde

Weitere Ausgrabungen enthüllten, dass die buddhistischen Tempel einst an einer zentralen Straße standen, die von den Stadttoren ins Zentrum von Barikot führten. Dort waren schon zuvor zwei weitere buddhistische Heiligtümer entdeckt worden. Das könnte darauf hindeuten, dass diese Straße einst eine Art „Allee der Tempel“ war, in der sich die heiligen Stätten konzentrierten, wie die Archäologen erklären.

Neben den Ruinen der Tempel haben die Forscher bei ihrer Grabung mehr als 2.000 Objekte aus der indo-griechischen Zeit geborgen, darunter Keramik, Münzen, Siegel, Terrakottafiguren und Schmuckstücke. Auch einige Inschriften in Stein und Stuck wurden an den Gebäuderesten entdeckt.

Die neuen Funde in Barikot werfen ein neues Licht auf die frühen Formen des Buddhismus und seine Verbreitung in der antiken Region Gandhara, sagen Olivieri und seine Kollegen. Sie wollen im Februar 2022 ihre Ausgrabungen nördlich der alten Tempelstrukturen fortsetzen. Auch dort gibt es Hinweise auf buddhistische Bauten.

Quelle: Ca‘ Foscari University of Venice

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