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Naturkatastrophen

Island: Droht ein Ausbruch des Grimsvötn?

Gletschervulkan zeigt Anzeichen zunehmender Aktivität

Grimsvötn
Der isländische Vulkan Grimsvötn liegt normalerweise unter einem Gletscher verborgen, doch der Ausbruch im Mai 2011 hat hier das Eis geschmolzen und den Krater freigelegt. © Boaworm/CC-by-sa 3.0

Gehäufte Beben, vulkanische Gase und eine schleichende Hebung: Auf Island mehren sich die Anzeichen für einen neuen Ausbruch des Gletschervulkans Grimsvötn. Eine solche Eruption könnte große Aschenwolken verursachen und verheerende Schmelzwasser-Sturzfluten auslösen. Die isländische Wetterbehörde hat den Status des Grimsvötn inzwischen von grün auf gelb hochgestuft. Wann ein Ausbruch kommt, lässt sich jedoch noch nicht genau vorhersagen.

Der Grimsvötn ist einer der aktivsten Vulkane Islands, bleibt aber meist unsichtbar. Denn sein acht Kilometer großer Krater ist normalerweise von der rund 200 Meer dicken Eisdecke des Vatnajökull-Gletschers bedeckt. Dadurch bergen die Ausbrüche des Grimsvötn eine doppelte Gefahr: Sie können gewaltige Dampf- und Aschewolken ausstoßen, aber auch zerstörerische Schmelzwasser-Fluten verursachen – sogenannte Jökulhlaups (Gletscherläufe).

Grimsvötn 2011
Satellitenbild der Ausbruchswolke beim Grimsvötn-Ausbruch im Mai 2011. © NASA/ Goddard Space Flight Center

Seit seinem letzten größeren Ausbruch im Jahr 2011 hat es am Grimsvötn nur kleinere Eruptionen gegeben. Der Vulkan ist aber dafür bekannt, sehr aktiv zu sein und regelmäßig auch große Ausbrüche zu durchleben.

Erdbeben, Hebung und zunehmende Hitze

Jetzt mehren sich die Anzeichen dafür, dass erneut eine große Eruption am Grimsvötn bevorsteht. Nach Angaben des isländischen Met Office, der auch für die Vulkane zuständigen Wetterbehörde, gibt es mehrere Indizien für eine steigende Aktivität des Vulkans. So war die Erdbebenhäufigkeit im letzten Monat deutlich höher als normal und der Untergrund rund um den Krater hat sich deutlich angehoben. Der Grad dieser Hebung übertreffe schon jetzt die des Ausbruchs von 2011, heißt es.

Ein weiteres Anzeichen ist der vermehrte Austritt vulkanischer Gase im Gletschergebiet oberhalb des Grimsvötn. Messungen zufolge haben sich in den letzten Monaten zudem die geothermische Aktivität und der Wärmefluss im Vulkangebiet signifikant erhöht. Beides gilt als Vorzeichen eines bevorstehenden Ausbruchs: „Eine Zunahme der Seismizität und des Wärmeflusses wird typischerweise ein halbes Jahr bis zwei Jahre vor einem Caldera-Ausbruch beobachtet“, erklärt der Vulkanologe Magnús Guðmundsson von der Universität Island.

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Akute Gefahr einer Gletscher-Sturzflut

Sorge bereitet den Vulkanologen auch ein weiteres Symptom: Der Wasserstand im subglazialen See über dem Grimsvötn ist deutlich angestiegen. Die zunehmende Vulkanhitze schmilzt das Gletschereis und lässt dieses rund 100 Meter tiefe Reservoir volllaufen. Inzwischen hat der Pegel schon höhere Werte erreicht als 2004 und 2010, wie das Met Office mitteilt. In diesen beiden Jahren kam es zu einem abrupten Auslaufen des Grimsvötn-Sees – einem Jökulhlaup.

Damit besteht auch jetzt die Gefahr, dass sich eine solche Sturzflut ereignet. „Die Wahrscheinlichkeit für einen Jökulhlaup in den kommenden Monaten steigt“, heißt es auf der Seite der isländischen Wetterbehörde. Sollte das passieren, könnte dies einen Ausbruch des Grimsvötn provozieren. Denn wenn sich der Schmelzwassersee über dem Vulkan abrupt entleert, kommt es zu einer plötzlichen Druckentlastung, die den Vulkan destabilisiert und den Ausbruch hervorruft.

„Schon wiederholt wurden Ausbrüche getriggert, nachdem Jökulhlaups den Wasserspiegels im Caldera-See abgesenkt haben“, erklärt Guðmundsson.

Warnstufe auf „Gelb“

„Zahlreiche Datensätze sprechen dafür, dass der Grimsvötn-Vulkan eine Phase der Unruhe begonnen hat – vergleichbar denen, die vor historischen Ausbrüchen beobachtet wurden“, heißt es beim Met Office. Die Behörde hat deshalb den Status des Gletschervulkans offiziell von grün auf gelb hochgestuft. Dies bedeutet, dass der Vulkan wegen seiner gestiegenen Aktivität noch intensiver überwacht werden muss.

Das bedeute aber nicht, dass eine Eruption unmittelbar bevorstehe, betonen die Wissenschaftler. Dennoch sei ein Auslaufen des Schmelzwassersees wahrscheinlich und das könnte einen Ausbruch nach sich ziehen.

Quelle: Icelandic Met Office, University of Iceland

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