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Island: Droht auch ein Ausbruch der Katla?

Der Eyjafjallajökull, sein Ausbruch und die Folgen

Ausbruch auf dem Fimmvörðuháls-Pass am 2. April © CC-by-sa 3.0

Der jetzige Ausbruch des Eyjafjallajökull kam nicht überraschend, das Ausmaß seiner Folgen vielleicht schon. Der Gletschervulkan speit nach wie vor Lava und Asche. Vulkanologen befürchten nun, dass sein Ausbruch auch die benachbarte Katla, einen der größten und aktivsten Vulkane Islands wecken könnte.

Der ganz im Süden Islands liegende Vulkan Eyjafjallajökull ist von einer rund 78 Quadratkilometer großen Eiskappe bedeckt, die als Gletscherzungen bis in die umliegenden Täler hinab reichen. Der Vulkan selbst gehört zur südlichen Vulkanzone Islands und besitzt eine drei bis vier Kilometer große Caldera, von der sich zahlreiche Spalten bis zu 30 Kilometer in das Umland erstrecken. Seit der Besiedelung Islands um 870 ist der Eyjafjallajökull nur vier Mal ausgebrochen, das letzte Mal im Jahr 1822.

Der jetzige Ausbruch des Eyjafjallajökull am 14. April 2010 kam nicht überraschend, er kündigte sich bereits Monate vorher an. Schon im Februar hatten Vulkanologen deutliche Deformationen der Erdkruste über dem Vulkan registriert, Anfang März häuften sich schwache Erdstöße. Am 20. März 2010 kam es dann zu einem ersten Ausbruch auf dem Pass Fimmvörðuháls zwischen Eyjafjallajökull und Mýrdalsjökull. Dabei floss silikatreiche Lava aus Spalten und Schloten bis über die Eisdecke.

Der Ausbruch des 14. April

Nach einer kurzen Beruhigung öffnete sich dann am frühen Morgen des 14. April eine Reihe neuer Krater unter der Eisdecke der zentralen Caldera des Eyjafjallajökull. Gegen sieben Uhr früh begann das durch die neue Eruption erzeugte Schmelzwasser von der Eiskappe abzufließen, eine Rauchwolke bildete sich. Messungen mit einem Radarinstrument an Bord eines Messflugzeugs enthüllten, dass aktive Schlote auf einer Länge von zwei Kilometern entlang einer Nord-Südlinie aufgebrochen waren und Asche und Lava ausstießen. Zu diesem Zeitpunkt erreichte die Aschenwolke bereits eine Höhe von acht Kilometern und wurde von Westwinden nach Osten abgetrieben.

Schmelzwasser und Aschewolke

Das Schmelzwasser des Ausbruchs ergoss sich im Laufe des 14. April mehrfach als „Jökulhlaup“-Flutwelle in die Niederungen und zerstörte Straßen und andere Infrastruktureinrichtungen. Die Bevölkerung der umliegenden Ortschaften wurde evakuiert. Staub, Lavabrocken und Asche vom Vulkan regneten über Südost-Island nieder. Nach Angaben von isländischen Vulkanologen hat der Eyjafjallajökull in den ersten drei Tagen seit Beginn der Eruption rund 140 Millionen Kubikmeter vulkanisches Material ausgestoßen, ein Großteil davon als Staub und Asche der Eruptionswolke. Der durchschnittliche Magmenausstoß liegt bei 300 Kubikmeter pro Sekunde oder 750 Tonnen pro Sekunde.

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Vulkanologen rechnen damit, dass die Aktivität des Vulkans noch länger anhalten wird. Da jedoch die Hauptwucht der Eruptionen durch verdampfendes Wasser und Eis ausgelöst wird, könnte sich die Intensität des Ausbruch schon in den nächsten Tagen verringern. Das erklärte der Vulkanologe Bernd Zimanowski von der Universität Würzburg gegenüber dem „Spiegel“. Bisher sind zwischen zehn und 30 Prozent der Eisskappe über dem Vulkan geschmolzen, ist das EIs über dem Schlot komplett abgetaut, fehltn es den Dampfexplosionen an Nachschub.

Eiskappen und Calderen von Eyjafjallajökull (links vorne) und Katla (rechts) © Magnús T. Gudmundsson et.al / Nordic Volcanological Centre

Ausbruch der Katla droht

Der Ausbruch des Eyjafjallajökull könnte noch eine möglicherweise weit größere Gefahr nach sich ziehen: einen Ausbruch des Nachbarvulkans Katla. Der rund 15 Kilometer nordöstlich liegende, weitaus größere Gletschervulkan gehört zu den aktivsten und explosivsten Islands. Seine letzte größere Eruption im Jahr 1918 gehört zu den stärksten Ausbrüchen des 20. Jahrhunderts und war durch besondere Explosivität gekennzeichnet. Damals bildete die austretende Lava eine drei Kilometer große Halbinsel vor der Küste. Insgesamt brach Katla in den letzten tausend Jahren mehr als 20 Mal aus.

Angst vor großen Jökulhlaups

Am gefürchtetsten sind die Jökulhlaups, gewaltige Flutwellen von Schmelzwasser, die an der Katla mit mehr als 100.000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde ins Tal rasen können. Ausbrüche des Vulkans in prähistorischer Zeit erreichten sogar 250.000 Kubikmeter pro Sekunde, das entspricht der zweifachen Wassermenge des Amazonas. Die Schmelzwasserströme am Eyjafjallajökull erreichen wegen der geringeren Dicke der Eiskappe maximal rund 10.000 Kubikmeter pro Sekunde. Ob allerdings die jetzige Aktivität des Eyjafjallajökull wieder, wie schon einmal im Jahr 1821-23, eine Eruption der Katla nach sich ziehen wird, ist zurzeit noch unklar. Die Vulkanologen schließen dies jedoch nicht aus.

(Nordic Volcanological Centre, Universität von Island, 19.04.2010 – NPO)

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