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Klima

IPCC bewertet CO2-Lagerung

Sequestrierungstechnologien frühestens Mitte des Jahrhunderts ausgereift

Zurzeit wird eine neue Technologie zur Lagerung von Treibhausgasen weltweit intensiv diskutiert: Sie soll ermöglichen, umweltschädliches Kohlendioxid unter der Erde oder in Ozeanen zu speichern. Jetzt haben auch die UN- Klimaexperten des International Panel on Climate Change (IPCC) diese Technologie im Hinblick auf seine Klimaschutzwirkung untersucht und bewertet.

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Der fossile Energieträger Kohle enthält große Mengen Kohlenstoff, der bei der Verbrennung das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) freisetzt. Mithilfe der so genannten Sequestrierung soll dieses bereits am Ort des Entstehens, etwa im Schlot eines Kraftwerks, aufgefangen und anschließend unterirdisch verpresst werden, zum Beispiel in leeren Ölfeldern oder Gaslagerstätten.

Technologie noch nicht ausgereift

Das IPCC veröffentlichte am Montag in Montreal einen Report zur Speicherung von Kohlendioxid. Nach Einschätzung der Wissenschaftler ist die Technik zur Lagerung von CO2 zwar prinzipiell für den Klimaschutz geeignet, aber frühestens Mitte dieses Jahrhunderts ausgereift. Sie plädieren daher für den schnellen Umbau der Energiewirtschaft auf Basis Erneuerbarer Energien. Denn um den Klimawandel noch abzuwenden, sei die schnellstmögliche Reduzierung des CO2-Ausstoßes notwendig.

Viele technische Probleme der Sequestrierung seien bisher ungelöst. Die Speicherung großer Mengen CO2 im Untergrund würde potentielle Speicherplätze etwa in Deutschland schnell füllen. Das Risiko von Leckagen – und damit die Gefährdung von Menschen, Ökosystemen oder auch Grundwasser – könnte zunehmen. Außerdem entweichen noch etwa 15 Prozent des bei der Verbrennung entstehenden CO2 weiterhin in die Luft.

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Sequestrierung allein nicht ausreichend

Die Umweltorganisation Greenpeace warnte davor, diese Idee als Wunderwaffe im Kampf gegen den Klimawandel zu begreifen. „Erst einmal muss es darum gehen, Kohlendioxid überhaupt nicht entstehen zu lassen. Noch ist die Technik der so genannten Verpressung nicht ausgereift und der um sich greifende Wunderglaube führt zu Fehlinvestitionen“, sagt Gabriela von Goerne, „in 50 Jahren sieht das vielleicht anders aus.“ Sie ist Geologin und Energieexpertin bei Greenpeace. Außerdem gehört sie zum Experten-Gremium des IPCC (International Panel on Climate Change) der Vereinten Nationen und hat an einem IPCC-Report zur Speicherung von Kohlendioxid mitgearbeitet.

„Setzen wir nur auf die Kohlendioxid-Verpressung, geraten wir in eine Sackgasse“, warnt von Goerne. „Wir würden uns auf die fossile Energieversorgung mit Kohle festlegen – im Prinzip das, was wir heute haben.“ Investitionen in Kraftwerke seien aber langfristige Entscheidungen. Das in Kohle investierte Geld fehle im Klimaschutz oder für saubere Energieträger.

In Berlin treffen sich zurzeit Vertreter des Führungsforums zur Kohlendioxidspeicherung (CSLF). Dem Forum gehören mittlerweile 18 Nationen an, darunter auch Deutschland. Es ist von den USA ins Leben gerufen worden, deren Regierung weiter auf Kohle und Öl setzt und sich der Unterzeichnung des Kyoto-Protokolls verweigert, das für die Staaten verbindliche Ziele zu Reduktion der Treibhausgase vorschreibt.

(IPCC, Greenpeace, 28.09.2005 – NPO)

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