Anzeige
Geowissen

Hurrikans werden „transparenter“

WiSAR soll vernichtende Stürme im Detail vorhersagen

Für den Hurrikan „Katrina“ ermittelten die GKSS-Forscher mittlere Windgeschwindigkeiten von über 200 Stundenkilometern. © GKSS

Wissenschaftler des GKSS-Forschungszentrums Geesthacht haben ein neues Verfahren entwickelt, um einen Blick in das Innere eines Hurrikan zu werfen und dessen Windrichtung und –geschwindigkeit genauer zu berechnen. Mithilfe von WiSAR (Wind Fields From SAR) ermittelten die Forscher für den Hurrikan „Katrina“ mittlere Windgeschwindigkeiten von über 200 Stundenkilometern.

„Mit Hilfe von WiSAR erlangt die Wissenschaft neue Erkenntnisse über die physikalischen Prozesse in einem Hurrikan. In Zukunft könnten diese Bilder in der Lage sein, vernichtende Stürme im Detail vorherzusagen“, betont der Ozeanograph Jochen Horstmann vom Institut für Küstenforschung des GKSS.

WiSAR misst mittels eines satellitengestützten Radars hoch aufgelöste Windfelder über dem Ozean. Mit den Windfeldern lassen sich auch Aussagen über die Größe des Hurrikanzentrums, dem so genannten Auge, sowie dessen Form und genauer Position treffen.

„Black-Box“ Hurrikan

Betrachtet man ein herkömmliches optisches Satellitenbild, erkennt man einen Hurrikan an den Wolken, die sich spiralförmig um das Auge des Wirbelsturms drehen. Was sich genau im Inneren des Hurrikans abspielt, bleibt jedoch unsichtbar.

Um die dortigen Windgeschwindigkeiten zu ermitteln, durchqueren in der Regel Piloten mit Messflugzeugen den Hurrikan. Trotz der hohen Belastung für Mensch und Technik liefern die so gewonnenen Daten nur punktuelle Momentaufnahmen. Anders mit dem Verfahren WiSAR der GKSS. Die Wissenschaftler aus Geesthacht erhalten Radardaten von Bord des Europäischen Fernerkundungssatelliten ENVISAT oder des Kanadischen Satelliten RADARSAT-1.

Anzeige

SAR kann durch Wolken sehen

Das spezielle Radar (SAR) blickt durch die Wolkendecke und die gewonnenen Daten geben Auskunft über die kleinskalige Rauhigkeit an der Meeresoberfläche. Da diese kleinen Wellen vom Wind verursacht werden, lässt deren Strukturanalyse die Berechung von Windrichtung und Stärke zu.

„WiSAR erlaubt die Ermittlung der Windgeschwindigkeit in einem sehr hoch aufgelösten Raster von 200 Metern über ein 500 Kilometer breites Gebiet und wir sind zusätzlich in der Lage, die Windrichtung bis auf eine Genauigkeit von 18° zu bestimmen“, erläutert Horstmann. Die Genauigkeit der ermittelten Windgeschwindigkeit beträgt 1.5 m/s für Windgeschwindigkeiten kleiner als 20 m/s.

Stürme bald präzise vorhersagbar?

Das Geesthachter Verfahren WiSAR wird derzeit in Florida am CSTARS (Center for Southeastern Tropical Advanced Remote Sensing) der Universität Miami eingesetzt. Ziel der amerikanischen Forscher ist es, Informationen über Hurrikans in nahezu Echtzeit, den Vorhersagen zur Verfügung zu stellen.

Die Wissenschaftler werden demnächst über die Weiterentwicklung von WiSAR zur Bestimmung von Winden mit Orkanstärke in der Fachzeitschrift „Geophysical Research Letters“ berichten.

(GKSS, 08.09.2005 – DLO)

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

News des Tages

NAchglühen von GRB 221009A

Rekord-Ausbruch überrascht Astronomen

Neue fossile Riesenschlange entdeckt

Warum Chinas Großstädte absinken

Landschaft unter dem Thwaites-Gletscher kartiert

Diaschauen zum Thema

keine Diaschauen verknüpft

Dossiers zum Thema

Hurrikans - Zerstörerische Wirbelstürme im Aufwind?

Regen - Wolken, Wetter, Wassertropfen

Wetterextreme - Klimatische "Ausrutscher" oder Folgen des Klimawandels?

Klimawandel - Bringt der Mensch das irdische Klima aus dem Gleichgewicht?

Bücher zum Thema

Atmosphäre im Wandel - Die empfindliche Lufthülle unseres Planeten von Thomas E. Graedel, Paul J. Crutzen

Die Jahrhundertflut - Das offizielle ARD-Buch zur Flutkatastrophe von Wolfgang Kenntemich in Zusammenarbeit mit der ARD-Brennpunkt-Redaktion

Das Jahrtausend der Orkane - Entfesselte Stürme bedrohen unsere Zukunft von Joachim Feyerabend

Wetter & Klima - Das Spiel der Elemente - Atmosphärische Prozesse verstehen und deuten von Dieter Walch und Harald Frater

Naturkatastrophen - Wirbelstürme, Beben, Vulkanausbrüche - Entfesselte Gewalten und ihre Folgen von Inge Niedek und Harald Frater

Top-Clicks der Woche