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Geowissen

Hurrikans werden stärker

Anteil der Wirbelstürme der höchsten Kategorie fast verdoppelt

Blick ins Auge von Katrina © Jeff Weber / UCAR

Die Anzahl der schweren Hurrikans weltweit nimmt zu. In den letzten 35 Jahren gab es nahezu doppelt so viele Wirbelstürme der Kategorien 4 und 5, auch wenn die Gesamtzahl der Hurrikans seit den 1990ern abgenommen hat. Das ist das Ergebnis einer jetzt in „Science” veröffentlichten Studie amerikanischer Forscher. Der Anstieg der Hurrikanstärke ereignet sich zeitgleich zum Anstieg der Meerestemperaturen.

Peter Webster, Professor für Erd- und Atmosphärenforschung an der Georgia Tech Universität und Greg Holland vom Nationalen Atmosphärenforschungszentrum der USA (NCAR) untersuchten die Anzahl, Dauer und Intensität von tropischen Wirbelstürmen weltweit zwischen 1970 bis 2004.

Wirbelstürme der Kategorie 4 erreichen Windgeschwindigkeiten von 210 bis 250 Kilometer pro Stunde, Hurrikans der Kategorie 5 können noch deutlich darüber liegen.

Deutlicher Anstieg in der Intensität

“Was wir fanden, war erstaunlich”, erklärt Webster. „In den 1970ern gab weltweit durchschnittlich zehn Hurrikans der Kategorien 4 und 5 pro Jahr. Seit 1990 hat sich die Anzahl der Kategorie 4 und 5-Stürme nahezu verdoppelt, sie liegt jetzt bei 18 pro Jahr.“

Gleichzeitig nehmen die starken Hurrikans auch einen größeren Anteil in der Gesamtzahl der Wirbelstürme ein, wie Judith Curry, Koautorin der Studie erklärt. „1970 fielen 20 Prozent aller Hurrikans in die Kategorien 4 und 5, aber während der letzten Dekade machten sie bereits 35 Prozent aller Wirbelstürme aus.“ Den deutlichsten Anstieg der starken Stürme stellten die Forscher im Nord- und Südwest Pazifik fest, sowie im Indischen Ozean. Geringere Steigerungen traten dagegen im Nordatlantik auf.

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Zusammenhang mit Meerestemperatur?

Diese Entwicklung ist zeitgleich mit einem Anstieg der Temperaturen des Oberflächenwassers der Ozeane während er Hurrikansaison seit 1970. „Unsere Ergebnisse sind konsistent mit der Theorie, dass es einen Beziehung zwischen steigenden Meerestemperaturen und der Hurrikanintensität gibt“, so Webster. „Allerdings ist es kein einfacher Zusammenhang. Tatsächlich ist es sehr schwierig zu erklären, warum die Gesamtzahl der Wirbelstürme und ihre Langlebigkeit während der letzten Dekade abgenommen hat, obwohl die Meerestemperaturen gestiegen sind.“

Sonderfall Nordatlantik

Die einzige Region, in der tropische Zyklone und Hurrikans insbesondere seit 1995 nicht nur in ihrer Intensität, sondern auch in ihrer Häufigkeit und Dauer zugenommen haben, ist der Nordatlantik. Während heute acht bis neuen Wirbelstürme im Jahr die Regel sind, waren es zuvor durchschnittlich nur sechs bis sieben. Überproportional stark nahmen auch hier die Hurrikans der Kategorien 4 und 5 zu: ihre Anzahl stieg von 16 im Zeitraum von 1975 bis 1989 auf 25 in der Zeit von 1990 bis 2004 – dies entspricht einem Anstieg von 56 Prozent.

Eine kürzlich im Journal Nature veröffentlichte Studie kam trotz anderer Analysemethoden zu einem ähnlichen Ergebnis. Kerry Emanuel vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) stellte darin fest, dass die Wirbelstürme im Nordatlantik und Nordpazifik sowohl in ihrer Dauer als auch in ihrer Stärke zugenommen haben.

Ob diese Entwicklung allerdings durch den anthropogenen Klimawandel verursacht wurde, ist, so die Forscher, noch unklar. Webster: „Wir brauchen eine längere Datenreihe von Hurrikanstatistiken und wir müssen erst die Rolle der Hurrikans für die Wärmebilanz und -zirkulation in Atmosphäre und Ozeanen besser verstehen.“

Weitere Forschung nötig

Webster aktuelles Ziel ist es, die grundlegende Rolle der Wirbelstürme für das Klima des Planeten zu bestimmen. „Wenn wir verstehen, warum es rund 85 starke Stürme im Jahr gibt und nicht 200 oder 25, dann könnten wir vielleicht sagen, ob das, was wir sehen mit einem Szenario der globalen Erwärmung konsistent ist oder nicht“, so der Forscher.

„Ohne dieses Verständnis, ist eine Prognose von Anzahl und Intensität tropischer Stürme für eine zukünftige, wärmere Welt eine rein statistische Hochrechnung.“ Eine Reihe weiterer Analysen und Computermodelle soll nun dazu beitragen, genauere Details über tropische Zyklone und Stürme herauszufinden.

(NCAR, 19.09.2005 – NPO)

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