Der Klimawandel ist bereits in vollem Gange, da sind sich die Wissenschaftler einig. Doch welche Folgen ergeben sich daraus in Zukunft für das Wetter und Klima zwischen Wattenmeer und Oberbayern? Antwort auf diese Frage gibt jetzt ein neues regionales Klimamodell. Nach den Modellrechnungen wird es in Deutschland schon bald deutlich wärmer. Bis zum Ende des Jahrhunderts steigen die Temperaturen nach den Ergebnissen der Wissenschaftler um 1,8 bis 2,3 Grad Celsius gegenüber den Jahren 1961 bis 1990. Die stärkste Erwärmung wird es dabei vermutlich im Norden Deutschlands – außerhalb des Küsten – sowie in den Voralpen geben.
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Bei den Niederschlägen ergibt sich dagegen ein weniger einheitliches Bild. Die regionalen Unterschiede dürften hier groß sein: Beispielsweise errechneten die Forscher der Firma Climate & Environment Consulting Potsdam (CEC) im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) für das ohnehin schon trockene norddeutsche Tiefland bis zu 50 Prozent weniger Niederschläge. In den Gebirgsregionen dürften dagegen vor allem im Winter die Niederschläge im Mittel zunehmen.
"Die Modellrechnungen verdeutlichen, was mit dem Klimawandel auf uns zu kommen dürfte. Das hilft uns dabei, uns rechtzeitig auf diese unabwendbaren Folgen einzustellen.", kommentierte der Präsident des Umweltbundesamtes Professor Andreas Troge die Ergebnisse. Mit den nun vorliegenden Klimaprojektionen des Modells WETTREG (Wetterlagen- basierte Regionalisierungsmethode) lasse sich besser einschätzen, wie sich der Klimawandel in Deutschland regional auswirken könne und welche Regionen besonders betroffen sein könnten.
Verschiedene Szenarien modelliert
Für die WETTREG-Modellrechnungen legten die Potsdamer Forscherinnen und Forscher zwei verschiedene Szenarien für die künftig möglichen, überwiegend vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen zugrunde: Ein erstes "höheres Emissionsszenario" geht – unter anderem – von einer global orientierten Entwicklung mit starkem Wirtschaftswachstum und einer weiteren Nutzung der fossilen Energieträger Kohle, Öl und Gas aus. Gleichzeitig steigt in diesem Szenario der Anteil klimafreundlicher, erneuerbarer Energien – wie Biomasse, Wind- und Wasserkraft sowie Geothermie.
Das zweite, "niedrige Emissionsszenario" beruht – unter anderem – auf einer verstärkten Einführung emissionsarmer und Ressourcen schonender Techniken. Auch das "niederigere Emissionssenario" wäre jedoch nicht geeignet, abrupte Klimaänderungen und drohende unumkehrbare Klimafolgen zu verhindern.
Auf Basis beider Emissionsszenarien ergibt das Klimamodell WETTREG deutlich höhere Tagesmitteltemperaturwerte in Deutschland bis zum Ende dieses Jahrhunderts. Das höhere Emissionsszenario zeigt für die Jahre 2071 bis 2100 einen über ganz Deutschland gemittelten Temperaturanstieg von 2,3 Grad Celsius gegenüber den Jahren 1961 bis 1990. Beim niedrigeren Emissionsszenario steigen die Temperaturwerte im Mittel noch um 1,8 Grad Celsius. Die stärkste Erwärmung erwarten die Forscherinnen und Forscher im gesamten Norden Deutschlands – mit Ausnahme der Küstenregionen – und im Voralpenraum. Eine geringere Erwärmung zeigt sich an der Nord- und Ostseeküste, in den zentralen Mittelgebirgen und im Osten Bayerns.
Gegenläufige Tendenzen in Sommer und Winter
Für die Niederschläge weisen die WETTREG-Projektionen für beide Emissionszenarien regional gegenläufige Tendenzen im Sommer und Winter auf: Im Sommer nehmen die Niederschläge deutschlandweit im Mittel um 22 Prozent (höheres Emissionsszenario) oder um 17 Prozent (niedrigeres Emissionsszenario) ab. Den stärksten Rückgang der sommerlichen Niederschläge zeigen die Berechnungen für das nordostdeutsche Tiefland: nach dem höheren Emissionsszenario um bis zu 50 Prozent.
Zudem ermittelte WETTREG für diese Region auch eine unterdurchschnittliche Zunahme der mittleren Niederschläge im Winter. Im Winter nehmen die mittleren Niederschläge deutschlandweit um 30 Prozent (höheres Emissionsszenario) oder um 19 Prozent (niedrigeres Emissionsszenario) zu. Hiervon sind besonders die Gebirgsregionen betroffen. Das höhere Emissionsszenario zeigt maximale Zunahmen von bis zu 80 Prozent im Bereich von Eifel und Hunsrück. Auch für den Odenwald, den Spessart, die Rhön und Unterfranken steigen die Niederschläge stellenweise um über 70 Prozent.
Das UBA hält es auf der Grundlage der neuen Erkenntnisse für dringend erforderlich, eine bundesweite und fachlich fundierte Diskussion – quer über alle wirtschaftlichen Sektoren hinweg – zu den Auswirkungen des Klimawandels und den Anpassungsmöglichkeiten zu führen. Die im Oktober 2006 von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel gestartete Vorbereitung einer "Deutschen Strategie zur Anpassung an den Klimawandel" bietet hierfür eine gute Plattform.
(idw – Umweltbundesamt (UBA), 30.01.2007 – DLO)