Die Hitzewelle im Sommer 2003 hatte massive Auswirkungen auf die Produktivität der Ökosysteme in Europa: Dies haben europäische Wissenschaftler im CarboEurope-IP-Projekt in einer umfassenden Untersuchung herausgefunden. Wie die Forscher im Wissenschaftsmagazin „Nature“ berichten, sank die Leistungsfähigkeit der Ökosysteme und die Pflanzen und Bäume nahmen deutlich weniger Kohlendioxid auf als normal.
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Die europäische Hitzewelle während des Sommers 2003 brachte den wärmsten August seit Beginn der Klimabeobachtungen, verursachte massive Waldfeuer und kostete nach Schätzungen 35.000 Menschen das Leben. Jetzt haben europäische Forscher unter Beteiligung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), im CarboEurope-IP-Projekt eine weitere massive Konsequenz der extremen Witterung im Sommer 2003 nachgewiesen: Das Vegetationswachstum über Europa verringerte sich durch den trockenen und heißen Sommer um rund 30 Prozent und damit so stark wie nie zuvor.
Damit fielen nicht nur Getreideerträge und Waldwachstum deutlich niedriger aus, sondern auch die Fähigkeit der Ökosysteme CO2 zu binden. Die Wälder konnten – so Forscher vom Institut für Hydrologie und Meteorologie der TU Dresden, die ebenfalls am Projekt beteiligt waren – nur noch circa 50 Prozent der ursprünglichen Menge an CO2 speichern. Die dämpfende Wirkung der Wälder auf die globale Erwärmung verringerte sich entsprechend.
Düngeeffekt des CO2-Anstiegs zunichte gemacht
Diese Ergebnisse konterkarieren nach Angaben der PIK-Forscher gegenwärtige Vorstellungen, nach denen die Klimaerwärmung im Allgemeinen das Pflanzenwachstum fördere und die Wachstumsperiode verlängere, wodurch die Aufnahme von Kohlendioxyd erhöht werden solle. Spätestens jetzt, so die Wissenschaftler weiter, müssen wir annehmen, dass die mit dem CO2-Anstieg in der Atmosphäre verbundene Erwärmung erhebliche Nebenwirkungen wie beispielsweise Trockenheit verursacht. Unter diesen Bedingungen wird der angenommene positive Düngeeffekt des CO2-Anstiegs auf das Pflanzenwachstum zunichte gemacht.
Für diese Analyse kombinierten die Wissenschaftler direkte Beobachtungen des Kohlendioxyd-Austauschs zwischen Ökosystemen und Atmosphäre, Satellitendaten über den Zustand der Vegetation und Erntestatistiken mit Computersimulationen der Europäischen Ökosysteme. In Deutschland spielten das Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena und das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung führende Rollen bei der Aufnahme und Analyse der Daten.
Immer öfter „Jahrhundertsommer“
Zusätzliche Effekte von massiven Waldbränden und indirekte mittelfristige Wirkungen sind in der Studie noch gar nicht berücksichtigt, und es ist noch zu früh, längerfristige Einflüsse solcher Klimaextreme auf die Ökosysteme (beispielsweise Widerstand gegenüber Krankheitserregern, Änderungen der Vegetationszusammensetzung) zu beurteilen.
Klimasimulationen sagen vorher geht davon aus, dass in 50 bis 100 Jahren Sommer wie 2003 normal sein könnten. Damit liefern die 2003 gewonnen Erkenntnisse einen Blick in die „Klimazukunft“. Durch die bei Hitze verminderte Fähigkeit der Wälder, CO2 aufzunehmen, könnte die globale Erwärmung noch weit größere Folgen haben, als bisher vermutet.
(idw – Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, TU Dresden, 23.09.2005 – DLO)