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Himalaja erdbebengefährdeter als erwartet?

Starke Beben könnten sich schneller wiederholen

Bisher galten die Bruchzonen, an denen sich größere Erdbeben ereignet haben, als „immun“ gegenüber Beben ähnlicher Stärke – und dies teilweise für Hunderte von Jahren. Doch jetzt haben Wissenschaftler festgestellt, dass diese „Immunität“ nicht für Erdbeben deutlich größerer Intensität gilt. Sie könnten daher viel früher eintreten als erwartet.

Ein eklatantes Beispiel für diese Erkenntnis ist das Erdbeben vom Dezember 2004 im Indischen Ozean, das einen verheerenden Tsunami auslöste. Nach Ansicht von Roger Bilham und seinen Kollegen von der Universität von Colorado zeigen die Erdstöße der Stärke 9,3, dass ein schweres Erdbeben auch eine Region erschüttern kann, in der zuvor Beben in Stärken bis zu 7,9 stattgefunden haben.

Himalaja-Beben als Modell

Die Wissenschaftler untersuchten Erdbeben im Himalaja in den letzten 1.000 Jahren und konzentrierten ihre Aufmerksam dabei auch auf das Erdbeben in Kaschmir im Oktober 2004.“Das Kaschmir-Beben hatte fast hundert Mal weniger Energie als das Beben vor Sumatra Ende 2004“, erklärt Bingham. „Die Kaschmir-Verwerfung war 16 Mal kürzer und fünf Mal schmaler, trotzdem hat es ganze Städte in seinem Gebiet ausgelöscht.“

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Das Beben in Kaschmir gehört zu den zerstörerischsten, die sich jemals auf dem indischen Subkontinent ereignet haben. Bingham führt dies hauptsächlich auf die schlechte Bauqualität in der Region zurück. Er und seine Kollegen versuchen festzustellen, was die Intervalle zwischen den wiederkehrenden Beben und ihre Stärke bestimmt.

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“Nach dem, was wir aus dem Beben von 2004 gelernt haben, glauben wir, dass auch Regionen im Himalaja, in denen erst kürzlich Erdstöße der Stärke 7,8 registriert wurden – wie dem Kanga Distrikt – nicht immun gegen ein zukünftiges, noch stärkeres Beben sein könnten“, erklärt Bingham. “Wir vermuten, dass ein gigantisches Reservoir von elastischer Energie nicht nur unter dem Himalaja existiert, sondern auch unter dem südlichen Tibet. Dieses Energiereservoir wird dann besonders effizient durch Erdbeben angezapft, wenn die Verwerfungen lang sind.“

Wiederholraten heute kürzer

Bingham und seine Kollegen entwickelten ein „theoretisches Gesetz“, dass Erdbeben unterschiedlicher Stärke mit der geographischen Ausdehnung und Wiederholzeit an ihrer Bruchzone verknüpft. Sie schlussfolgern daraus, dass für Erdbeben der jüngeren Vergangenheit eine Wiederholrate von rund 500 Jahren typisch ist, im Mittelalter dagegen noch rund 2.000 Jahre üblich waren.

„Wir postulieren, dass diese seltenen Ereignisse sehr viel längere Bruchzonen nutzten, als die der jüngeren Vergangenheit“, so Bingham. „Wir stellen fest, dass diese großen Beben auch die Teile der Plattengrenze wieder aufbrechen können, die bereits in Beben der Stärken von bis zu 7,9 geborsten sind. Daher können auch jüngere Bruchzonen weitaus früher von starken Erdstößen getroffen werden, als es die Wanderungsgeschwindigkeit von Indien Richtung Asien erwarten lässt.“

(University of Colorado, 12.12.2005 – NPO)

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