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Archäologie

Hat David wirklich Goliat besiegt?

Bisher keine Beweise für die Existenz des Königs entdeckt

Steinschleuder © Hermera

In der Bibel ist David ein einfacher Hirtenjunge, der im Vertrauen auf Gott den Riesen Goliat besiegt und dann zum König Israels aufsteigt. Sein Image als leuchtendes Vorbild deckt sich allerdings nicht mit den Erkenntnissen von Archäologen und Historikern. Einige Wissenschaftler zweifeln sogar die Existenz Davids an. Das berichtet das Wissensmagazin National Geographic Deutschland in seiner Januar-Ausgabe.

Die Zweifel gründen sich vor allem darauf, dass trotz intensiver archäologischer Suche bisher so gut wie keine Spuren der Existenz von David gefunden wurden. Auch sein Sohn Salomo hinterließ keine öffentlichen Gebäude; so fand sich vom berühmten Salomonischen Tempel bislang kein einziger Stein. Die Bibel beschreibt detailliert Davids Aufstieg zum König – aber auch hier gibt es viele Ungereimtheiten.

Der Alttestamentler und Archäologe Wolfgang Zwickel aus Mainz stellt auch die berühmte Episode über den Kampf Davids gegen Goliat in Frage. Seiner Ansicht nach wurde sie erst nachträglich in die Lebensgeschichte des späteren Königs eingefügt. Ursprünglich war der Sieg im Zweikampf einem anderen Krieger zugeschrieben worden.

Die Bibel beschreibt das Leben Davids als Erfolgsgeschichte eines Schafhirten, der schon in jungen Jahren Kriegsruhm erlangte und später als König die Stämme Israels in einem Staat vereinte. Das Fazit von Historikern und Archäologen fällt nüchterner aus: Ihrer Ansicht nach war David ein Machtmensch, der vor nichts zurückschreckte, um seine Herrschaft zu festigen. Andere Wissenschaftler sehen in ihm allenfalls den Anführer eines unbedeutenden Kleinstaats mit beschränkten Möglichkeiten.

Nach Meinung von Israel Finkelstein, dem Direktor des Archäologischen Instituts der Universität Tel Aviv, verdichteten die Verfasser der Bibel den Prozess der Staatsbildung, der sich über Jahrhunderte erstreckte, geschickt in der Person Davids und ließen die gesellschaftlichen Veränderungen 100 bis 200 Jahre früher beginnen, als sie wirklich stattfanden. Sie wollten damit die davidische Dynastie, deren Heimat Juda und die Hauptstadt Jerusalem als eigentliche Keimzelle des Staats Israel und des Jahwe-Kults aufwerten.

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(National Geographic Deutschland, 28.12.2004 – DLO)

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